Rassismus in China in Coronazeiten

Schwarze als Risikogruppe eingestuft

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Symbolbild, auf dem ein afrikanischer Händler in Guangzhou in ein Fotogeschäft geht.
In Guangzhou, der größten Stadt Südchinas, versuchen 20.000 Afrikaner, sich ein Leben als Händler auf Großmärkten aufzubauen. Dabei ist auch Rassismus ein Thema. © Getty Images/ David Hogsholt
Frank Sieren im Gespräch mit Dieter Kassel · 28.04.2020
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In China kommt es in der Coronakrise vermehrt zu rassistischen Vorfällen. Besonders Afrikaner sind betroffen. Der Journalist Frank Sieren findet das angesichts der politischen Interessen des Landes "grotesk".
China meldet offiziell kaum noch Neuinfektionen – und wenn, dann sind die Fälle angeblich aus dem Ausland eingeschleppt. In der südchinesischen Millionenstadt Guangzhou hat das Folgen für viele aus Afrika stammende Menschen: Sie berichten unter anderem, sie seien aus ihren Wohnungen geworfen worden.
In der Stadt wurden laut Behörden zuletzt acht Menschen positiv auf das Coronavirus getestet - alle hätten sich in jenem Viertel aufgehalten, das als "Little Africa" bezeichnet wird und in dem afrikanische Händler leben.

Werbung mit einem Schwarzen in der Waschmaschine

Der Journalist und Buchautor Frank Sieren ("Zukunft China"), der sich momentan in Hongkong aufhält, bestätigt Fälle von Rassismus. In Guangzhou seien Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe als Risikogruppe eingestuft worden. Schon vor Corona habe es rassistische Tendenzen in China gegeben. So habe eine Werbung gezeigt, wie ein Schwarzer in eine Waschmaschine gesteckt wurde und ein Chinese mit heller Haut herausgekommen sei.
In der jetzigen "extremen Form" sei Rassismus aber doch etwas Neues. Sieren führt das auf die Angst vor einer neuen Coronawelle zurück. Auf Beschwerden aus afrikanischen Botschaften und Konsulaten hin hätten die Behörden zwar auch schon eingegriffen. Doch das sei nur "ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt der Journalist:
"Es ist eigentlich insofern grotesk, weil ja China mit großem Abstand das Land ist, das sich am meisten um den afrikanischen Kontinent kümmert, das am meisten an einer Zusammenarbeit interessiert ist – durchaus auch im eigenen Interesse, aber eben gleichzeitig im eigenen Land zu wenig dafür tut, dass man mit diesen rassistischen Tendenzen umgeht."
(bth)
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