Reform von §219a beschlossen

Streit als gesellschaftliche Übung

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Der Protest gegen den umstrittenen Paragraf 219a brachte viele Frauen auf die Straße © imago | IPON
Meredith Haaf im Gespräch mit Ute Welty  · 06.02.2019
Für Schwangerschaftsabbrüche zu werben, bleibt weiterhin strafbar. Doch Ärzte dürfen darauf hinweisen, dass sie den Eingriff anbieten. Die Journalistin Meredith Haaf ist gegen diese Regelung, sieht aber in der Debatte einen gesellschaftlichen Nutzen.
Das Kabinett hat dem überarbeiteten Gesetzentwurf zur Reform des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche zugestimmt. Der umstrittene Paragraf 219a, der sogenannte Werbung für Abbrüche unter Strafe stellt, bleibt nach dem Kompromiss der großen Koalition bestehen. Er wird jedoch um neue Informationsmöglichkeiten ergänzt.

Diskussion seit Jahrzehnten

Die Journalistin Meredith Haaf hält den Paragrafen 219a zwar für überflüssig, begrüßt aber die Diskussion darum: Sie sieht in solchen Debatten eine Möglichkeit für Gesellschaften, Auseinandersetzungen zu üben. Die Autorin des Buches "Streit!" sagte im Deutschlandfunk Kultur, eine solche gesellschaftspolitische Diskussion lasse sich nicht ohne weiteres klären: "Das zeigt auch die Tatsache, dass wir eigentlich schon seit Jahrzehnten über diese Frage streiten."
In den meisten Ländern wirke das Thema polarisierend. "Das ist ein sehr langer Prozess, in dem man immer wieder Positionen und Perspektiven austauschen muss, bei dem es teilweise auch sehr, sehr harte Kämpfe gibt." Die Positionen seien radikal verschieden, aber man müsse einander zuhören.

Debatte macht Hoffnung

In der Debatte habe sie den Eindruck gewonnen, dass es beim Streit um das Werbeverbot schnell wieder grundsätzlich um Schwangerschaftsabbrüche gegangen sei, sagt Haaf.
Angesichts der Argumentation der Union hätten sich Feministinnen gefragt, welches Frauenbild dahinter stecke. Aus der Debatte nehme sie allerdings die Hoffnung mit, dass die Gesellschaft weiter sei als die Gesetzgeber.
(gem)

Literaturhinweis:

Meredith Haaf: "Streit!"
dtv-Verlag, München 2018
288 Seiten, 18 Euro

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