Religion und Kommerz

Das Business der buddhistischen Mönche

Spenden für die Mönche im Pha That Luang Temple in Vientiane.
Spenden für die Mönche im Pha That Luang Tempel in Vientiane. © imago/Danita Delimont
Christoph Brumann im Gespräch mit Anne Françoise Weber · 05.11.2017
Man soll sein Herz nicht an den Besitz hängen, lehren buddhistische Mönche und Nonnen. Trotzdem sind ihre Klöster mancherorts richtige Wirtschaftszentren. Wie passt das zusammen?
Buddhistische Klöster können ganz unterschiedliche Größen haben. In Japan werden die meisten buddhistischen Tempel nur von einem Mönch geführt, der zugleich als Abt fungiert und mit seiner Familie dort lebt, denn dort gilt kein Zölibat. Andere Klöster, zum Beispiel in China, umfassen rund 800 Mönche und sind dementsprechend kleine Unternehmen.
"Was allgemein wichtiger im Buddhismus ist als die Armut, ist der Gedanke, sich nicht ans Geld zu hängen. Das steht dem Erleuchtungsziel im Weg."
sagt Christoph Brumann, der am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle ein Projekt zur Ökonomie buddhistischer Tempel in asiatischen Städten leitet.

Gemischte Klöster und die Frage nach der Tradition

Nonnenklöster, die gar nicht in allen buddhistischen Richtungen anerkannt werden, sind auf jeden Fall von Mönchsklöstern getrennt; vielerorts sollen sich Mönche auch nicht allein mit einer Frau in einem Raum aufhalten. Das gilt zumindest im orthodoxen Buddhismus, sagt Christoph Brumann:
"Heutzutage ist der Buddhismus natürlich überall in die Welt hinausgezogen, es gibt eine ganze Menge religiös Begeisterter, die sich als Buddhisten bezeichnen und alles Mögliche praktizieren, da wird man vielleicht irgendwo auch gemischte Klöster finden. Aber traditionell ist das nicht."
Am Kalmykia-Neujahrstag bringen viele Menschen dem Lama Zonkava Gaben in die Goldene Abode von Buddha Shakyamuni.
Am Kalmykia-Neujahrstag bringen viele Menschen dem Lama Zonkava Gaben in die Goldene Abode von Buddha Shakyamuni.© dpa / picture-alliance / Rogulin Dmitry
Mönche in süd- und südostasiatischen Ländern praktizieren weiterhin täglich das morgendliche Betteln um Nahrungsspenden. Im nördlichen Mahayana-Buddhismus, wie er in Tibet, China, Japan und der Mongolei praktiziert wird, spielt das nur eine geringe Rolle; hier hatten Klöster früher zum Teil große Ländereien. Heute sind dagegen Rituale ihre größte Einkommensquelle. Christoph Brumann erklärt:
"In Japan sind das Bestattungs- und Gedenkrituale. Dafür ist eine Spende, eines Dankesgabe fällig – meistens ist ziemlich genau bekannt, welcher Beitrag das zu sein hat – und das unterhält Mönche und Klöster."
Zunehmend erwarte man auch, dass die Klöster nicht von Spenden abhängen, sondern Dienstleistungen, Tourismusangebote oder Produkte liefern. Je nach Land zelebrieren Mönche neben Bestattungsritualen auch Rituale zur Geschäftseröffnung oder zum Hausbau. Mancherorts bieten buddhistische Mönche auch Horoskoperstellungen, Heilungsrituale oder Konsultationen zu Alltagsfragen und wichtigen Lebensentscheidungen an.

In Japan wurden Rituale sogar im Internet verkauft

Eigentlich in allen buddhistischen Ländern gebe es eine Debatte darüber, inwieweit buddhistische Priester, Mönche und Nonnen anders wirtschaften sollten, fasst Brumann zusammen. In Japan habe das Angebot von Ritualen auf einer Internetplattform eine große Debatte ausgelöst – denn eigentlich sollte jeder Haushalt eine dauerhafte Beziehung zu einem Tempel unterhalten, in dem die Rituale für die Familie über Generationen hinweg durchgeführt werden. Dem widersprach das Internetangebot, gegen das schließlich die Vereinigung der buddhistischen Klöster aktiv wurde. Brumann:
"Wenn das Ganze zu kommerziell wird, ist das eben auch etwas, was die Laien besorgt und beschäftigt."
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