Resozialisierung

Vom Gefängnis auf den Biobauernhof

11:02 Minuten
Ein hellbraunes Kalb und seine beigefarbene  Mutterkuh auf einem biologisch-dynamisch bewirtschafteten Bioland Hof im Allgaeu. Sie stecken die Köpfe zusammen und blicken in die Kamera .
Über viele Umwege fand Hannes Hönegger zur Biometzgerei und damit zu seinem besonderen Anliegen: der artgerechten Haltung und dem Tierwohl. © picture alliance / photothek / Ute Grabowsky
Hannes Hönegger im Gespräch mit Mandy Schielke · 08.10.2022
Audio herunterladen
Aus dem Knast zurück in die bürgerliche Existenz: Hannes Hönegger erzählt, wie er das geschafft hat, was seiner Meinung nach viel zu wenigen Häftlingen gelingt. Dabei hatte der Österreicher vor allem Glück und den Rückhalt seiner Familie.
Er ist noch keine 40. Trotzdem kann Hannes Hönegger schon auf ein sehr bewegtes Leben zurückblicken. Nach Jobs in der Werbung und als Skilehrer arbeitete der Österreicher für die EU in Brüssel und Berlin – und irgendwann dann mehrere Jahre im Nachtleben der deutschen Hauptstadt.
„Das hat sich einfach so ergeben durch zufällige Begegnungen und neue Freundschaften“, erklärt er den Umstieg. Hannes Hönegger wurde kriminell, schließlich zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt – und fand ausgerechnet dort seine heutige Bestimmung, die Biometzgerei.

Glück – und die Unterstützung der Familie

Das war Glück, weil zu der Haftanstalt, in der der Österreicher einsaß, eine ambitionierte Fleischerei gehörte.

Ich glaube, das ist eine der besten Fleischereien, die wir in Österreich haben. Das hängt wohl daran, dass der zuständige Beamte dort eine Koryphäe auf seinem Gebiet und selbst Fleischermeister ist – und dort Lebensmittel höchster Güte produziert werden.

Hannes Hönegger

Diese Entwicklung verdankte sich aber auch der Unterstützung von seiner Familie und seiner Frau, die viele Häftlinge in den deutschen und österreichischen Gefängnissen nicht haben.
Sie werden verwahrt und nicht auf eine Resozialisierung vorbereitet, kritisiert Hannes Hönegger. „Es fehlt einem in einer Haftanstalt an nichts, aber es wird einem in keinster Weise eine Perspektive für die Zukunft geboten“, sagt er.

„Man muss den Leuten helfen“

Was gerade bei den aktuellen Bedürfnissen des Arbeitsmarkts eine vertane Chance für die Gesellschaft ist, meint er. „Aber daran wird im Moment nicht gedacht. Im Moment wird einfach Dienst nach Pflicht versehen.“

Es ist wirklich ein sehr schwieriges Thema, glaube ich, das dringend einer Reform bedarf. Man muss den Leuten helfen, wenn man möchte, dass sie damit aufhören, Straftaten zu begehen.

Hannes Hönegger

So lange kein Geld und kein entsprechendes Personal bereitsteht, um Inhaftierten Möglichkeiten zu eröffnen, so lange bleibt die große Mehrzahl gefangen im Gefängnis. Die sozialen Kontakte, die es gebe, so Hannes Hönegger, seien die zu anderen Kriminellen.

Hannes Hönegger: „Das goldene Kalb. Ein Plädoyer für Tierwohl und nachhaltige Landwirtschaft“
Brandstätter Verlag, Wien 2022
208 Seiten, 120 Abbildungen, 35 Euro

In dem Buch finden sich neben seiner Lebensgeschichte auch Rezepte von befreundeten Gastronomen.

Mehr zum Thema