Reihe zur angespannten Nachrichtenlage

Wie man am besten Weltflucht begeht

Ein bildlicher Strudel
Die Nachrichtenlage ist angespannt - da gilt es, Strategien des Eskapismus zu entwickeln. © picture alliance / dpa / Peer Grimm
Moderation: Stephan Karkowsky · 29.07.2016
Terror, Autoritarismus, Rechtspopulismus – die Weltnachrichtenlage gibt beinahe täglich Anlass zu Sorge, Ärger und dem Gefühl eigener Ohnmacht. Wie damit umgehen?
Bei der aktuellen Nachrichtenlage haben wir uns selbst in der Redaktion dabei ertappt, dass wir uns kleine Nischen der Weltflucht einrichten. Und sind wohl längst nicht die Einzigen, die Strategien des Eskapismus entwickeln.
In einer Reihe von Beiträgen fragen wir im Kompressor von heute bis kommenden Freitag, 5. August, nach den Fluchtstrategien derjenigen, die eigentlich nicht fliehen können - zum Beispiel den hochkarätigen Politjournalisten, klären die theoretischen Grundlagen des Eskapismus und stellen die schönsten Ausfluchten vor.
"Weltflucht" - eine Reihe im "Kompressor":
29.07.
Weltflucht im Nachrichtenstrudel - wie geht das?
Ein Gespräch mit dem Leiter des Deutschlandradio-Hauptstadtstudios, Stephan Detjen, über die aktuelle politische Situation und seine persönliche Reaktion darauf: Trügt unsere Wahrnehmung oder ist die Anzahl der Krisen außergewöhnlich? Wie erlebt Stephan Detjen das und ordnet es aus seiner langjährigen Erfahrung ein? Welche Strategien entwickelt er, um der immer wieder angespannten Weltlage etwas entgegensetzen zu können?
Sellerieschneiden und Refrain-Zählen
Ticker aus und keine News aktualisieren, keine Nachrichtensendung sehen und keinen Zeitungstitel studieren – ein guter Plan, aber was dann? Zumindest für ein paar Momente hilft dem Kollegen Patrick Wellinski in Sachen Weltflucht das Kochen. Das passive Kochen, um genau zu sein. Er schaut sich in Youtube-Videos immer wieder an, wie Sellerie geschnitten und Sushi zubereitet wird, vertieft sich in die Abläufe, die andere ihm vormachen. Beruhigend. Ein Freund hat dazu noch eine besonders außergewöhnliche Idee, wie man mit zu viel Weltlage und Krise umgehen sollte: Er zählt einen bestimmten Refrain in einem Popsong.
Die Grundlagen: Eskapismus in Philosophie, Kunst und Filmgeschichte
Wenn von Eskapismus, also von Realitätsflucht oder Weltflucht, die Rede ist, dann ist das oft abwertend oder kritisierend gemeint: Da flieht jemand vor der Wirklichkeit, mit der er nicht klarkommt. Weltflucht kann, muss aber nicht unbedingt etwas Negatives sein, lehrt dagegen der Blick in die Psychologie, Philosophie und in die jüngere Filmgeschichte. Tobias Wenzel über die theoretischen Grundlagen des Eskapismus.
01.08.
Twitter als Flucht nach vorn
Twitter. Das Medium, das zwar in den Nachrichten-Wahnsinn reinziehen kann, aber zugleich die Rettung bietet in Sachen Zerstreuung und Ablenkung: Der Nutzer wird mit jeder Menge Geschichten, Bilder, Meinungen beworfen und kann sich geradezu aussuchen, mit was er sich von der Aufregung der Welt zurückziehen kann. Christian Conradi kennt das gut.
02.08.
Das Lesen der Anderen - Eskapismus-Zeitschriften
Eskapismus per Zeitschriften-Lektüre. Wir erfahren von Christoph Sterz, was "Mindstyle-Magazine" sind, die es schaffen wollen, beim Lesen vor allem ein gutes Gefühl zu erzeugen – während wir uns mit Themen rund um allerlei Basteleien und andere schöne Dingen beschäftigen. Ebenso zum Aussteigen aus dem Stress der Welt geeignet sein könnten natürlich alle Hefte mit Natur darin. Ob wir dann am Ende wirklich rausfahren, können wir uns dann ja aussuchen.
03.08.
Johanniskraut zum Lesen - Miss Read, englische Autorin
Das Johanniskraut zum Lesen: Literatur der englischen Schriftstellerin Miss Read. Miss Read war eine englische Lehrerin, die nach dem 2. Weltkrieg für Magazine und dann für die BBC kleine Stückchen über das real existierende Dorfleben schrieb und später dann Bücher. Unser Autor Laf Überland vertieft sich in den ländlichen Realismus dieser Bücher, wenn ihm die Welt zu viel wird.
04.08.
Hidden Places, ein Hörstück zu besonderen Orten
Und dann kommen wir doch nicht darum herum: Weltflucht kann auch bedeuten, den Ort zu verlassen, die Umgebung zu wechseln. Worin liegt das Geheimnis eines Ortes – fragt sich Gabi Schaffner, die mit "Hidden Places" eine Hörstück geschaffen hat, das vom Zustand des Reisens und Denkens handelt. Die zwei Pole bilden dabei Island und Australien. Gabi Schaffner erzählt uns im Kompressor von ihrem Klangkunstwerk; von Orten, die man nur findet, wenn man dem Trubel der Welt die Ruhe entgegensetzt, ganz genau hinzuhören.
05.08.
Lexikalisches Wissen über Comic-Helden
Der Comic-Fan, das Internet und die Weltflucht. Markus Dichmann, Journalist und Comic-Experte berichtet, wie er Zeit damit verbringt, Zitate von Comic-Helden zu recherchieren oder sich Trailer auf Youtube anzuschauen. Stundenlang, und zwar dann, wenn er die Welt nicht mehr aushält.