Rechte Drohungen gegen Journalist Levi Salomon

"Ich habe mit keinem darüber gesprochen"

15:16 Minuten
Der Berliner Journalist Levi Salomon
"Sie versuchen, die Menschen einzuschüchtern", sagt der Berliner Journalist Levi Salomon über Neo-Nazis, deren Kundgebungen er beobachtete. © picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka
Levi Salomon im Gespräch mit Miron Tenenberg · 14.08.2020
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Einschüchterungen von Berichterstattenden auf rechten Veranstaltungen passieren regelmäßig und sind gut dokumentiert. Wie ging es Levi Salomon vom Jüdischen Forum, als er bei einer Kundgebung vor dem Bundestag an den Pranger gestellt wurde?
Vor einem Monat war Levi Salomon bei einer Demonstration von Rechten vor dem Bundestag in Berlin. Dort wurde er bedrängt und später sogar öffentlich beschimpft.
"Ich hatte Wut im Bauch. Rüdiger Hoffmann, ein ehemaliger NPD-Kader, ein vorbestrafter Mann, steht auf der Bühne und die Menschen bilden eine Gasse, so dass ein Monolog zwischen uns entsteht. Er spricht und ich höre zu. Ich habe es gespürt, die Menschen mögen dich nicht, sie sind gegen dich aufgestellt."

Rechte Schikanen haben Methode

Salomon wurde wiederholt aufgefordert, den rechten Ordnern seinen Presseausweis zu zeigen.
"Mache ich nicht, muss ich nicht. Will ich auch nicht! Ich bin journalistisch unterwegs und kann mich gegenüber der Polizei ausweisen, aber die Ordner haben keine Befugnisse, so etwas zu fordern. Das sind Methoden."
Danach versuchte der rechtsextreme Anwalt Wolfram Nahrath, ehemaliger Vorsitzender der verbotenen rechtsextremen Wiking-Jugend und NPD-Mitglied, Levi Salomon bei seiner Arbeit einzuschüchtern. Er verbot ihm im Namen des Veranstalters, Filmaufnahmen zu machen, und hörte nicht auf, ihn unter Druck zu setzen.
"Wir sprechen über einen Rechtsanwalt! Ein Rechtsanwalt versucht, einem Journalisten zu untersagen, den Beruf auszuüben. So läuft das, sie versuchen, die Menschen einzuschüchtern."

Ein Menschenbild aus dem Mittelalter

Später wurde Salomon sogar von der Bühne aus vom ehemaligen NPD-Politiker Rüdiger Hoffmann als Vertreter des Jüdischen Forums angesprochen. Es folgte ein hasserfüllter Monolog samt Gegröle und Applaus der Menge.
"Ich wurde permanent behindert, meiner Tätigkeit nachzugehen. Ich konnte nicht richtig arbeiten, wurde gestört und bedrängt. In dem Moment habe ich gedacht: 'Okay, was bleibt mir übrig? Die Kundgebung wurde nicht aufgelöst, also musste ich diese Veranstaltung verlassen.'"
Nachdem Levi Salomon mit antisemitischen Stereotypen aus dem Mittelalter konfrontiert und als Satan beschimpft wurde, entschied er sich, die Veranstaltung lieber zu verlassen. Er machte das Erlebte samt der Filmaufnahmen über seine Kanäle auf Twitter und Youtube bekannt. Ein gesellschaftlicher Aufschrei folgte darauf nicht.
"Ich habe de facto mit keinem darüber gesprochen. Zu Hause will ich nicht darüber reden, weil es unangenehm ist und sie sich Sorgen machen würden. Das will ich nicht."
Levi Salomon hat vor zwölf Jahren das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus gegründet. Zuvor hat er vier Jahre bei der Jüdischen Gemeinde zu Berlin als Antisemitismusbeauftragter gearbeitet. Für das Jüdische Forum ist der 62-Jährige weiterhin als Sprecher und Dokumentator beschäftigt. Dabei filmt er bundesweit rassistische, antisemitische und homophobe Vorfälle.
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