Religionssoziologie sieht Respekt gegenüber Kirchen schwinden

    Stadtdechant Robert Kleine leitet die Christvesper im Kölner Dom.
    Christvesper im Kölner Dom © picture alliance / dpa / Henning Kaiser
    Weil der Anteil kirchlich gebundener Menschen weiter schwindet, werden aus Experten-Sicht künftig auch viele "Tabus" fallen. Noch vor 20 Jahren hätten auch antiklerikal eingestellte Menschen einen gewissen Respekt gegenüber der Kirche gehabt; das sei nun vorbei, sagte der Religionssoziologe Detlef Pollack dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Vieles werde inzwischen zur Disposition gestellt. Als Beispiele nannte Pollack Kirchensteuer, Religionsunterricht und die Sendezeiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Diese Entwicklung könnten die Kirchen nicht mehr aufhalten - "und versuchen schon gar nicht mehr, ihre Besitzstände und Privilegien zu verteidigen, sonst würden sie noch mehr Menschen verlieren". Jedes Argument für die Bewahrung des Status quo wende sich gegen die Kirche, weil es als autoritär, undemokratisch und als Verteidigung von Partikularinteressen angesehen werde. Um Angriffsflächen so gering wie möglich zu halten, müssten sich die Kirchen daher kleinmachen. Allerdings leisteten sie aus Sicht vieler Menschen auch Gutes, etwa in der Arbeit mit Behinderten, Armen und Schwachen sowie bei der Trauerbewältigung.