Roms Staatsoper in der Krise

An der römischen Oper ist das Chaos ausgebrochen. Knapp 40 Millionen Euro Schulden sind aufgelaufen, doch der Sanierungsplan wird von einer Gewerkschaft blockiert. Chor und Orchester sind entlassen, Generalmusikdirektor Riccardo Muti hat sein Amt niedergelegt.
"Wir sagen entschieden Nein zu diesen Entlassungen! Nein zu Entlassungen, die ganz oben getroffen wurden, über unsere Köpfe hinweg!"
Stefano Canettieri sitzt vor dem römischen Opernhaus und ist wütend. Der Chorist der Staatsoper wird Mitte Dezember seinen Arbeitsplatz verlieren. Und mit ihm rund 200 weitere Angestellte: Der gesamte Chor und die Orchestermusiker.
Für den Violinisten Maurizio Scavone bedeutet die Massenentlassung das Ende künstlerischer Qualität am Opernhaus:
"Ich glaube nicht an externe Arbeitsverträge. Wir produzieren keine Blechdosen, sondern Kunst. Wenn irgendwelche Bosse entscheiden, der darf jetzt hier arbeiten darf und der nicht kann man keine Kunst schaffen."
Das sehen auch Dirigenten wie Charles Dutoit und Donato Renzetti so, die seit Jahren immer wieder an der römischen Staatsoper arbeiten. Ohne ein fest angestelltes Orchester, das einen bestimmten Klang hat, der in Jahren entstanden ist, könne, so Dutoit in einem Interview mit einer italienischen Zeitung, nur musikalisches Mittelmaß geboten werden.
Stefano Canettieri sitzt vor dem römischen Opernhaus und ist wütend. Der Chorist der Staatsoper wird Mitte Dezember seinen Arbeitsplatz verlieren. Und mit ihm rund 200 weitere Angestellte: Der gesamte Chor und die Orchestermusiker.
Für den Violinisten Maurizio Scavone bedeutet die Massenentlassung das Ende künstlerischer Qualität am Opernhaus:
"Ich glaube nicht an externe Arbeitsverträge. Wir produzieren keine Blechdosen, sondern Kunst. Wenn irgendwelche Bosse entscheiden, der darf jetzt hier arbeiten darf und der nicht kann man keine Kunst schaffen."
Das sehen auch Dirigenten wie Charles Dutoit und Donato Renzetti so, die seit Jahren immer wieder an der römischen Staatsoper arbeiten. Ohne ein fest angestelltes Orchester, das einen bestimmten Klang hat, der in Jahren entstanden ist, könne, so Dutoit in einem Interview mit einer italienischen Zeitung, nur musikalisches Mittelmaß geboten werden.
Inzwischen eines der besten Musikhäuser Italiens
Vor Mutis Berufung zum Generalmusikdirektor 2011 bot das Orchester der römischen Staatsoper nur mittelprächtige Qualität. Nach der radikalen Muti-Kur gehört es zum Besten, was in Italien zu finden ist. Nachdem Muti vor knapp zwei Wochen das Handtuch warf, aus Furcht vor weiteren Streiks am Opernhaus gegen den Sanierungsplan, fürchtete man bereits um die musikalische Qualität des Orchesters. Ein Orchester aus Musikern, die nur zeitweise angestellt werden, könnte das qualitative Aus für die Staatsoper bedeuten.
Während die betroffenen Choristen und Musiker gegen ihre Entlassungen protestieren - wie heute Vormittag beim Absingen der italienischen Nationalhymne vor dem Opernhaus – scheint man im Kulturministerium mit dem Vorstoß der Staatsoper einverstanden zu sein. Die Entlassung der Sänger und Musiker und die damit erwarteten vier Millionen Euro Einsparungen pro Saison passen in das neue Gesamtprojekt von Kulturminister Dario Franceschini, um Italiens finanziell angeschlagene Opernhäuser finanziell und logistisch für die Zukunft fitt zu machen.
Carlo Fuortes, Intendant von Roms Staatsoper: "Als Intendant dieses Hauses begrüße ich, dass endlich die Krise der Musiktheater nicht nur problematisiert wird, sondern dass man sie zu lösen versucht. Ein Lösungsversuch, der unerlässlich ist."
Acht von 13 Musiktheatern sind mir 392 Millionen Euro verschuldet. Im Jahr 2013 überwies der Staat an seine Opernhäuser 190 Millionen Euro. Private Sponsorengelder fließen nur selten. Nach der vom Kulturministerium jetzt beschlossenen Reform der Musiktheater werden ab Januar die Gehälter in allen Bereichen der Theater gleichgeschaltet. Bisher existierte da ein unübersichtlicher Unterschiedsdschungel.
Während die betroffenen Choristen und Musiker gegen ihre Entlassungen protestieren - wie heute Vormittag beim Absingen der italienischen Nationalhymne vor dem Opernhaus – scheint man im Kulturministerium mit dem Vorstoß der Staatsoper einverstanden zu sein. Die Entlassung der Sänger und Musiker und die damit erwarteten vier Millionen Euro Einsparungen pro Saison passen in das neue Gesamtprojekt von Kulturminister Dario Franceschini, um Italiens finanziell angeschlagene Opernhäuser finanziell und logistisch für die Zukunft fitt zu machen.
Carlo Fuortes, Intendant von Roms Staatsoper: "Als Intendant dieses Hauses begrüße ich, dass endlich die Krise der Musiktheater nicht nur problematisiert wird, sondern dass man sie zu lösen versucht. Ein Lösungsversuch, der unerlässlich ist."
Acht von 13 Musiktheatern sind mir 392 Millionen Euro verschuldet. Im Jahr 2013 überwies der Staat an seine Opernhäuser 190 Millionen Euro. Private Sponsorengelder fließen nur selten. Nach der vom Kulturministerium jetzt beschlossenen Reform der Musiktheater werden ab Januar die Gehälter in allen Bereichen der Theater gleichgeschaltet. Bisher existierte da ein unübersichtlicher Unterschiedsdschungel.
Staatliche Finanzmittel sollen an die Produktivität gekoppelt werden
Ab Januar werden alle Verwaltungsräte der Häuser komplett neu besetzt. Der Staat will darin zukünftig mehr Mitspracherechte haben. Staatliche Finanzmittel werden ab 2015 nicht mehr nach der Anzahl der Angestellten an einem jeweiligen Theater berechnet, sondern in Bezug auf die im jeweiligen Vorjahr erreichte Produktivität. Je öfter sich der Vorhang hebt, umso mehr Geld wird fließen.
Italiens Gewerkschaften poltern bereits gewaltig gegen dieses Projekt. Nicht nur Riccardo Muti zog daraus Konsequenzen. In Neapel trat in diesen Tagen ebenfalls aus Furcht vor störenden Streiks Generalmusikdirektor Nicola Luisotti von seinem Posten am Teatro San Carlo zurück. Das gleiche Szenarium auch in Bari am Teatro Petruzzelli, erklärt der römische Musikkritiker Franco Soda:
"Da werden mitten in der Spielzeit Inszenierungen gestrichen. Daniele Rustioni schrieb deshalb einen bitterbösen Brief an seinen Intendanten und an den Bürgermeister, in dem er den Sparkurs und das Desinteresse der Politik an der Kultur scharf verurteilt."
Rustioni, 31, einer der interessantesten italienischen Dirigenten seiner Generation, nahm, wie seine Kollegen in Rom und Neapel, ebenfalls seinen Hut und ging.
Solange Italiens Kulturpolitiker, Intendanten und Gewerkschaften nicht an einem Strang ziehen - das erklärte vor über einem Jahr Riccardo Muti recht prophetisch - wird es an Italiens Opernhäusern nicht zur Ruhe kommen. Doch damit ist derzeit nicht zu rechnen. Im Gegenteil: ein heißer Streikherbst steht bevor.
Italiens Gewerkschaften poltern bereits gewaltig gegen dieses Projekt. Nicht nur Riccardo Muti zog daraus Konsequenzen. In Neapel trat in diesen Tagen ebenfalls aus Furcht vor störenden Streiks Generalmusikdirektor Nicola Luisotti von seinem Posten am Teatro San Carlo zurück. Das gleiche Szenarium auch in Bari am Teatro Petruzzelli, erklärt der römische Musikkritiker Franco Soda:
"Da werden mitten in der Spielzeit Inszenierungen gestrichen. Daniele Rustioni schrieb deshalb einen bitterbösen Brief an seinen Intendanten und an den Bürgermeister, in dem er den Sparkurs und das Desinteresse der Politik an der Kultur scharf verurteilt."
Rustioni, 31, einer der interessantesten italienischen Dirigenten seiner Generation, nahm, wie seine Kollegen in Rom und Neapel, ebenfalls seinen Hut und ging.
Solange Italiens Kulturpolitiker, Intendanten und Gewerkschaften nicht an einem Strang ziehen - das erklärte vor über einem Jahr Riccardo Muti recht prophetisch - wird es an Italiens Opernhäusern nicht zur Ruhe kommen. Doch damit ist derzeit nicht zu rechnen. Im Gegenteil: ein heißer Streikherbst steht bevor.