Regisseur von "Schwarz in Wien"

"Man hat wohl Erfolgsgeschichten erwartet"

Der österreichische Regisseur Thaddäus Podgorski Junior
Der österreichische Regisseur Thaddäus Podgorski © ARD Wien / Srdjan Govedarica
Thaddäus Podgorski im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 03.08.2018
Der Film über Alltagsrassismus in Wien war schon im Kasten, als dem Regisseur Thaddäus Podgorski vom Produktionsleiter mitgeteilt wird, sein Film werde aus inhaltlichen und technischen Gründen nicht gesendet. Für Podgorski eine dicke Überraschung.
Thaddäus Podgorski erklärt, in seiner Dokumentation "Schwarz in Wien" würden sechs sehr intelligente, eloquente schwarze Wiener und Wienerinnen über ihr Leben in Wien berichten und darüber, wie sie damit umgingen, anders zu sein und was das für sie bedeute. Sie berichteten also von unterschiedlichen Bewältigungsstrategien.

Rucksack voll mit Mikroaggressionen

In Österreich gibt es einen sehr beliebten Schokokuchen, der auch "Mohr im Hemd" genannt wird. Eine Wienerin erzähle im Film, berichtet Podgorski, dass sie diesen auch als Kind gerne gegessen und unter diesem Namen bestellt habe und erst viel später verstanden habe, was der Name bedeute. Das sei ein Beispiel für Mikroaggressionen, denen die Protagonisten ein Leben lang ausgesetzt seien.
Die Journalistin Vanessa Spanbauer hat die Macher des Films "Schwarz in Wien" beraten und ist eine der Protagonistinnen.
Die Journalistin Vanessa Spanbauer hat die Macher des Films "Schwarz in Wien" beraten und ist eine der Protagonistinnen.© ARD Wien / Srdjan Govedarica
Dabei bilde sich, so Podgorski weiter, eine Art Rucksack, der mit solchen Mikroaggressionen angefüllt werde. Sobald man sich dagegen aber wehre, würde dies wiederum abgewehrt mit dem Argument: "Jetzt sei nicht so, das ist eben der Wiener Schmäh." Es gehe in der Doku also um sehr viele kleine Dinge, die zeigten, dass man anders sei und nicht dazu gehöre.

"Aus technischen und inhaltlichen Gründen"

Darüber hinaus rekapituliert Podgorksi den Weg der Doku bis zur Herausnahme aus dem Programm. Der Film sei zunächst vom verantwortlichen Redakteur mit Begeisterung abgenommen worden. "Frau Direktor Wolf wollte ihn dann auch sehen und war enttäuscht", sie habe wohl Erfolgsgeschichten erwartet. Am nächsten Tag habe ihm dann der Produktionsleiter mitgeteilt, dass der Film "aus technischen und inhaltlichen Gründen nicht abgenommen" werden könne.
Gestern sei Podgorski dann gebeten worden, den Film zu überarbeiten, was aber nicht gehe, da ganz bewusst auf jede Kommentierung der Protagonisten verzichtet worden sei. Die Doku "ist sehr spannend, kein langweiliger Kopfsalat", sagt Podgorski.

Neoliberale Wohlfühlverbreitungsmaschine

Sicher habe die aktuelle politische Großwetterlage mit hineingespielt. Podgorksi macht aber einen neoliberalen Umbau der Medien und des ORF im Besonderen als Grund für die negative Entwicklung rund um seinen Film aus. Aus der sogenannten Vierten Gewalt, die den Mächtigen auf die Finger schaut, sei eine "Wohlfühlverbreitungsmaschine, die natürlich per se affirmativ" wirke, geworden. Für den ursprünglich geplanten Sendeplatz sei die Doku offenbar zu problematisch. Es sei wohl zu konfliktbeladen, schwarze Menschen sprechen zu lassen, erklärt Podgorski.
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