Rezo-Video und die Folgen

Ein Weckruf für die Parteien

06:02 Minuten
Die Aufnahme zeigt den Youtuber Rezo mit blauen Haaren und Baseballmütze.
Youtuber Rezo irritiert mit seinem Video die Politik. © dpa / Privat
Martin Emmer im Gespräch mit Nicole Dittmer · 23.05.2019
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Dass die CDU relativ ungeschickt auf das Video von Youtuber Rezo reagiert habe, liege an der Irritation, die ein neuer politischer Akteur hervorruft, meint Martin Emmer von der FU Berlin. Insgesamt hätten die Parteien den digitalen Wandel verschlafen.
Dass die CDU in ihrer Reaktion auf das Video des YouTubers Rezo ungeschickt agiert hat, könne man ihr nicht vorwerfen, sagt der Kommunikationswissenschaftler Martin Emmer.

"Die Herausforderung ist schon ziemlich außergewöhnlich."
Es sei eine gute Idee, dass die CDU nicht direkt mit einem schnellen Video geantwortet habe, meint Emmer, weil "der Gehalt dieses Rezo-Videos doch ziemlich schwer wiegt und man das nicht mit so einem schnellen Video abtun kann."

Irritation im gut geölten Politikbetrieb

Jemand wie Rezo sei eine ganz neue Form von politischem Akteur, weswegen sich Parteien wie die CDU im Umgang damit schwer tun.
"Das ganze politische System ist ja stark formalisiert, strukturiert, man kennt sich, das ist eine gut geölte Maschine bisher gewesen. Wenn da plötzlich irgendein Akteur aus dem Nichts kommt, den man auch nicht richtig einordnen kann, das ist eben nicht ein Parteiakteur, er steht nicht für irgendwelche Interessengruppen, er ist eher so ein Halbprominenter in einer bestimmten Generation, der sehr massiv, sehr fundiert und eben sehr gut sichtbar seine Meinung äußert – das irritiert die Politiker natürlich."
In dem Fall habe man versucht, standardmäßig zu reagieren, wie man auf Anwürfe eines politischen Gegners reagiert, aber das habe nicht funktioniert, so Emmer weiter.

Parteien müssen sich auf digitalen Wandel einstellen

Seit es das Internet gibt, wartet man eigentlich auf strukturelle Änderungen in der politischen Kommunikation, sagt Emmer. "Da ist bisher nicht viel passiert."
Bewegungen wie "Fridays for Future" zeigten aber, dass junge Menschen versuchen, Politik von außen zu beeinflussen. Die Parteien und staatliche Institutionen müssten sich stärker auf den digitalen Wandel der Gesellschaft einstellen.
"Vielleicht ist das so eine Art Weckruf, der den Parteien auch zeigt, dass man hier auch andere Formen von Politik erproben muss."
Ein rein persönliches Gespräch mit Rezo, so wie von der CDU jetzt vorgeschlagen, wäre wahrscheinlich nicht sehr sinnvoll, glaubt Emmer, denn die Reaktionen auf das Video hätten gezeigt, "dass da noch mehr dahinter steckt: Er gibt vielen Leuten eine Stimme, und ich würde das auch einordnen in die Schülerproteste von Fridays for Future, dass man eben auch sieht, dass relativ viele Leute aus der jungen Generation aktiv werden und mit denen müsste man in den Dialog treten."
Ein öffentliches Gesprächsangebot an diese jungen Menschen sei auch eine Chance für die Parteien, sich zu öffnen und sich besser aufzustellen.
(abu)
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