Rem Koolhaas im Guggenheim Museum

Dem Landleben gehört die Zukunft

09:54 Minuten
Besucher der Ausstellung "Countryside – The Future" des Architekten Rem Koolhaas im Guggenheim-Museum New York.
In den vergangenen 40 Jahren haben sich alle fast ausschließlich um die Stadt gekümmert und dabei das Land aus dem Blick verloren. Das wollen Rem Kohlhaas und Niklas Maak mit "Countryside - The Future" ändern. © imago images / Xinhua
Niklas Maak im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 27.02.2020
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Während in Städten autoritäre Kontrolle immer weiter um sich greift, gibt es auf dem Land neue Freiheits- und Experimentierräume. Davon erzählt eine neue Ausstellung im Guggenheim Museum, die Rem Koolhaas und Niklas Maak konzipiert haben.
Der Architekt und Urbanist der ersten Stunde, Rem Koolhaas, beleuchtet in der von ihm maßgeblich gestalteten Ausstellung "Countryside – The Future" das Leben und den Freiheitsraum abseits der Städte: auf dem Land. Präsentiert werden die Ergebnisse im Guggenheim Museum in New York - mitten im großstädtischen Leben an der Fifth Avenue.
Ziel der Ausstellung sei es, das Land als einen Raum zu zeigen, "in dem sehr große Experimente stattfinden", sagt der "FAZ"-Redakteur und Professor für Architekturgeschichte, Niklas Maak, der die Ausstellung mitkonzipiert hat. Es gehe um einen vergessenen Raum, "in dem man frei von den Zwängen, die das Stadtleben mit sich bringt, neue Lebensformen, neue Technologien ausprobieren kann".

Es geht um die Zukunft des Planeten

Hier, auf dem Land, werde "an der Zukunft des Planeten" gearbeitet, sagt Maak. Urbanisten, Architekten, Politiker: Alle hätten sich in den vergangenen 40 Jahren fast ausschließlich um die Stadt gekümmert. Nun sei mit Rem Koolhaas ein Theoretiker der Stadt, des Superurbanismus, für "Countryside - The Future" verantwortlich, betont Maak.

Rem Koolhaas blickt in die Kamera.
Der Architekt und Urbanist der ersten Stunde, Rem Koolhaas, erkennt in den vergessenen ländlichen Regionen neue Experimentierräume.© imago images / Future Image
Koolhaas habe verschiedene Teams koordiniert, die in Chile, in Afrika, in Europa und in China gearbeitet hätten. Die Ausstellung sei soziologisch, fast journalistisch aufbereitet, wie Maak erklärt.
Präsentiert werden die Ergebnisse von gemeinsam mit Studierenden durchgeführten Reisen, auf denen man auf aktuelle Phänomene und Typologien gestoßen sei: So seien beispielsweise in Russland gemeinsam mit Experten Strategien entwickelt worden, wie man mit Permafrostböden, die aufgrund des Klimawandels auftauen, umgehen kann, um die ökologische Katastrophe abzuwenden.

Wie Geflüchtete ländliche Regionen wiederbeleben

In Italien habe ein Team positive Auswirkungen des Zuzugs von Geflüchteten dokumentiert, wie Maak berichtet: Ein verwaistes Dorf wurde wieder zum Leben erweckt, Geschäfte wiedereröffnet, und es entstanden gänzlich neue Produkte und mehr. "Das ist ein positives Beispiel dafür, was auf dem Land passiert: Also wie Dinge, wo die städtische Skepsis immer sagt, das wird aber Probleme schaffen, dazu führen, dass ganz neue Lebensmodelle ausprobiert werden können."
Die Stadt in ihrer neuesten Ausprägung, der "Smart City", tendiert zu autoritärer Kontrolle – in China wie in Amerika. Europa und Afrika hingegen könnten ein anderes Narrativ entwickeln, meint Maak, indem Stadt und Land nicht mehr als Gegensätze gedacht würden - sondern zusammen Freiheit und Selbstbestimmung gegen autoritäre Zugriffe auf die Bürger verteidigten.
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