Rechtsextremismus

Verschleierte rechte Botschaften in Musikvideos

Junge spielt Computerspiel
Mit Filmmusik wie aus "Herr der Ringe" sollten tiefergehende Emotionen geweckt werden, sagt Musikwissenschaftlerin Yvonne Wasserloos. © dpa / Maximilian Schönherr
Yvonne Wasserloos im Gespräch mit Max Oppel · 19.01.2018
Wie verbreiten rechte Gruppen ihre Gesinnung über Musikvideos? Sie verzichten zunehmend auf Text und verwenden eher suggestive Mittel, erklärt die Musikwissenschaftlerin Yvonne Wasserloos. Sie hat zum Thema eine Tagung in Rostock organisiert.
Rechts und rechtsextrem verschwimmen mehr als früher, und das ist nicht nur in der Politik so, sondern auch in der Musik. Rechte Gruppen versuchen via Mainstream-Songs und -Videos zum Beispiel auf Youtube subtil ihre Botschaften zu übermitteln. Wie das genau funktioniert, das untersucht die interdisziplinäre Tagung "Rechtsextremismus, Musik und Medien", die derzeit an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock stattfindet.
Unter den Aktionsvideos erklinge zum Beispiel Filmmusik aus "The Matrix" oder "Herr der Ringe", sagt die Musikwissenschaftlerin Yvonne Wasserloos:
"So kann man über eine unverdächtige Filmmusik schnell mal auf ein Video einer rechtsextremen Gruppierung stoßen, die diese Musik in dem Moment für ihre Präsentation benutzt."

Eine gewisse Faszination

Der Inhalt der Videoclips funktioniere fast ohne Sprache und wolle über die Musik tiefergehende Emotionen ansprechen:
"Vielleicht hat man mal eine Texteinblendung einer Internetseite, auf der man sich weiterinformieren kann, oder eine Parole wird eingeblendet. Aber das Wichtige ist, es geht über das Bild und die Musik, die selber nur instrumental ist. Texte, also rationales Verstehen, spielen in diesen Formaten keine Rolle mehr, sondern die Kommunikation über Musik auf eine tiefergehende emotionale Ebene, die schwierig zu fassen ist, aber eine gewisse Faszination und Sogkraft auslöst."

Junges Zielpublikum

Man sei nicht sofort abgestoßen wie früher, wenn rechtsextremistische Bands ihre Texte brüllten, sagt Wasserloos. Der Strategiewandel ziele auf ein jüngeres Publikum:
"Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, die bevorzugt im Internet unterwegs sind und Social Media nutzen und inhaltlich noch nicht so weit fortgebildet sind, dass sie sofort diese Codes, diese Symbole, die man dort auch sieht, entschlüsseln können und manchmal nur einen Klick davon entfernt sind, sich etwas tiefer in diese Strudel zu begeben."
Die Tagung möchte auch Lehrer informieren, wie sie ihre Schüler für die versteckten Botschaften sensibilisieren.
(cosa)
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