Renan Demirkan

"Schreiben ist ein Blind-Date mit sich selbst"

Renan Demirkan in der WDR-Talkshow "Kölner Treff" im Juni 2016.
Renan Demirkan in der WDR-Talkshow "Kölner Treff" im Juni 2016. © imago/Rainer Unkel
Renan Demirkan im Gespräch mit Ulrike Timm · 16.09.2016
Renan Demirkan wächst als junges Mädchen in Hannover zwischen Koran und Kant auf - und landet eher zufällig auf der Schauspielschule. In ihren Büchern schreibt sie über Respekt und Migration.
Im Lebenslauf der Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan steht hinter "Nationalität": Kosmopolitin. "Ich habe die Liebe von Moslems gelernt. Das Handeln von Christen und das Denken von den Juden. Ich hatte das Glück, dass ich tatsächlich diese drei verschiedenen Leben leben durfte und konnte. Und es zeigt sich in dieser Entwicklung, dass wenn man die Kinder loslässt, wenn man die Kulturen zulässt, dass man nicht weniger wird sondern immer wächst."
Renan Demirkan ist in vielen Kulturen zu Hause. Rechtlich gesehen vielleicht nicht ganz korrekt, spiegelt sich diese Eigenbeschreibung aber zumindest in ihrem Werdegang ebenso wider wie in den Themen, mit denen sie sich auseinandersetzt. 1955 wird Renan Demirkan in einer tscherkessischen Familie in Ankara geboren. Als Siebenjährige kommt sie zusammen mit den Eltern und der Schwester nach Hannover, wo ihr Vater als Ingenieur arbeitet. Sie wächst, wie sie sagt, zwischen Koran und Kant auf, gerät eher zufällig auf die Schauspielschule, hat Engagements an verschiedenen deutschen Bühnen und ist im Tatort ebenso zu sehen wie in "Der große Bellmann". Eine Depression und eine Krebserkrankung waren eine Zäsur in ihrem Leben.

"Der Krebs ist ein bisschen mein Haustier geworden"

"Als der Krebs in mein Leben kam, da ging es mir eigentlich schon schlecht, schlechter als danach. So dass mich eigentlich der Krebs aus der Depression herausgeholt hat und ins Leben zurück. Der Krebs ist ein bisschen mein Haustier geworden. Ich lebe mit ihm in Frieden."
Die Zeit davor, sagt sie, war noch übler. "Depression ist nicht wirklich sexy. Man hat wenig Erinnerung, an das, was geschieht, sehr wenig Beziehung zu sich selbst und zu der Außenwelt, so dass man auch nichts geben kann."
Es war für Renan Demirkan zwangsläufig, der Bühne für eine Zeit fern zu bleiben. Seit mehreren Jahren ist sie wieder da. Sie sei, sagt die heute 61-jährige, quasi schon Saisonarbeiterin und sitze in probefreien Zeiten am Schreibtisch: In ihren Romanen, Essays und Sachbüchern beschäftigt sie sich immer wieder mit ihren beiden großen Themen Respekt und Migration.