Robert-Geisendörfer-Preis 2015

Hotel für Menschen "mit und ohne Asyl"

Die Feature-Autorin Marianne Weil
Die Feature-Autorin Marianne Weil © Deutschlandradio / Torben Waleczek
Marianne Weil im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 18.09.2015
Flüchtlinge und Gäste unter einem Hoteldach - dieses Projekt haben Künstler in Augsburg erfolgreich umgesetzt. Die Autorin Marianne Weil hat das Experiment für ein Deutschlandradio-Feature begleitet. Dafür ist sie mit dem Robert-Geisendörfer-Preis ausgezeichnet worden.
Die Autorin und Regisseurin Marianne Weil ist mit dem renommierten Robert-Geisendörfer-Preis 2015 der Evangelischen Kirche ausgezeichnet worden: Für ihr Feature "Grandhotel für Alle!", gesendet am 10.5.2014 im Deutschlandradio Kultur.
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Flüchtlinge, Künstler und Hotelgäste in einem Augsburger Hotel unter einem Dach: Dieses von Künstlern im Augsburger "Grandhotel Cosmopolis" angestoßene Flüchtlingsprojekt hat die Autorin und Regisseurin Marianne Weil begleitet. Sie erzählte im Deutschlandradio Kultur von der Entstehung ihres Features. Die Idee, in einem Hotel Menschen mit und Menschen ohne Asyl zu versammeln, sei von den Initiatoren zunächst einmal als Verwirrspiel gedacht gewesen:
"Wer hat Asyl? Wer braucht Asyl? Darauf haben die Macher das auch angelegt. Keiner hat es verstanden. Ich habe das nicht verstanden. Im Ergebnis reden alle immer über "mit oder ohne Asyl". Und das ist, glaube ich, die Hauptpointe von dieser Idee gewesen. Das ganze Projekt soll ja irritierend einwirken auch in die Gesellschaft, deswegen 'mit und ohne Asyl'."
Die Gäste sind "neugierige Leute"
In dem Hotel gebe es einen Trakt für Asylbewerber und einen Trakt für Touristen mit zwölf Zimmern, berichtete Weil. Jeder dieser Räume sei unterschiedlich gestaltet – mal bunt, mal minimalistisch, mal mit lauter Spiegeln ausgestattet. Bei den Gästen dieses Hotels handele es sich meist um "neugierige Leute":
"Es gibt eine Uni, Kongresse, alle diese prodktiven Orte, wo junge Leute und Leute, die an der Gesellschaft basteln, nach Augsburg kommen. Die ziehen da auch ein. Weil es ein interessanter Ort ist, weil es ein zentraler Ort ist. Man trifft Menschen, mit denen man über alles reden kann. Und deswegen ist dieses Hotel, so wie andere Hotels auch, ausgebucht."
In der Begründung der Jury für den diesjährigen Robert-Geisendörfer-Preis heißt es: "Die Autorin (..) montiert ihr rhythmisch feinfühlig komponiertes Feature chronologisch: Von der euphorischen Bauphase der Unterkunft über den ermüdenden Behördenkampf bis zur Ernüchterung, nachdem eine Gastfamilie abgeschoben wurde."
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