Rassist trifft Menschenrechtler

Vorgestellt von Anke Leweke |
In "Goodbye Bafana" wird aus dem weißen, rassistischen Gefängniswärter in der Begegnung mit dem gefangenen Nelson Mandela ein guter Mensch. Robert Altmans letzter Film zeigt eine verschworene Bühnenfamilie, die eine gute Show auf die Bühne und ins Radio bringen will. Ausgehend vom Porträt eines Paars zeigt "Twentynine Palms" eine Studie menschlicher Aggression.
"Robert Altman's Last Radio Show"
USA 2006, Regie: Robert Altman, Hauptdarsteller: Garrison Keillor, Meryl Streep, Woody Harrelson, ohne Altersbeschränkung

Noch einmal strömen die Besucher ins Provinztheater von St. Paul, Minnesota. Zum letzten Mal geht der Vorhang auf für Garrison Keillors populäre Live-Radio-Show. Das Theater ist verkauft und wird in einen Parkplatz umgewandelt.

Die letzte Vorstellung ist auch die allerletzte Klappe. "A Prairie Home Companion" ist Robert Altmans letztes Werk. Ein Abschiedsfilm. Eine Hommage an die Welt der Provinztheater, der Country-Diven, Stand-up-Comedians und Bühnen-Cowboys. Und gleichzeitig ein Wiedersehen mit dem Stil, den Themen und Motiven dieses großen Regisseurs.

Die Stars der Show, die Bühnentechniker, Hintergrundsänger, Musiker – sie alle bilden eine für Altman so typische Schicksalsgemeinschaft, die sich an einem Ort zusammenfindet. Immer wieder hat der Regisseur in seinen Ensemblefilmen von Situationen und Zufällen erzählt, die den Einzelnen in ein wie auch immer geartetes amerikanisches Ganzes zwingen.

Doch Altmans letzter Film ist sein erster, der eine Showwelt zeigt, in der Sein und Schein ganz selbstverständlich miteinander verschmolzen sind. Der Blick hinter die Kulissen trifft auf eine verschworene und untereinander gleichberechtigte Bühnenfamilie, die einfach nur eine gute Show auf die Bühne und ins Radio bringen will.

"Goodbye Bafana"
International 2007, Regie: Bille August, Hauptdarsteller: Joseph Fiennes, Denis Haysbert, Diane Kruger, ab sechs Jahren

Rassist trifft Menschenrechtler, und schon wird aus dem Apartheidanhänger ein guter Mensch. Damit ist die Handlung von Bille Augusts naivem Film auch schon umschrieben. "Good-bye Bafana" basiert auf den Memoiren des weißen Gefängniswärters James Gregory, der auf die Gefängnisinsel Robben Island versetzt wird. Neben anderen politischen Gegnern des Apartheidsystems wird hier auch Nelson Mandela über 20 Jahre gefangen gehalten werden.

Mit seinem Charisma gelingt es Mandela, auch den weißen Wärter für seine Überzeugungen zu gewinnen. Leider ist "Goodbye Bafana" derart konventionell fotografiert, dass schon in den Bildern keine Spannung aufkommen will. Wie auswendig gelernt, tragen die beiden Widersacher Pro und Kontra ihrer Ideen vor.

Über die konkreten Lebensumstände der Nichtweißen in Südafrika erfährt man kaum etwas, dafür wird das glückliche Familienleben des weißen Gefängniswärters im schmucken Häuschen ausführlich in Szene gesetzt. Auch die große Frage, wie sich die Politik auf das Leben des Einzelnen auswirkt, wird erst gar nicht aufgeworfen. "Goodbye Bafana" ist lebloses Erzählkino, eine reine Fleißarbeit.

"Twentynine Palms"
Frankreich 2003, Regie: Bruno Dumont, Hauptdarsteller: Yekaterina Golubeva, David Wissak

Keine Handlung, keine Psychologie und Menschen, die auf ihr kreatürliches Dasein reduziert werden. Die Filme von Bruno Dumont sind roh, gewalttätig und verstörend. Auch die Bilder von "Twentynine Palms" lassen den Betrachter nicht mehr los. Ein junges Paar, ein Jeep und die Wüste. Das Paar streitet und liebt sich. Liebt und streitet sich. Plötzlich taucht ein Geländewagen auf und verfolgt die beiden.

Es kommt zu einer brutalen Begegnung, die eine unheilvolle Kettenreaktion in Gang setzt. Man könnte diesen Film als theologischen Versuch lesen, der von der Vertreibung aus dem Paradies erzählt. Doch die Gewalt, die am Ende eruptiv hervorbricht, war letztlich immer schon da. Auch dieser Film von Bruno Dumont ist eine Studie menschlicher Aggression und Wut.
Moderator Garrison Keillor spielt sich selbst.
Moderator Garrison Keillor spielt sich selbst.© AP Archiv