Richard Strauss

Mann der Bläserklänge

Ein älterer Mann hält einen großen Dirigentenstab auf einem schwarz-weißen Foto.
Richard Strauss, begnadeter Komponist, der in Berlin auch als Generalmusikdirektor der Oper Unter den Linden häufig dirigierte. © IMAGO / Leemage
Moderation: Stefan Lang · 07.04.2021
Zehn Jahre war Richard Strauss Generalmusikdirektor in der Oper Unter den Linden. Die Musiker des Hauses fühlen sich dem Komponisten verpflichtet: Die Bläser der Staatskapelle Berlin spielen Originalwerke und eine gelungene Bearbeitung des "Till Eulenspiegel".
Berlin war ein Fixpunkt seiner Arbeit – als Komponist und Dirigent. 1898 debütierte er an der Hofoper mit einem Dirigat des "Tristan" von Richard Wagner, ein Stück, dass er besonders liebte. Danach war er zehn Jahre als 1. Hofkapellmeister am Haus tätig. 1908 wurde er zum Generalmusikdirektor der Oper Unter den Linden für zehn weitere Jahre berufen.
Blick über den Bebelplatz zur sanierten Staatsoper Unter den Linden in Berlin.
Die Staatsoper Unter den Linden war ein wichtiger Spielort für Richard Strauss.© IMAGO / Joko
Etliche Jahre lebte Richard Strauss also in Berlin. Seine Opern "Die Frau ohne Schatten" und "Ariadne" entstanden hier. Das Musikleben an der Spree hat er also deutlich geprägt. Als er im Mai 1918 Berlin für neue berufliche Ziele verließ, kam er immer wieder als Gast zurück und erinnerte sich stets voller Frohsinn der Berliner Jahre.

Dem Ehemaligen verpflichtet

Die Staatsoper Unter den Linden Berlin fühlt Strauss gegenüber eine Verpflichtung: Seine Werke stehen regelmäßig auf dem Spielplan. Die Musiker sind somit Strauss-erfahren, Strauss-bewährt und -geprägt, kennen sich im teilweise verwinkelten Kosmos des Bajuwaren aus.
Die Werke von Strauss benötigen ja meist ein ausgewachsenes Orchester, die im Konzert wie die in der Oper – werden also momentan kaum gespielt. Doch die Staatsoper Unter den Linden ist vom normalen Spielbetrieb weit entfernt.
Im hisorischen Apollosaal mit weißen Säulen und Goldschmuck sitzen die Musiker in großen Abständen und spielen nach dem Dirigat ihres Kollegen, der etwas erhöht sitzt.
Gregor Witt ist Solooboist in der Staatskapelle, der in diesem Fall aber seine Kollegen dirigiert.© Staatskapelle Berlin / Sebastian Rosenberg
Wir haben die Pandemiepause genutzt, um Bläsermusiken von Richard Strauss aufzunehmen – Musiken, die es in sich haben, die im Bläsersatz groß besetzt sind. Wir konnten den Apollo-Saal der Staatsoper für die Aufnahmen des heutigen Konzertes nutzen und stellen Kompositionen aus verschiedenen Perioden vor: Jugendwürfe und ein reifes Großwerk, angepasst an die Bläserbesetzung.

Der Vater ein Profihornist

Richard Strauss wuchs in einem Haushalt eines Hornisten in München auf. Das Bläseridiom war ihm also von Kindesbeinen an vertraut. Mit 17 Jahren komponierte Richard seine Serenade op. 7, gewidmet an seinen Tonsatz-Lehrer.
Dieses Stück entpuppte sich als Karriere-Kick, denn ein berühmter Dirigent, Hans von Bülow, wurde durch dieses Stück auf den jungen Mann und sein Können aufmerksam, der ausgerechnet dieses Werk mit nach Berlin brachte, um es hier zu dirigieren. Das erste Mal hörte die Metropole etwas vom jungen Richard Strauss.

Mozartsche Heiterkeit zwischen Trümmern

Dagegen setzten die Bläser der Staatskapelle die 2. Sonatine Es-Dur für 16 Blasinstrumente, "Fröhliche Werkstatt" überschrieben, dem göttlichen Mozart gewidmet, das 1944, 1945 komponiert wurde. Mitten im Krieg entstand da ein Abgesang mit fast gespenstig heiterem Abgesang auf eine alte Welt, die sich zunehmend in Trümmer verwandelte.
Für Richard Strauss keine einfache Zeit – auch, weil er sich dem regierenden Regime immer wieder nah gezeigt hatte. Gregor Witt, selbst Oboist und Dirigent der Aufnahme, meint, dass dieses Stück wohl auch der persönlichen Rückschau diente – eine Besinnung des eigenen Verhaltens verspüre er deutlich in dem Stück, das technisch hoch anspruchsvoll ist.

Bläserkönnen für Tills Streiche

So erinnerte sich Richard Strauss auch an die erfolgreichen Zeiten, die er weit vor den schwierigen erlebte. Als 30-Jähriger schrieb er seinen beliebten "Till Eulenspiegel", der die Geschichten des Schalkes in Rondo-Form erzählt. Matthias Pflaum hat für die Bläser der Staatskapelle eine Bearbeitung geschaffen, die das Können der Bläser brillant auffächert.
Der andere Strauss!
Produktionen vom Dezember 2020 und März 2021 im Apollo-Saal der Staatsoper Berlin
Richard Strauss
Serenade Es-Dur op. 7 für 13 Blasinstrumente

Sonatine Nr. 2 "Aus der Fröhlichen Werkstatt"
Till Eulenspiegels lustige Streiche, op. 28
in der Bearbeitung für Bläser von Matthias Pflaum

Bläser und Schlagwerker der Staatskapelle Berlin
Leitung: Gregor Witt

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