Regierungswechsel in Corona-Zeiten

Italien hofft auf Neuanfang mit Draghi

08:03 Minuten
Italiens Premierminister kommt mir FFP2-Maske am Senatsgebäude an.
Mario Draghi ist seit 13. Februar Italiens neuer Premierminister. Zuvor war er unter anderem Präsident der Europäischen Zentralbank. © picture alliance/ dpa / MAXPPP / Donatella Giagnori
Tonia Mastrobuoni im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 18.02.2021
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Von einer historischen Gelegenheit für Italien spricht die Journalistin Tonia Mastrobuoni mit Mario Draghi im Amt des Premierministers. Bereits in seiner ersten Rede zeigt der ehemalige EZB-Präsident große Gefühle und erntet dafür viel "Amore".
Seit sechs Tagen ist Mario Draghi, bis 2019 Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), der neue Premierminister Italiens und steht gleich vor einer der größten Herausforderungen: der Bewältigung der Corona-Pandemie. Am Donnerstag gewann er die erste Vertrauensabstimmung im Senat und beschwor in seiner ersten Rede die Einheit "aus Liebe zu Italien". Beeindruckend seien vor allem Draghis starke Gefühlsbekundungen gewesen, sagt Tonia Mastrobuoni, die als Deutschlandkorrespondentin für die italienische Tageszeitung "La Repubblica" tätig ist.
Draghi sprach von großen Gefühlen und einer Verantwortung, die er so noch nie gefühlt habe. "Das sind Sätze, die könnte sich ein Präsident der EZB niemals erlauben", so Mastrobuoni. Er sei bekannt für seine kühle und kontrollierte Art gewesen, nun zeige er sich ganz anders. "Er ist ein Politiker geworden, der genau weiß, dass er ein Land einigen muss in einer titanischen Aufgabe", so die Journalistin weiter.

"Eine historische Gelegenheit für Italien"

Zur Corona-Krise kommt eine weitere Aufgabe: die breite Mehrheit der nationalistischen und rechtspopulistischen Lega-Partei. "Die bürgerliche Wende der Lega ist momentan das Interessanteste, was passiert", sagt Mastrobuoni. Die Partei habe eine ganz besondere Natur: Sie habe eine kämpferische Haltung, könne aber auch sehr rational regieren.
Die Lega wisse aber auch "Draghi ist unser letzter Zug", erklärt die Korrespondentin. Deshalb trage man Draghis Kurs mit. "Italien ist nunmal ein Land, in dem die Mehrheit nun einmal rechts oder konservativ wählt. Damit muss man zurechtkommen", so Mastrobuoni weiter. Problematisch seien auch die verschiedenen Pole in der italienischen Politik. "Die regieren eher ungern miteinander, das hat man gesehen". Deshalb habe man Draghi gerufen, der als Einziger so eine breite Mehrheit um sich scharen konnte. "Das ist eine historische Gelegenheit für Italien."
(lsc)
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