Regisseur Sebastian Hartmann

Wie man Komödien in Zeiten Trumps inszeniert

Regisseur Sebastian Hartmann, 2008 auf einer Pressekonferenz in Leipzig
Regisseur Sebastian Hartmann (Archiv) © picture-alliance/ ZB / Peter Endig
Moderation: André Mumot · 12.11.2016
Der Regisseur Sebastian Hartmann ist für schwierige, raue Stoffe bekannt. Nun inszeniert er in Stuttgart mit "Der Raub der Sabinerinnen" einen Klassiker des deutschen Schwanks. Wir haben mit ihm über den Sinneswandel gesprochen - und wie man Komödie macht in Zeiten Trumps.
Eigentlich ist er der Mann für die ganz großen Stoffe, fürs schwere, bildgewaltige, raue Theater. Sebastian Hartmann inszeniert "Dostojewskijs "Dämonen", Tolstois "Krieg und Frieden" oder "Berlin Alexanderplatz". Seit dem Ende seiner Intendanz am Schauspiel Leipzig 2013 ist er auch in Stuttgart regelmäßig im Einsatz, zuletzt mit "Purpurstaub" nach Sean O'Casey und der Clemens Meyer-Bearbeitung "Im Stein", bei der er sich tief in die Abgründe des deutschen Rotlichtmilieus begab.
Seine Abende werden gern als schwierig und spröde bezeichnet, aber ist das wirklich der Fall? Nun hat er sich ausgerechnet einen Klassiker des deutschen Schwanks ausgesucht: "Der Raub der Sabinerinnen" von Paul und Franz von Schönthan, eine leichtgewichtige Komödie, die von einer überaus chaotischen Theaterproduktion handelt. Im Gespräch mit André Mumot erklärt Sebastian Hartmann, dass er sich sehr gut identifizieren kann mit den im Stück behandelten Problemen – vor allem damit, ein Theater voll zu bekommen.

Theater muss die Menschen ansprechen

"Ich bin nicht derjenige, der – so wie das in den 80ern noch gesagt wurde – meint, Theater muss sein, aber Theater muss nicht voll sein. Ich finde schon, dass es wichtig ist, Menschen anzusprechen. Aber Theater muss sie auch in unterschiedlichen Situationen und in unterschiedlicher Breite ansprechen, nicht nur so allgemein in einer liberalen Balance. Das kann ein Fußballtrainer vielleicht besser."

Die schweigende Mehrheiten beachten

Auf die amerikanischen Präsidentenwahl reagiert er beunruhigt, aber, wie er sagt, nicht geschockt. "Ich glaube, dass wir es hier und da verlernen, auf Mehrheiten zu achten. Und die stumme Mehrheit in unserer Gesellschaft sind vielleicht die, die brennenderen Fragen haben als diejenigen, die laut sind, medial vorkommen oder sich präsentieren können."
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