Rechtspopulisten

FPÖ attackiert ORF-Journalisten Armin Wolf

08:33 Minuten
"ZIB 2"-Studio im ORF mit Moderator Armin Wolf
Geht es nach dem Willen der FPÖ, muss der Moderator und Journalist Armin Wolf den ORF verlassen. © dpa / picture alliance / ORF / Thomas Ramstorfer
Armin Thurnher im Gespräch mit Vladimir Balzer · 29.04.2019
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Die FPÖ fordert die Entlassung des ORF-Journalisten Armin Wolf, nachdem dieser dem Europapolitiker Harald Vilimsky live im Fernsehen unangenehme Fragen gestellt hatte. Für den Publizisten Armin Thurnher ist klar: "Diese Kampagnen haben System."
Der ORF-Moderator Armin Wolf ist an Attacken der FPÖ gewöhnt. Nun fordert die rechtspopulistische Partei seine Entlassung. Der 52-Jährige hatte sich am Dienstag live mit dem FPÖ-Spitzenkandidaten zur Europawahl, Harald Vilimsky, über die Abgrenzung der FPÖ vom Rechtsextremismus gestritten. Unter anderem verglich Wolf die Darstellung von Migranten auf einem Plakat der FPÖ-Jugend aus der Steiermark mit einer Zeichnung aus der NS-Zeitung "Der Stürmer".
Vilimsky reagierte bereits in der Sendung empört und sprach von einem "Skandal der Sonderklasse". Später forderte er, dass Wolf vom ORF vor die Tür gesetzt werde. Die ehemalige ORF-Moderatorin und jetzige FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel warf Wolf einen Verhörton wie von einem Staatsanwalt vor und kritisierte, er könne auch "vor einem Volksgerichtshof auftreten". Dort wurden während der NS-Zeit Fälle von Hoch- und Landesverrat verhandelt und zahlreiche Todesurteile gegen NS-Gegner verhängt.

"Der ORF hat sich langsam eine Unabhängigkeit erkämpft"

Der Herausgeber des Wiener Magazins "Falter", Armin Thurnher, erklärt im Deutschlandfunk Kultur, dass diese Kampagnen gegen Armin Wolf im Besonderen und den ORF im Allgemeinen durchaus System hätten und schon seit geraumer Zeit stattfänden.
"Armin Wolf ist natürlich als Anchorman der 'Zeit im Bild 2' ein Journalist, der sich nicht von der Politik kontrollieren lässt und insofern für Politiker in Österreich gewöhnungsbedürftig. Die haben noch immer nicht geschnallt, dass Journalistinnen und Journalisten sich im ORF langsam eine Unabhängigkeit erkämpft haben, die eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch würdig ist, was nicht immer so war. Da ist Armin Wolf aufgrund seiner harten Fragen und seiner präzisen Vorbereitung gewissermaßen ein Symbol dafür."

"Lange im Zangengriff der Politik"

Der ORF habe nämlich immer das Problem gehabt, im Zangengriff der regierenden Parteien zu sein, berichtet Thurnher. Erst seit etwas mehr als zehn Jahren gebe es eine Unabhängigkeit, die sich die Redaktion "ganz geschickt" erkämpft habe.
Die FPÖ attackiere den ORF, weil sie in dessen Redaktionen schwach vertreten sei. Dort seien vor allem Anhänger der Grünen und der SPÖ zu finden - und die ÖVP übe Einfluss über das Management aus, erklärt Thurnher. Da die FPÖ also eine insgesamt schwache Position habe, versuche sie das Medium als Ganzes zu schwächen.

"Ein Schlüssel, Wahlen zu gewinnen"

Da der ORF aber noch immer das stärkste Medium Österreichs sei und auch eine gewisse Glaubwürdigkeit genieße, heiße, den ORF schwächen, die eigene Suböffentlichkeit zu stärken. Bis jetzt sei dies der FPÖ nicht gelungen, die Partei versuche es aber weiter - vor allem über den Weg der Finanzierung, meint Thurnher. "Dieses starke Medium zu beherrschen, ist doch ein Schlüssel, Wahlen zu gewinnen."
Zwar sei die FPÖ noch immer ungeschickt in der Wahl ihrer Attacken, doch durch ihre starke Präsenz in den Sozialen Medien hätten diese nun eine andere Qualität, weil sie gezielt mit Desinformationen unterfüttert würden, "und das hat dann plötzlich ein etwas anderes Gewicht als damals".
Die FPÖ erkläre ihre starke Online-Präsenz wiederum damit, dass sie sich von den traditionellen Medien immer ausgeschlossen gefühlt habe, weswegen sie eigene Kanäle habe aufbauen müssen.
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