Richtige Entscheidung in Toulouse

Von Michael Braun |
Kaum war die neue EADS-Struktur draußen, ein bisschen normaler, ein bisschen betriebswirtschaftlicher als bisher, da gab es schon die ersten, beinahe reflexartigen Zuckungen aus der Politik nach alter Manier. Diesmal war es der SPD-Generalsekretär, der dem Luft- und Raumfahrtkonzern vorgeben wollte, was etwa bei der Standortwahl zu tun und was zu lassen sei. Wer solchen Druck erzeugt, hat mit Wettbewerb wenig im Sinn.
Wettbewerb mag in der Branche nicht üblich sein, in der EADS nicht, auch bei Boeing nicht, wo der Staat über Rüstungsaufträge und daran angeknüpfte Bedingungen mit hineinregiert. Aber mit dem bisherigen Regime der Unternehmensführung haben EADS und die Tochter Airbus auch keine guten Erfahrungen gemacht.

Beispiel: Die hohen Verluste beim Riesenflugzeug A 380. Sie erklären sich unter anderem damit, dass Konstruktionssoftware in Frankreich nicht mit der in Deutschland kompatibel war. In Hamburg konnten also Dateien aus Toulouse nicht gelesen werden, was bei der Verkabelung des A 380 zu massiven Schwierigkeiten, Lieferverzögerungen und Verlusten führte.

Solch einen Flugzeugbauer wollen wir nicht. Die Entscheidungen von Toulouse heute - Abschaffung der Doppelspitze in Vorstand und Verwaltungsrat, Öffnung des Aufsichtsgremiums für staatsferne Aktionäre - gehen in die richtige Richtung, in die nämlich, aus EADS ein normales Unternehmen zu machen, wo die Zuständigkeiten klar, die Verantwortlichkeiten eindeutig und die Stimmrechte an den Beteiligungsbesitz gekoppelt sind.

Was jetzt noch fehlt, ist der Rückzug der beteiligten Staaten aus dem Aktionärskreis. Weniger Staatsbesitz wäre mehr Normalisierung. Normalisierung wäre auch, wenn in fünf Jahren die Führungsposten bei EADS nicht rotierten zwischen Franzosen und Deutschen, sondern wenn der Wettbewerb entschiede und der Beste siegte.

Im konzerninternen Wettbewerb der Standorte hätten die deutschen übrigens derzeit keine schlechten Karten. Denn in Deutschland sind die Lohnstückkosten seit 2003 um jährlich bis zu 1,5 Prozent (2006) gesunken und in Frankreich in der selben Zeit um bis zu 1,7 Prozent gestiegen.

Nicolas Sarkozy weiß das. Deshalb scheut er zumindest vorübergehend den Wettbewerb, hängt am Staatseinfluss bei EADS, will lieber den Euro schwächen als den Wettbewerb stärken.

Für Airbus bedeutet das wenig Gutes. Dabei hat der quirlige französische Präsident doch den Wahlkampf mit der Botschaft gewonnen, Leistung müsse sich wieder lohnen. Bravo, Monsieur le président. Sie sollten sich so ernst nehmen wie wir Sie.