Risiko für Porsche

Von Michael Braun |
VW hat lange unter seinen Managern und seinen Aufsichtsräten gelitten. Solange der alte Großaktionär Niedersachsen sozialdemokratisch regiert war, hatte sozialdemokratische Standortpolitik zusammen mit den Betriebsräten die Mehrheit im Aufsichtsrat. So kam es zu Löhnen im Haustarif, die rund 20 Prozent über dem Metalltarif lagen, so kam es zu Arbeitszeitmodellen, die anfangs als kreativ galten.
Das Management stimmte dem zu, vor allem in der Zeit des Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piech, damit der seine Hobbys namens Phaeton, Bentley, Bugatti und Lamborghini pflegen konnte - alles teure Entwicklungen, die sich zum großen Teil nicht rechneten, die sogar Kapazität von der eigentlichen Geschäftsidee, des Volkswagens, abzogen. So rutsche VW in die roten Zahlen, verdiente mit dem Bau von Autos jedenfalls kein Geld mehr.

Das hat VW anfällig gemacht für Finanzinvestoren, Hedgefonds, die scharf durchgreifen können, um eine ordentliche Substanz in maroder Verfassung auf Vordermann zu bringen. Diese Rolle hat Porsche nun übernommen.

Denn der Stuttgarter Sportwagenbauer hat viel zu verlieren, wenn VW in fremde Hände kommt: einen großen Zulieferer und auch einen Kunden. Man arbeitet eng zusammen: Die Krönung sind die Edel-Geländewagen vom Typ VW Touareg und Porsche Cayenne. Demnächst soll das Porsche Sportcoupe im VW-Werk Hannover gebaut werden. Der Verdacht ist nie ganz ausgeräumt worden, dass VW dabei gegeben und Porsche genommen hat, dass etwa die Entwicklungskosten des Geländewagens bei VW lagen und Porsche die Gewinne aus dem Cayenne-Verkauf eingestrichen hat. Freie VW-Aktionäre wurden dabei benachteiligt. Sie gaben ihr Geld, damit Porsche zur rentabelsten Autoschmiede der Welt wurde.

Insofern wäre es jetzt nur konsequent, wenn Porsche VW ganz übernähme. Doch notwendig wäre es nicht, klare Verträge hätten es auch getan. Auch das Argument, Porsche müsse VW kaufen um als Konzern einen niedrigeren Flottenverbrauch und damit eine niedrigere CO2-Belastung ausweisen zu können, die die Renner und Geländewagen allein nie erreichen würden, ist nicht zwingend. Sicher, BMW hat auch deshalb nach seinem britischen Abenteuer bei Rover den Mini behalten, doch das müsste sich über den Kauf von Verschmutzungsrechten auch anders regeln lassen.

Porsche geht ein hohes Risiko ein - wirklich nur, um die familiäre Eitelkeit Ferdinand Piechs zu befriedigen, des Enkels des Käferkonstrukteurs ? Das hält man am Finanzplatz für denkbar - schlimm genug. Doch es wäre auch möglich, dass Porsche selbst den VW-Konzern umbaut, die Edelmarken Audi, Lamborghini und Bugatti rauslöst - dann müssten sich BMW und Mercedes warm anziehen.
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