Redakteure schleusen Putin-Kritik in kremlnahes Medium

    Der russische Präsident Wladimir Putin bei seiner Rede zum "Tag des Sieges" zum 77. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs
    Der russische Präsident Wladimir Putin bei seiner Rede zum "Tag des Sieges" zum 77. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs. © picture alliance / AP /Mikhail Metzel
    Ausgerechnet am wichtigen russischen Feiertag, dem "Tag des Sieges", sind in einem eigentlich kremltreuen Medium kurzzeitig kritische Artikel über Präsident Wladimir Putin aufgetaucht - und wenig später wieder gelöscht worden. Zu der Protestaktion bekannten sich zwei Redakteure der Online-Plattform Lenta.ru. Nun sei er seinen Job bei Lenta wohl los, sagte der bisherige Leiter der Wirtschaftsredaktion, Jegor Poljakow, dem kritischen Medium Mediazona. Einer der rund 20 kurzzeitig veröffentlichten Artikel trug etwa den Titel: "Putin muss gehen. Er hat einen sinnlosen Krieg losgetreten und führt Russland in den Abgrund." Alle Beiträge fingen mit der Vorbemerkung an, dass das Material nicht mit der Führung des Mediums abgestimmt sei. Für ihre Protestaktion hatten Poljakow und seine Kollegin Alexandra Miroschnikowa offenbar Überschrift und Text schon bestehender Artikel auf der Seite ausgetauscht. "Wichtigster Grund war das Gewissen", begründete Poljakow sein Vorgehen. In Russland drohen laut einem recht neuen Gesetz hohe Strafen für angebliche "Falschnachrichten" über Russlands Streitkräfte.