Rebbeca Solnit: "Umwege. Essays für schwieriges Terrain"

Eine poetische Ermutigung zu Veränderungen

05:21 Minuten
Cover des Buches "Umwege. Essays für schwieriges Terrain" von Rebecca Solnit
© Rowohlt Hundert Augen

Rebecca Solnit, übersetzt von Michaela Grabinger

Essays für schwieriges TerrainRowohlt Hundert Augen, Hamburg / Berlin 2025

256 Seiten

24,00 Euro

Von Andrea Gerk |
Audio herunterladen
Ob Klimawandel oder Frauenrechte: Die US-amerikanische Schriftstellerin Rebecca Solnit plädiert dafür, sich geduldig und hartnäckig für gesellschaftspolitische Veränderungen zu engagieren. Allein dadurch könnten wir die Zukunft gestalten.
Feminismus, Demokratie, der Kampf gegen den Klimawandel und soziale Ungleichheit – das sind Themen, für die sich die US-amerikanische Schriftstellerin, Historikerin und Aktivistin Rebecca Solnit seit Jahrzehnten einsetzt. Sie gilt als eine der einflussreichen intellektuellen Stimmen ihres Landes und prägte beispielsweise den Begriff „mansplaining“ entscheidend mit. Um Feminismus geht es auch in einigen Texten der nun erschienenen Sammlung „Umwege. Essays für schwieriges Terrain“.

Klimawandel, deprimierende Weltlage - bloß nicht aufgeben

Vor allem plädiert Solnit aber dafür, nicht in Anbetracht der Weltlage zu verzagen, sondern sich zu engagieren, auch wenn es sich um Probleme handelt, von denen wir gar nicht direkt betroffen sind. Trotz der Verunsicherung, die durch die angespannte Weltlage viele empfinden, gehe es darum, sich aktiv einzusetzen, es sei unsere Pflicht, für eine bessere Welt zu kämpfen. Die vor allem in westlichen Industriestaaten grassierende Einstellung, globale Probleme wie der Klimawandel seien ohnehin unlösbar und alle unsere Bemühungen, etwas zu ändern, wären ohnehin zum Scheitern verurteilt, brandmarkt Solnit als puren Luxus:

„Menschen in unmittelbarer Gefahr haben weder den Luxus, nichts tun zu müssen, noch können sie sich Verzweiflung leisten, wenn sie zum Nichtstun führt.“

Als Positiv-Beispiele führt Solnit in ihrem Essay „Verzweiflung ist Luxus“ Initiativen indigener Völker oder Graswurzel-Bewegungen an und plädiert dafür, überhaupt in größeren Zeitspannen zu denken, um das Gewicht von Veränderungen erkennen zu können:

„Man muss großzügig messen,“ schreibt Solnit, sonst werde nicht sichtbar, wie „sich Bewegungen aufbauen, Überzeugungen sich verändern, wie das, was einmal als unmöglich oder befremdlich galt, zum Status quo wird, und wie unglaublich sich die Gesellschaft die Ansichten und Werte in den zurückliegenden fünfzig Jahren verändert haben.“

Wie "Black Lives Matter" groß wurde

Solnit vergleicht deshalb gesellschaftliche Veränderungen mit einem Pilz im Wald, der auf einmal da ist, während sein unterirdisches Myzel, das ihn hervorgebracht hat, unsichtbar gewachsen ist. Auf diese Weise, so Solnit, legen auch Proteste, Widerstand und NGOs das Fundament für künftige Entscheidungen. Ein Beispiel ist für sie die „Black Lives Matter“ Bewegung, die es seit 2013 gibt. Ohne sie wären sieben Jahre später nicht Millionen Menschen auf die Straße gegangen, nachdem der Afroamerikaner George Floyd von einem weißen Polizisten ermordet worden war.

Trump, Elon Musk - die jüngsten Entwicklungen fehlen

Solnits präzise und poetisch geschriebenen Essays sind zwischen 2020 und Juni 2024 in Zeitungen wie dem Guardian und der New York Times erschienen, also zu einer Zeit, als so mancher die Wiederwahl von Donald Trump einige Monate später noch nicht für möglich gehalten hätte. Dass sich dazu und zu all dem, was seither die Welt in Atem hält, leider noch nichts in dem Band findet, erzeugt eine seltsame Leerstelle. Schließlich machen gerade die jüngsten politischen Entwicklungen in den USA – etwa Präsident Donald Trumps Zollpolitik und Elon Musks Gründung einer eigenen Partei – wenig Hoffnung, dass die Dinge sich in Rebecca Solnits Wahrnehmung zum Besseren gewandelt haben.
Mehr von Rebecca Solnit