Road Map für kulturelle Bildung
In der vergangenen Woche fand in Lissabon eine Weltkonferenz der UNESCO statt, bei der Wissenschaftler und Administratoren gemeinsam eine Art "Road Map" zur kulturellen Bildung verabschieden sollten. Die deutschen Delegationsteilnehmer berichteten jetzt von den Ergebnissen, wurden dabei aber wenig konkret.
"Jeder Mensch ist fähig zu gestalten und wer gestaltet, gewinnt Identität und Selbstvertrauen."
Christel Hartmann-Fritsch leitet einer Berliner Initiative, in der Künstler und Schüler zusammenarbeiten. Sie praktiziert, was in Lissabon in der vergangenen Woche auf Einladung der UNECSO von Kulturfunktionären diskutiert wurde: kulturelle Bildung: Musik, Theater, Film, Literatur, Malen, Tanz für Jugendliche – auch für jene, die zuhause musische Ausdrucksformen nicht kennen lernen.
"Wenn dann ein Junge, der in der Schule den Mund nicht aufgekriegt hat und als der Schweiger vom Dienst und der Nichtskönner auf einmal unbedingt Theater spielen will und da auch noch 'ne Hauptrolle spielt am Schluss und da einen großen Erfolg einheimst, dann hat er was für sich entdeckt, was unglaublich ist, das gibt Kraft, das müsste man eigentlich sehen und erkennen und dann würde man diese Jugendlichen unter einem ganz anderen Blickwinkel sehen. Die können nämlich auch was geben und die haben ganz viel zu sagen."
Die UNESCO hatte ein hehres Ziel: auf ihrer Weltkonferenz wollte sie Praktiker und Wissenschaftler, Administratoren und Nichtregierungsorganisationen und zusammenbringen und – in guter diplomatischer Manier – eine Road map, einen Aktionsplan verabschieden zur so genannten kulturellen Bildung: Die Unterzeichner sollten sich dazu bekennen, dass neben dem Spracherwerb, Mathematik und Naturwissenschaften auch musische Fächer auf die Stundenpläne der Schulen gehören.
Klingt wie selbstverständlich, ist aber kein Selbstgänger, obgleich viel gute Worte gemacht und viel gute Absicht bekannt wurde: Wie die road map für Palästina führte auch diese auf Irrwege: in den Dschungel der Verwaltung.
"Wir haben unser Interesse deutlich gemacht, dass wir die Bedeutung und die Aufgabe von kultureller Bildung als einer Schlüsselkompetenz umfassender Persönlichkeitsbildung weiterhin auch in den internationalen Gremien erörtern müssen."
Wolfgang Schlump, Referent aus dem Bundesbildungsministerium, bereitet auch die nächste UNESCO-Konferenz in Seoul zu nämlichem Thema vor. Aber es bleibt unklar, mit welchem Ziel. Wie es nun um die kulturelle Bildung bei uns bestellt ist, möchte man von ihm wissen?
"Die Möglichkeiten, die eigentlich in der kulturellen Bildung liegen, nämlich, sagen wir mal, die ästhetische Erfahrung, auch die Stärkung des Selbstbewusstseins, das kreative Herangehen an bestimmte Dinge, das spielt zuallerletzt eine Rolle, also es werden die Möglichkeiten kultureller Bildung auf kommunaler Ebene überhaupt noch nicht hinreichend ausgeschöpft."
Die fraglichen Schulfächer, Kunst, Musik und Darstellende Spiel unterliegen einem Verdrängungswettbewerb, sagt er. Vor allem aber. Wenn künstlerische Aktivität an staatlichen Schulen wirklich so wichtig wäre, gerade mit Blick auf die Kinder der rund 15 Millionen Migranten in unserem Land, dann wären wohl Inspiration und Phantasie gefragt, selbst in der Verwaltung. Sonst ist es kein Wunder, dass deutsche Kinder und Jugendliche am Nachmittag und auf freiwilliger Basis, also privat malen, musizieren oder filmen.
Generell müsse man all dies aber einmal untersuchen, sagt Schlump. Und da fällt es auch schon, des Bildungsexperten liebstes Stichwort: PISA, jetzt auch für die künstlerische Bildung. Und wie es sich gehört, folgt dann der Ruf nach dem Geld, auch in Deutschland, einem der reichsten UNESCO-Länder.
Das Grafitti an der Hauswand gegenüber sagt deutlicher als jede Studie, dass Jugendliche selbst künstlerische Ausdrucksformen suchen und provozieren – und man mag es niemandem verdenken, wenn man die Debatten um Educationprogramme auf Bildungskonferenzen verfolgt.
Christel Hartmann-Fritsch leitet einer Berliner Initiative, in der Künstler und Schüler zusammenarbeiten. Sie praktiziert, was in Lissabon in der vergangenen Woche auf Einladung der UNECSO von Kulturfunktionären diskutiert wurde: kulturelle Bildung: Musik, Theater, Film, Literatur, Malen, Tanz für Jugendliche – auch für jene, die zuhause musische Ausdrucksformen nicht kennen lernen.
"Wenn dann ein Junge, der in der Schule den Mund nicht aufgekriegt hat und als der Schweiger vom Dienst und der Nichtskönner auf einmal unbedingt Theater spielen will und da auch noch 'ne Hauptrolle spielt am Schluss und da einen großen Erfolg einheimst, dann hat er was für sich entdeckt, was unglaublich ist, das gibt Kraft, das müsste man eigentlich sehen und erkennen und dann würde man diese Jugendlichen unter einem ganz anderen Blickwinkel sehen. Die können nämlich auch was geben und die haben ganz viel zu sagen."
Die UNESCO hatte ein hehres Ziel: auf ihrer Weltkonferenz wollte sie Praktiker und Wissenschaftler, Administratoren und Nichtregierungsorganisationen und zusammenbringen und – in guter diplomatischer Manier – eine Road map, einen Aktionsplan verabschieden zur so genannten kulturellen Bildung: Die Unterzeichner sollten sich dazu bekennen, dass neben dem Spracherwerb, Mathematik und Naturwissenschaften auch musische Fächer auf die Stundenpläne der Schulen gehören.
Klingt wie selbstverständlich, ist aber kein Selbstgänger, obgleich viel gute Worte gemacht und viel gute Absicht bekannt wurde: Wie die road map für Palästina führte auch diese auf Irrwege: in den Dschungel der Verwaltung.
"Wir haben unser Interesse deutlich gemacht, dass wir die Bedeutung und die Aufgabe von kultureller Bildung als einer Schlüsselkompetenz umfassender Persönlichkeitsbildung weiterhin auch in den internationalen Gremien erörtern müssen."
Wolfgang Schlump, Referent aus dem Bundesbildungsministerium, bereitet auch die nächste UNESCO-Konferenz in Seoul zu nämlichem Thema vor. Aber es bleibt unklar, mit welchem Ziel. Wie es nun um die kulturelle Bildung bei uns bestellt ist, möchte man von ihm wissen?
"Die Möglichkeiten, die eigentlich in der kulturellen Bildung liegen, nämlich, sagen wir mal, die ästhetische Erfahrung, auch die Stärkung des Selbstbewusstseins, das kreative Herangehen an bestimmte Dinge, das spielt zuallerletzt eine Rolle, also es werden die Möglichkeiten kultureller Bildung auf kommunaler Ebene überhaupt noch nicht hinreichend ausgeschöpft."
Die fraglichen Schulfächer, Kunst, Musik und Darstellende Spiel unterliegen einem Verdrängungswettbewerb, sagt er. Vor allem aber. Wenn künstlerische Aktivität an staatlichen Schulen wirklich so wichtig wäre, gerade mit Blick auf die Kinder der rund 15 Millionen Migranten in unserem Land, dann wären wohl Inspiration und Phantasie gefragt, selbst in der Verwaltung. Sonst ist es kein Wunder, dass deutsche Kinder und Jugendliche am Nachmittag und auf freiwilliger Basis, also privat malen, musizieren oder filmen.
Generell müsse man all dies aber einmal untersuchen, sagt Schlump. Und da fällt es auch schon, des Bildungsexperten liebstes Stichwort: PISA, jetzt auch für die künstlerische Bildung. Und wie es sich gehört, folgt dann der Ruf nach dem Geld, auch in Deutschland, einem der reichsten UNESCO-Länder.
Das Grafitti an der Hauswand gegenüber sagt deutlicher als jede Studie, dass Jugendliche selbst künstlerische Ausdrucksformen suchen und provozieren – und man mag es niemandem verdenken, wenn man die Debatten um Educationprogramme auf Bildungskonferenzen verfolgt.