
Rassistische Synchronisation"Kevin - Allein in New York" wird überarbeitet
Beitrag hören Podcast abonnieren- Szene aus dem Film "Kevin - Allein in New York" von 1992 mit den Schauspielern Macaulay Culkin (l.), Joe Pesci und Daniel Stern. (imago images/United Archives/TBM)
In der deutschen Fassung des Weihnachtsklassikers „Kevin – Allein in New York“ wird das N-Wort verwendet, im englischsprachigen Original ist davon nichts zu hören. Die Schauspielerin Thelma Buabeng hat gegen die Synchronfassung bei Netflix protestiert.
Wenn in einem Film oder einem Buch das N-Wort fällt, ist man peinlich berührt und überlegt dann, ob es sich um einen schwer veränderbaren Text aus einer anderen Zeit handelt. Nun gibt es ein aktuelles Beispiel, das einen wirklich zweifeln lässt: an der Urteilsfähigkeit der Verantwortlichen in den Synchronstudios.
Es geht um den zweiten "Kevin"-Film, "Kevin allein in New York" von 1992. Im Weihnachtsprogramm hat ihn die Schauspielerin Thelma Buabeng auf Netflix gesehen – um sich dann zu wundern: In einer Filmszene der deutschen Fassung kommt das N-Wort vor, im englischen Originaltext wird es allerdings nicht verwendet.
Was sich die Verantwortlichen bei der deutschen Übersetzung Anfang der 1990er-Jahre gedacht haben, weiß Buabeng nicht. Vielleicht seien sie in dem Synchronstudio davon ausgegangen, dass N-Wort sei witziger als eine originalgetreue Übersetzung des englischen Filmtextes, in dem von einer dunkleren Hautfarbe gesprochen wird, sagt sie.
Anders könne sie sich das kaum erklären. Wenn den damals handelnden Personen bewusst gewesen wäre, dass dieses Wort rassistisch und beleidigend gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe ist, hätten sie es wohl nicht verwendet, mutmaßt die Schauspielerin.
"Das N-Wort war auch schon vor 30 Jahren rassistisch"
Insgesamt habe sie den Eindruck, dass die Themen "Diversity und Rassismus" bei Netflix eine große Rolle spielten und sich das Unternehmen bewusst damit auseinandersetze. Ein nächster Schritt wäre nun, dass gerade Kinder- und Familienfilme noch einmal bezüglich rassistischer Sprache angeschaut würden.
"Man kann sich weiterbilden"
Als Kind sei sie oft mit dem N-Wort konfrontiert worden, sagt Buabeng. Sie habe sich auch schon damals unwohl und davon beleidigt gefühlt. Die Gesellschaft befinde sich inzwischen im Jahr 2021 und spätestens mit den MeToo- und Black-Lives-Matter-Bewegungen seien Themen wie Diversität viel wichtiger geworden.
Mit Büchern wie "Exit Racism" von Tupoka Ogette oder "Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten" von Alice Hasters könne man sich bilden und mit diesem Thema auseinandersetzen.
(jde)