Raubkunst

Wie skrupellos agiert der deutsche Markt?

Spuren einer frühchristlichen Kirche in Syrien
Syrien bietet unter anderem Spuren frühchristlicher Kirchen und viele andere Kulturfunde. © picture alliance / dpa
Moderation: Stephan Karkowsky · 20.10.2014
Was auf dem freien Markt für antike Kunstwerke angeboten wird, könne nur aus Raubgrabungen und Plünderungen stammen, sagt der deutsche Archäologe Michael Müller-Karpe. Den Auktionshäusern sei die Herkunft der Kulturgüter durchaus bewusst.
Der deutsche Archäologe Michael Müller-Karpe schätzt den internationalen Markt, auf dem antike Kunst aus Raubgrabungen und Plünderungen gehandelt wird, auf einen zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich.
"Dieser Markt würde nicht existieren, wenn er nicht skrupellos wäre", sagte Müller-Karpe am Montag im Deutschlandradio Kultur. Archäologische Objekte legaler Herkunft seien im Grunde nicht verfügbar, denn Funde aus legalen Grabungen kämen direkt ins Museum. Was heute auf dem Markt angeboten werde, könne nur aus Raubgrabungen und Plünderungen stammen.
Müller-Karpe begrüßt Vorhaben der Bundesregierung
Die Auktionshäuser wüssten das auch, sagte Müller-Karpe. Es gehe aber um viel Geld, und da sei man nicht zimperlich. Unesco und FBI hätten den Wert des geraubten Kulturgutes, das jährlich gehandelt werde, schon vor zehn Jahren auf sechs bis acht Milliarden Dollar geschätzt. Inzwischen könne man damit rechnen, dass ein zweistelliger Milliarden-Dollar-Betrag im Jahr umgesetzt werde.
Die Bundesregierung will den Handel mit illegal beschafften Kunstschätzen und Antiquitäten wirksamer bekämpfen. Das Vorhaben von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, das Gesetz zum Kulturgutschutz zu ändern, begrüßte Müller-Karpe ausdrücklich. Wenn jedes Objekt über eine offizielle Ausfuhrlizenz des Herkunftslandes verfügen müsse, sei dies das Ende des illegalen Antikenhandels in Deutschland, sagte er.
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