Raubkunst

Die Spur führt nach Dresden

Von Nadine Lindner · 11.02.2014
Sie ist Anwältin, sie vertritt die Erben des Rechtsanwalts Fritz Salo Glaser und sie ist hartnäckig: Sabine Rudolph. Nun kämpft sie für die Rückgabe von Werken aus dem Gurlitt-Fund an die rechtmäßigen Besitzer. Der jüdische Dresdner Rechtsanwalt Fritz Salo Glaser musste seine umfangreiche Sammlung während der NS-Zeit verkaufen, um zu überleben.
Sabine Rudolph: "Ich hab jetzt gerade die Datenbank Lost Art gestartet, und da gibt es jetzt einen Extra-Button Schwabinger Kunstfund. Und wenn ich schauen will, ob Werke dazu gekommen sind aus der Sammlung Glaser, dann gehe ich gehe ich hier auf Suche und dann tippe ich ein… Fritz Salo Glaser"
Fritz Salo Glaser: Ein Dresdner Rechtsanwalt, Kunstsammler und Jude, von den Nazis verfolgt. Seine Sammlung ist mittlerweile in alle Winde zerstreut. Rechtsanwältin Sabine Rudolph kämpft um die zahllosen Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde. Sie will die Bilder den rechtmäßigen Besitzern wieder zukommen lassen. Die Erben Glasers haben sie damit beauftragt.
Rudolph. "Hier ist zum Beispiel 'Kind am Tisch'. Das ist ein Aquarell von Otto Griebel. Hier in der Rubrik Provenienz ist angegeben: Sammlung Dr. Fritz Salo Glaser, Dresden. Was mich natürlich interessiert ist, wie im Zweifel Frau Hoffmann, die ja bislang die Recherchen bisher durchgeführt hat, darauf gekommen ist, daß dieses Werk aus der Sammlung Glaser stammt."
Ingeborg Berggreen-Merkel: "Wir werden uns zunächst mit den Kunstwerken befassen, bei denen nach bisherigen Recherchen der Experten nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie verfolgungsbedingt entzogen worden sind. Dann werden wir uns mit den Kunstwerken befassen, die als sogenannte entartete Kunst gelten könnten."
Erklärt die Leiterin Ingeborg Berggreen-Merkel, die Vorgehensweise der Sonderermittler. Bisher haben sie 458 Werke bei der Datenbank eingestellt, bei denen ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden kann. Darunter befinden sich auch die Werke, die wohl ehemals zur Sammlung Glaser gehörten.
Das Urteil der Sonderermittler, ob ein Kunstwerk tatsächlich Raubkunst ist oder nicht, hat aber noch nicht automatisch zur Folge, dass die Erben es zurückerhalten. Das müsse dann in jedem Einzelfall geklärt werden, sagt Berggreen-Merkel .
Die Kunstdetektivin muss sich an die öffentlich verfügbaren Informationen halten: Die Arbeit mit der Lost-Art-Datenbank ist für sie Routine. Mindestens einmal in der Woche recherchiert sie, prüft die Ergebnisse ab. Sie weiß, dass mindestens 13 Bilder, die in der Wohnung von Cornelius Gurlitt gefunden wurden, einmal Fritz Salo Glaser gehört haben sollen. Die Lost-Art-Datenbank wird von Bund und Ländern in Magdeburg betrieben und soll Kulturgüter dokumentieren, die während des Zweiten Weltkriegs verfolgungsbedingt entzogen wurden.
Getrieben vom Bedürfnis nach Gerechtigkeit
Rudolph: "Ich habe für Glaser schon vor etliche Jahren Suchmeldungen eingestellt von Werken, wo wir relativ sicher sind, dass die in der NS-Zeit verlorengegangen sind und wo wir meistens nicht wissen, wo sie hingekommen sind."
Sabine Rudolph, eine zarte Frau von 40 Jahren, steckt mittendrin in den Irrungen und Wirrungen rund um den Kunstfund bei Cornelius Gurlitt. Rudolph hat über den Fall Glaser ihre Doktorarbeit geschrieben.
Glasers Erben waren ihre Gesprächspartner und Quellen, die Verbindung besteht bis heute. Seit sieben Jahren sind sie auch ihre Mandanten.
Schon ihr halbes Berufsleben beschäftigt sich die Juristin mit dem Fall. Sie treibt das Bedürfnis nach Gerechtigkeit an, sie will den Schaden, der den jüdischen Familien entstanden ist, wiedergutmachen: durch Rückgabe oder Entschädigung.
Rudolph: "Glaser ist schon ein Stück mehr als ein Mandat. Ich habe die Familie wirklich kennengelernt im Rahmen der Recherche zu meiner Doktorarbeit. Ich wollte da auch zeigen, dass das nicht irgendwelche abstrakten juristischen Thesen sind, sondern das es wirklich Fragen von praktischer Relevanz sind und hab dann natürlich nach Beispielfällen gesucht - den Fall Glaser dann als Beispiel für diese sogenannten Zwangsverkäufe, wo die wirtschaftliche Situation oder andere Verfolgungssituationen die jüdischen Sammler gezwungen haben, die Werke zu veräußern."
Und auch wenn ihr Kampf um die Rückgabe der Kunst oft einem Langstreckenlauf gleicht, kann sie Erfolge erzielen. Im Jahr 2009 einigte sich die Erbin der Sammlung, Ute Glaser, mit der Stadt Freiburg auf eine Entschädigung für das Gemälde "Max John" von Otto Dix.
Es sind langwierige, kleinteilige Recherchen, mit denen Sabine Rudolph solche Erfolge gelingen. Die Anwältin spricht mit Historikern, mit Vertretern von Museen oder Auktionshäusern. Sie analysiert alte Ausstellungskataloge der Gegend rund um Dresden und hofft dadurch auf Hinweise. Vielleicht hatte Glaser ja eines seiner Bilder ausgeliehen. Der Katalog kann damit belegen, dass sie Teil der Sammlung Glaser waren. Doch oft, wenn sie private Kunstsammler anschreibt, bei denen sie ein Werk aus der Sammlung Glaser vermutet, erhält sie gar keine Antwort – sie sind nicht verpflichtet, ihr zu antworten. Sie setzt zwar auf das schlechte Gewissen der Sammler, keine späten Profiteure des Nazi-Unrechts zu sein, doch oft wird diese Hoffnung enttäuscht.
Bislang gibt es in Deutschland kein Gesetz, dass die Restitution regelt. Nur die Washingtoner Erklärung aus dem Jahr 1998 verpflichtet die Unterzeichner-Staaten dazu, die Herkunft von Kunstwerken in öffentlichen Einrichtungen, die während der NS-Zeit möglicherweise beschlagnahmt oder entzogen wurden, zu erforschen.
Es bleibt ein großes Puzzlespiel, denn Rudolph weiß ungefähr, wie viele Werke es waren, aber noch immer ist unklar, welche Werke Glaser genau besessen hat. Aus Angst vor der Nazi-Verfolgung hatte er seine Sammlung versteckt. Alle Belege vernichtet. Jetzt versucht Sabine Rudolph, Schritt für Schritt die Sammlung zu rekonstruieren.
Rudolph: "Wirklich zu ermitteln, welche Werke Glaser besessen hat, um dann zu schauen, hat er sie in der NS-Zeit veräußert, dann wiederum zu schauen, wo sind sie. Und dann mit den Besitzern in Kontakt zu treten, die Provenienz aufzuklären und dann im Zweifel zu einer fairen und gerechten Lösung zu kommen."
Die faire und gerechte Lösung – diesen Wortlaut enthält auch die Washingtoner Erklärung.
Die Rechtsanwältin geht in ihrer Argumentation davon aus, dass das Unrecht aus der NS-Zeit noch nicht verjährt ist.
Rudolph: "Ich meine schon, dass die jüdischen Familien noch Eigentümer der Werke sind. Und dass das Eigentum nicht an Hildebrand Gurlitt übergegangen ist, als er die Werke gekauft hat. Das, denke ich schon, das war ein sittenwidriges Rechtsgeschäft, was eben nicht zu einem Eigentumsübergang geführt hat. Und dementsprechend konnte natürlich auch Cornelius Gurlitt die Werke nicht im Wege der Erbfolge als Eigentum erwerben. Insofern denke ich, dass der Herausgabeanspruch besteht."
Ihre Hoffnung, dass die Bilder eines Tages zur Familie zurückkehren könnten, nährt ein klein wenig auch die Aussage des Anwalts von Cornelius Gurlitt, Hannes Hartung:
Hartung: "Mein Mandant Cornelius Gurlitt ist gerne bereit, sich diese Raubkunstansprüche und Raubkunstklagen genau anzuschauen. Man muss dann im Einzelnen sehen, wie dann die Provenienzen der Bilder sind, wie die einzelnen Erwerbsumstände waren. Und wir sind dann bestrebt und bemüht, faire und gerechte Lösungen zu entwickeln."
Eine Kehrtwende: Der "Spiegel" hatte Cornelius Gurlitt im November noch mit den Worten zitiert: "Freiwillig gebe ich nichts zurück." Sabine Rudolph beobachtet die Entwicklung aufmerksam, will jedoch konkrete Schritte abwarten.
Eine wichtige Spur in diesem Fall des Schwabinger Kunstfundes führt nach Dresden. Die Stadt an der Elbe spielt eine ganz entscheidende Rolle. Hier kreuzten sich die Wege von Käufern und Verkäufern. In Dresden war Hildebrand Gurlitt, der Vater von Cornelius Gurlitt, bis kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs als privilegierter Kunsthändler der Nationalsozialisten aktiv. Die Gurlitts waren eine alteingesessene Dresdner Familie. Auf der anderen Seite der jüdische Rechtsanwalt und Kunstsammler Fritz Salo Glaser, verfolgt durch die Nazis. Nachdem der riesige Fund bei Cornelius Gurlitt aufgetaucht ist, schöpfen die Nachfahren neue Hoffnung.
Rudolph: "Sie sind natürlich ein Stück weit aufgeregt. Es war für uns wirklich ein überraschender Fund. Ich meine, Gurlitt hat man immer im Hinterkopf, aber wir hatten wirklich bei Glaser noch keinen einzigen Fall, wo wir Gurlitt wirklich in der Provenienz nachgewiesen hätten. Wir haben zahlreiche andere Kunsthändler, wo wir wirklich wissen, dass Glaser über die Werke in der NS-Zeit veräußert hat, bei Gurlitt ist das nicht der Fall. Also insofern ist das eine Überraschung, über die man sich natürlich sehr freut. Natürlich kommt dann allerdings auch schon eine gewisse Skepsis auf, ob es dann irgendwann zu einer Rückgabe der Werke kommt, eben weil wirklich noch so viel unklar ist."
Die Erben Glasers halten sich mit öffentlichen Äußerungen zurück, lehnen Interviews ab und lassen ihre Anwältin für sie sprechen.
Wer die Sammlung Fritz Salo Glaser und ihre Geschichte verstehen will, muss zurück in das Dresden der 1920er Jahre.
Literaturauszug Otto Griebel: "In Dresden gab es damals für uns nicht nur allerhand Ausstellungsmöglichkeiten, sondern auch etliche Sammler, die immer mal wieder einiges kauften und die Ateliers durchstöberten. So tauchte eines Tages der Rechtsanwalt Dr. Fritz Glaser auf, der sich eine Reihe von Blättern aussuchte. Viel zahlte Dr. Glaser zwar nicht für die Blätter, aber mich freute, dass er mir etwas zuwendete und dass ein anspruchsvoller Kunstfreund, wie er es war, meine Arbeiten beachtete."
So erinnert sich der Dresdner Maler Otto Griebel in seinen Memoiren "Ich war ein Mann der Straße" an seine Bekanntschaft, manche sagen Freundschaft, mit dem jüdischen Rechtsanwalt und Kunstsammler Glaser. Zahlreiche Arbeiten hat Glaser erworben, hat Griebel gefördert. Das Aquarell "Kind am Tisch" ist nur eine der zahlreichen Papierarbeiten.
1933 wendete sich das Blatt dramatisch
Das Haus von Glaser wird ein Anlaufpunkt für Künstler, Intellektuelle so wie es Otto Griebel beschreibt.
Literaturauszug Otto Griebel: "Das Haus Glaser zeichnete sich durch eine außerordentliche geistige Offenheit aus. Glaser als auch seine Frau fühlten sich den Künstlern derart verbunden, dass sie deren Leben ein Stückchen mitlebten."
Dresden konnte als Kunststadt zwar nicht ganz mit Berlin konkurrieren, ….
"Also, für die Neue Sachlichkeit war Dresden ein zentraler Ort, neben Berlin vielleicht sogar der wichtigste."
...erklärt Gilbert Lupfer, einer der führenden deutschen Provenienzforscher von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Analysiert man die Ausstellungen der Künstler-Gruppe "Dresdner Sezession" in den Jahren 1919 bis 1925, dann ist zu erkennen, dass fast alle Mitglieder auch in der Sammlung Fritz Glaser vertreten waren.
Mathias Wagner, Kurator und Ausstellungssekretär bei der Galerie "Neue Meister" der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden hat zusammen mit Heike Biedermann die Sammlung Glaser intensiv erforscht.
Mathias Wagner: "Also die Sammlung Glaser nach dem jetzigen Kenntnisstand umfasst etwa 40 Gemälde, und es gibt Berichte, die von bis zu 1.500 Arbeiten auf Papier sprechen. Auch nach heutigen Maßstäben eine sehr umfangreiche Sammlung."
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wendete sich das Blatt dramatisch. Anwältin Sabine Rudolph:
"Glaser hat schon 1933 im Oktober seine Zulassung als Anwalt verloren. Und das war quasi ein Berufsverbot. Und irgendwie musste er sich und seine Familie über die Runden bringen."
Den Judenpogromen entging Glaser nur, weil seine Frau Erna "arischer Abstammung" war. Dennoch war er ständig von Verfolgung und Hausdurchsuchungen bedroht. Fritz Salo Glaser versteckte sich jahrelang in Berlin, Dippoldiswalde bei Dresden oder dem Erzgebirge.
Rudolph: "Er hat dann Kunst verkauft, um die notwendigen finanziellen Mittel zu haben. Also a) um das Überleben der Familie zu sichern, und dann natürlich hat sich 1938 die Problematik noch mal verschärft, denn dann ist er ja wie alle Juden herangezogen worden, um diese Judenvermögensabgabe zu bezahlen. Und dafür braucht er natürlich noch mal erhebliche Geldmittel."
Wagner: "Glaser gehörte zu der Gruppe von Sammlern, deren Kunstsammlung nicht einfach beschlagnahmt wurde und dadurch abhanden gekommen ist, sondern Glaser wurde seine Kunstsammlung wie es heißt "verfolgungsbedingt" entzogen. Das heißt, er hat sie unfreiwillig aus einer Notlage heraus aufgrund der rassistischen Verfolgung, der nicht vorhandenen Möglichkeit seinen Beruf auszuüben und Geld zu verdienen, war er gezwungen sie zu verkauften."
Wie genau Glaser die Werke verkaufte, lässt sich kaum noch nachvollziehen. Aus Angst vor Repressionen hatte er alle Belege vernichtet.
Auf welch verschlungenen Wegen die Werke von Glaser schließlich im Kunstfund von Cornelius Gurlitt landeten, ist noch ungeklärt. Fest steht, dass sich Hildebrand Gurlitt und Fritz Salo Glaser kannten. Sabine Rudolph musste tief in den Archiven forschen, bis sie einen Hinweis auf ein persönliches Treffen von Glaser und Gurlitt gefunden hat.
Rudolph: "Wir haben natürlich in der Hinsicht Verkäufe Glaser direkt an Gurlitt oder über andere Kunsthändler an Gurlitt auch eigene Recherchen eingeleitet. Ich habe zum Beispiel einen Brief entdeckt von Dix an seine damals noch Freundin oder schon Frau, wo er schreibt, dass er in Dresden anläßlich der großen Kunstausstellung den Gurlitt getroffen hat und mit ihm bei Glaser war, weil Gurlitt sich da ein Werk ausleihen wollte für eine Ausstellung in Zwickau."
Ob auch direkte Verkäufe aus dieser Bekanntschaft der beiden resultierten, weiß Rudolph noch nicht.
Gurlitt. Dieser Name hatte in Dresden seit dem 19. Jahrhundert einen guten Klang. Der Vater – der auch Cornelius Gurlitt hieß – hatte sich in Dresden als Kunsthistoriker einen Namen gemacht. Hildebrand Gurlitt wird 1895 also in Dresden in eine kunstsinnige und illustre Familie geboren.
Ab 1938 beginnt Hildebrand Gurlitt im Auftrag des Reichspropagandaministeriums Kunst, die in deutschen Museen als "entartet" beschlagnahmt wurde, ins Ausland zu verkaufen. Bis 1941 sollen über 8.000 Werke "verwertet" worden sein.
1942 zieht sich Hildebrand Gurlitt schließlich von Hamburg in seine Heimatstadt Dresden zurück. Hier leitet sein langjähriger Freund Herrmann Voss die Gemäldegalerie und ist zugleich für den Sammlungsaufbau des sogenannten Führermuseums in Linz zuständig. Voss holt Gurlitt ins Boot.
Dresden funktionierte dabei als wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die Verschiebung von Kunstwerken im NS-System, erklärt Gilbert Lupfer von der Staatlichen Kunstsammlung Dresden.
Lupfer: "Hier hat der Sonderbeauftragte amtiert mit seinem kleinen Stab. Ein Teil der Gemälde kam hierher, alle Erwerbungen wurden aber über hier abgewickelt – also insofern war Dresden schon eine wichtige Station in diesem Kunstverschiebesystem."
Spätestens mit dem Aufbau des Kunstdrehkreuzes Dresden hat Gurlitt endgültig die Seiten gewechselt – von einem Förderer der modernen Kunst, der Avantgarde, einem Bedrängten des Regimes zu dessen Handlanger.
Lupfer: "Was man dann eigentlich nicht mehr entschuldigen kann, ist sein Agieren als Aufkäufer für den Sonderauftrag Linz. Da war es ganz eindeutig, um was es ging. Da bestanden keine Skrupel, aus enteigneten jüdischen Sammlungen zu kaufen. Die ganzen Leute, die für den Sonderauftrag tätig waren, hatten einfach keine moralischen Skrupel offensichtlich, sich die Kunstwerke irgendwo herzuholen."
Seine Sammlung ist in alle Winde zerstreut
13. Februar 1945. Die Bombennacht von Dresden.
Kunsthändler Hildebrand Gurlitt überlebt den Angriff. Danach streut er das Gerücht, dass seine Sammlung dem Feuer der Dresdner Bombennacht zum Opfer fiel. Seit dem Bilderfund im November 2013 in Cornelius Gurlitts Münchner Wohnung ist klar, dass dies eine Lüge war.
Dem verfolgten jüdischen Anwalt Fritz Salo Glaser retteten die Luftangriffe das Leben. War er doch für den letzten Abtransport von Juden aus der Stadt, der für den 17. Februar 1945 vorgesehen war, aufgelistet. Dazu kam es nicht mehr. Glaser überlebt in seinem Haus in Dresden das Inferno.
Der Überlebende wird dennoch keine Ruhe finden. Noch einmal wird der Dresdner Rechtsanwalt Opfer staatlicher Willkür. Nach dem Ende des Krieges arbeitet Glaser als Pflichtverteidiger für ehemalige NS-Richter. Obwohl er selber unter der Verfolgung zu leiden hatte, plädiert er in den Verfahren auf Freispruch für die NS-Richter – im Sinne eines ideologiefreien Rechtsverständnisses. Die Folge: er wird seines Amtes enthoben, sein Status als Opfer des Faschismus wird aberkannt. Wieder steht er fast ohne Einkommen da. Wieder war er gezwungen, zur Sicherung des Lebensunterhalts, Kunstwerke zu verkaufen.
Heute ist seine Sammlung in alle Winde zerstreut. Seltene Sensationsfunde wie jetzt bei Gurlitt nähren jedoch die Hoffnung der Erben, wenigstens einige Bilder wieder zur Familie zurückf zu ühren. Sabine Rudolph hofft, dass jetzt durch eine möglicherweise ausbleibende Restitution nicht noch ein drittes Mal Unrecht geschieht.
Rudolph: "Ich vermute mal, dass das nicht der einzige größere Bestand ist und war, der noch irgendwo schlummert ..."
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