Regisseur trifft Kreml-Chef

Oliver Stone und Wladimir Putin im Boxring

Regisseur Oliver Stone bei der Premiere seines Films "Snowden" auf dem Internationalen Film Festival in Toronto.
Der Regisseur Oliver Stone hat eine Serie von Interviews mit Kreml-Chef Putin geführt. © AFP/ Geoff Robins
Jörg Taszman im Gespräch mit Max Oppel · 12.06.2017
Oliver Stone interviewt Wladimir Putin – das klingt wie das Duell zweier großer Selbstdarsteller. Eitelkeit und Inszenierung gebe es auf beiden Seiten, meint Filmkritiker Jörg Taszman. Dennoch sei die Interview-Serie sehenswert - wenn man sich den kritischen Blick bewahre.
Oliver Stone ist ein politischer Regisseur, dessen Lebensthema die kritische Auseinandersetzung mit den USA darstellt. Er hat Spielfilm-Meilensteine wie "JFK" oder "Natural Born Killers" gedreht, darüber hinaus Dokumentarfilme wie "Commandante" und Interviews mit Arafat, Castro oder Chavez gemacht.
Stones jüngste Arbeit ist eine vierteilige Interview-Serie mit Kreml-Chef Wladimir Putin, hervorgegangen aus einem Dutzend Begegnungen. Sie wird ab heute in den USA und danach auch in Deutschland ausgestrahlt.

Filmkritiker Jörg Taszman hat sich das Werk vorab angeschaut und sagt im Deutschlandfunk Kultur:
"Stone ist natürlich auch eitel. Er liebt es, sozusagen auf Augenhöhe mit den Stars der Weltpolitik zu sein – als wäre er auch so ein großer Weltstar, Politikstar. Er mag es dann auch das Gefühl zu haben, dass er ganz besondere Einblicke bekommt, die andere eben nicht bekommen. Und das spürt man hier natürlich auch. Das wird auch in der amerikanischen Werbung ganz stark hervorgehoben: Putin-Stone. Als würde es da um Boxkampf gehen."

Stone fehlt es an Wissen

Auf beiden Seiten sei viel Inszenierung vorhanden, meint Taszman. Es lohne sich aber dennoch, die Interviews anzuschauen, so sein Fazit – allerdings mit kritischem Blick auf beide Gesprächspartner.
"Stone, der sich nicht immer so gut auskennt, der einfach nicht genug weiß, zum Beispiel wenn es um Tschetschenien geht. Der fragt einfach nicht nach und lässt das stehen. Da ist er einfach nicht rhetorisch gewieft genug. Er ist kein Journalist und hat auch keine Hintergrund-Info. Er hat sich auf gewisse Sachen vorbereitet. Natürlich soll man auch Putin nicht alles glauben. Aber es ist schon interessant, ihn einfach mal so lange reden zu hören. Auch einmal seine Logik zu hören."
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