Regisseur: Ungarische Gesellschaft ist gespalten

13.06.2013
Der ungarische Musiktheaterregisseur David Marton hat die Spaltung der Gesellschaft seines Heimatlandes unter der Regierung des Rechtspopulisten Victor Orban beklagt. "Das vielleicht Furchtbarste, was in diesem gesellschaftlichen Klima stattfindet, ist, dass das Unabhängige, das Freie als Idee nicht existiert", sagte Marton.
Nach dem Fall der Berliner Mauer sei in der ungarischen Gesellschaft schnell eine "neue Mauer" entstanden: "Für die einen ist die Behauptung ‚Man ist ein Ungar‘ der Mittelpunkt der politischen Auffassung. Und die andere Gruppe stellt das nicht in den Mittelpunkt." Auf diesem Konflikt habe die Politik schon damals aufgebaut, seitdem sei die Spaltung des Landes noch tiefer geworden: "Und das kann man tatsächlich als Mauer beschreiben. Menschen, die zu den verschiedenen Gruppierungen gehören, können nicht miteinander reden."

Die ungarische Politik habe versäumt, bestimmte Begriffe, die mit der Klärung der Geschichte zu tun hätten, richtig zu stellen: "Im Gegenteil: Begriffe werden komplett verschoben. Was heißt eigentlich links, was heißt liberal, was ist rechtskonservativ, was ist rechtspopulistisch?" Inzwischen sei "liberal" für jemanden, der den Reden Victor Orbans zuhöre, mit "links" gleichzusetzen – deshalb sei das für manche auch zum Schimpfwort geworden.

Das vollständige Gespräch mit David Marton können Sie im Radiofeuilleton nachlesen.