Ratgeber für schwule Väter

Wenn ein Kind drei Eltern hat

06:35 Minuten
Ein Vater legt beschützend eine Hand um das Gesicht eines Kindes, das Mädchen hält die Augen geschlossen.
Wie Regenbogenväter das Verhältnis zu ihrem Kind am besten gestalten, sollten sie frühzeitig überlegen, rät der Journalist Sören KIttel. © Getty / Westend61
Sören Kittel im Gespräch mit Ute Welty  · 22.07.2020
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Das "Regenbogenväterbuch" soll Männer frühzeitig dafür sensibilisieren, welche Fragen eine Regenbogenfamilie für ihre Vaterschaft aufwerfen kann. Der Herausgeber Sören Kittel rät dazu, klare Vereinbarungen zu treffen.
In Regenbogenfamilien sind die Fragen des Sorgerechts immer noch eine besondere Herausforderung, sagt der Journalist Sören Kittel. Zusammen mit anderen Autoren hat er "Das Regenbogenväterbuch – Ratgeber für schwule Papas" herausgegeben, das möglichen Problemen vorbeugen soll.
Wenn zum Beispiel ein Mann - zusammen mit einem lesbischen Paar - Vater werden will und eine der beiden lesbischen Frauen das Kind austrägt, führe das manchmal zu Konflikten, auch weil in Deutschland keine Mehrelternschaft möglich ist, sagt Kittel.

Private Vereinbarung ohne rechtliche Wirkung

Kittel rät dazu, sich frühzeitig zu einigen und schriftlich festzulegen, ob der Vater als Samenspender ein Sorgerecht bekommt oder ob die Ehefrau der Schwangeren dieses durch eine Stiefkindadoption erlangen soll.
Eine solche private Vereinbarung habe keine rechtliche Wirkung, die Familiengerichte würden sich diese aber "anschauen", meint Kittel.
Kittel ist selbst leiblicher Vater, hat aber nach eigenen Worten das Sorgerecht an die zweite Mutter abgetreten und ein Umgangsrecht behalten.

Keine "Mehrelternschaft" möglich

Einen "Automatismus", dass die lesbischen Ehefrauen mit der Geburt beide das Sorgerecht bekommen, lehnt Kittel ab.
"Er [der leibliche Vater, Anm. d. Red.] sollte zumindest gefragt werden, ob er Teil des Lebens des Kindes sein möchte."
Es sollte immer von Fall zu Fall entschieden werden, fordert Kittel. Es gebe auch homosexuelle Ehen, in denen einer der Partner nicht unbedingt Vater oder Mutter sein wolle.
In den Niederlanden und in skandinavischen Ländern werde der leibliche Vater bei diesen Fragen bereits mit einbezogen, sagt Kittel.

Mit dem Buch wollten die Autoren darüber informieren, dass sich schwule Männer vieler Fragen stärker bewusst sein sollten, bevor sie sich in so eine Familienkonstellation begeben.

Stiefkindadoption in lesbischen Ehen

In Deutschland können homosexuelle Partner zwar genauso wie Heterosexuelle heiraten. Doch während in heterosexuellen Ehen der Ehemann immer automatisch als Vater anerkannt wird, ist das bei lesbischen Paaren anders. Bekommt eine der Frauen ein Kind, müssen lesbische Eheleute den Weg der Stiefkindadoption gehen.
(gem/huc)

Sören Kittel (Hrsg.): Das Regenbogenväterbuch – Ratgeber für schwule Papas
Omnino Verlag, Berlin 2020
368 Seiten, 22 Euro

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