Raumfahrt

Mit Mini-Raumschiff zum nächsten Sternensystem

Reisen ins nächste Sonnensystem sollen möglich sein.
Reisen ins nächste Sonnensystem sollen möglich sein. © Imago / Imagebroker
Von Georg Schwarte, ARD-Studio New York · 13.04.2016
Alpha Centauri, quasi unser stellarer "Nachbar", ist mehr als vier Lichtjahre von uns entfernt und mit bisheriger Technik unerreichbar. Das wollen Astrophysiker Stephen Hawking und Facebook-Gründer Zuckerberg mit einer neuen Antriebstechnik ändern.
Sie wollen hoch hinaus. Hin zu den Sternen, zu dem uns nächsten Sternensystem Alpha Centauri. Und weil der britische Astrophysiker Professor Stephen Hawking und der russische Milliardär Juri Millner offenbar einen Sinn für Humor haben, kündigten sie das nächste große Menschheitsprojekt namens "Breakthrough Starshot" 381 Meter über der Erde an. Hoch oben auf der Aussichtsplattform des neuen New Yorker World Trade Centers.
"Heute ist der Tag gekommen, von dem alle Weltraumforscher träumten. Die Sterne sind zum Greifen nah", sagt Pete Wardon, neuer Direktor der Operation "Breakthrough Starshot". "Heute" ist allenfalls ein wenig übertrieben. 20 Jahre könnte es wohl noch dauern, bis alles tatsächlich verwirklicht ist.

Per Laserstrahl in die unendlichen Weiten

Das Projekt jedenfalls klingt für jeden Laien leicht verrückt: Mit mehreren gebündelten Laserstrahlen soll ein kreditkartengroßes, nur 20 Gramm schweres Nanoraumschiff - ausgestattet mit Kameras und einem riesigen, metergroßen Sonnensegel - in den Weltraum geschossen werden. Dieser Laserstrahl hat es in sich, sagte Harvard-Professor und Astronom Avi Loeb.
"Der Laser hat die Kraft von über 100 Gigawatt. Das ist die Kraft, die es brauchte, einst ein Space Shuttle nach oben zu schießen."
Auf diese Weise erreicht das noch zu bauende Nanoraumschiff 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit - das sind 60 Millionen Meter pro Sekunde. Die Reise zum nächsten Sternensystem Alpha Centauri würde "nur noch" 20 Jahre dauern. Tausendmal schneller immerhin als jedes Raumschiff heutiger Bauart benötigen würde.
"20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit würde beispielsweise heißen, das Nanoschiff fliegt in drei Tagen an Pluto vorbei, statt in neuneinhalb Jahren wie noch die Sonde 'New Horizons' brauchte."

Gibt es Außerirdische da draußen?

Stephen Hawking, der an einer Nervenerkrankung leidende berühmte Astrophysiker saß bei der Präsentation in seinem Rollstuhl und antwortete per Sprachcomputer sehr britisch trocken auf die Frage, wie wahrscheinlich es denn nun sei, dass das Nano-Raumschiff auf Aliens, auf neues Leben im All stoße:
"Die Wahrscheinlicheit ist gering. Wahrscheinlich jedenfalls."
- so Hawking unter dem Gelächter der Zuhörer.
Der russische Milliardär Yuri Milner und der britische Astrophysiker Stephen Hawking stellen ihre Idee eines interstellaren Raumfahrzeugs vor: "Breakthrough Starshot" ist so groß wie eine Scheckkarte.
Der russische Milliardär Yuri Milner und der britische Astrophysiker Stephen Hawking stellen ihre Idee eines interstellaren Raumfahrzeugs vor: "Breakthrough Starshot" ist so groß wie eine Scheckkarte.© picture alliance / dpa / Jason Szenes
Fest aber steht: Juri Millner, der russische Milliardär, gibt ebenso wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Millionen für das Projekt, das am Ende vermutlich mehr als 13 Milliarden US-Dollar kosten dürfte.
Dafür gibt es verlockende Aussichten: Sollte die Technik funktionieren, wären die Betreiber in der Lage, unzählige Miniraumsonden auf die Sternenjagd zu schicken: "Eine Sonde pro Tag. Hunderte Pro Jahr", sagt Harvard-Professor Loeb.
Der Direktor des Projekts Pete Wardon jedenfalls hofft auf die Antwort der einen, der ewigen Frage: Sind wir allein im Universum?
"Breakthrough Starshot wird die große Frage der Wissenschaft beantworten. Und ich finde, das ist wirklich verdammt cool."
Cool war übrigens auch die Antwort von Stephen Hawking, als er danach gefragt wurde, wie intelligentes Leben im All denn vermutlich aussehen werde. Mit Blick auf Donald Trump und den amerikanischen Vorwahlkampf antwortete Hawking trocken:
"Definitiv nicht wie wir."
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