Schwule Anspielungen als Marketingstrategie?

Bisher war der Rapper "Tyler, The Creator" für sein homophobes Gehabe bekannt. Nun die Kehrtwende: Auf seinem neuen Album "Flower Boy" deutet er auf einmal sein Coming Out an. Oder ist das alles nur ein Marketinggag?
Der Rapper Tyler, The Creator sorgte kürzlich mit seinem neuen Album "Flower Boy" für Aufsehen. In einem Lied bekennt er, er habe schon immer gerne weiße Männer geküsst. In Sozialen Medien gibt er begleitend an, auf bestimmte weiße männliche Promis gestanden zu haben. Ist der Musiker, der bisher durch extrem homophobe Texte aufgefallen ist, schwul?
Keine explizit schwulen Liebeslieder
Musikkritiker Jens Balzer bezweifelt, dass Tyler, The Creator es wirklich ernst meint. Die Andeutungen könnten auch eine Marketingstrategie sein. "Queerbaiting", also homoerotische Andeutungen, ohne dass es zu explizitem Sex kommt, ziehe sich in den vergangenen Jahren durch die gesamte Popkultur.
Ein Beispiel sei die Beziehung zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson in den aktuellen BBC-Verfilmungen. "Da herrscht eine homoerotische Spannung, die aber nie dazu führen würde, dass die zwei mal wirklich zueinander kommen würden", sagt Balzer.
Insgesamt schätzt Balzer Tyler, The Creators Strategie als sehr zurückhaltend ein. "Was man auf dem neuen Album eben nicht findet, sind explizit schwule Liebeslieder" - so explizit, wie er bisher über Hetero-Sex gerappt habe.
"Er ist auch nicht darauf gekommen, sich mit seinem aktuellen Lover vor der Presse abbilden zu lassen."