Rente für die Ente

Von Gerd Brendel · 09.06.2009
75. Geburtstag und Schluss: Donald Duck wird vom amerikanischen Markt genommen. Angeblich ist er nicht mehr zeitgemäß. Dabei hätte Donald doch noch zu manchem Thema unserer Zeit kommentierend schnattern können. Fehlende Arbeitsmoral und chronischer Geldmangel – damit kannte er sich schließlich bestens aus.
Schon sein erster Auftritt vor 75 Jahren zeigt Donald Duck von keiner besonders liebenswürdigen Seite: Im Zeichentrick-Filmchen "The wise little hen" von 1934 bittet ihn die titelgebende Henne um Nachbarschaftshilfe bei der Feldarbeit und wird hinterrücks ausgelacht. Schon bald erlebte das Publikum einen weiteren typischen Charakterzug:

"Warte, das lasse ich mir nicht bieten!"

Seinen Jähzorn. Seit damals hat sich nicht viel verändert: Auch mit 75 liegt er am liebsten in der Hängematte, wenn er nicht gerade tobt und von Lebenswerk im Sinne beruflicher Karriere kann keine Rede sein. Noch immer trägt er den gleichen Matrosenanzug wie bei seinem Geburtsauftritt. Und beweist damit mehr Treue zu sich selbst als sein bester Freund und Gegenspieler, Mickey Maus.

Überhaupt Mickey Maus: Zwar ist der Mäuse-David die unbestrittene Gallionsfigur des Disney-Imperiums, notorisch gut gelaunt, mutig, selbstlos, aber Donald bot und bietet das größere Identifikationspotential als echter Antiheld, ein trotz aller Wutausbrüche irgendwie sympathischer Verlierertyp, ein Zeitgenosse Charlie Chaplins in "modern times" und Franz Biederkopfs, von mitunter bewundernswerter Zuversicht:

"Dem Ingineur ist nichts zu schwör!"

Während, psychologisch gedeutet, Mickey Maus das vernünftige aber auch langweiligere Prinzip "ich" verkörpert, liegen in Donalds Seele ständig Überich und das lustorientierte "es" miteinander im Streit.

"Come take a real smoke!"

Immerhin im Gegensatz zum Einzelgänger Mickey Maus gehört er einem weitverzweigten Clan an: Der bekannteste Entenzeichner Carl Barks stellte ihm den steinreichen Onkel Dagobert zur Seite. Schon vorher waren seine drei Neffen bei ihm eingezogen. Und seine Dauer-Freundin Daisy Duck beschert ihm immer wieder Momente seltenen Glücks.

""Du darfst mich zum Essen ausführen!"

Aber vor allem trägt eine ganze Geistesrichtung seinen Namen: der Donaldismus. Einer seiner führenden Vertreter fasste die Bedeutung der Comic-Figur so zusammen: Donald Duck lesen heißt für das Leben lernen. Gerade in schwierigen Zeiten. Wie sagte unser Jubilar in kluger Voraussicht lange vor der Krise?

"Nichts als Wirtschaftswunder und Wirtschaftswundermänner, wohin man schaut! Trotzdem muss einer den Schmutz wegkehren, der dabei anfällt."