Radsport

Der Trainer der 24 Goldmedaillen

Maximilian Levy (l) aus Cottbus wird am 30.03.2007 in Palma de Mallorca bei der Bahnradweltmeisterschaft von Bundestrainer Detlef Uibel an den Start gebracht.
Bundestrainer Detlef Uibel bringt seinen Sportler Maximilian Levy bei der WM 2007 auf die Radbahn. © dpa / Johannes Eisele
Von Holger Gerska |
Er ist einer der erfolgreichsten Trainer Deutschlands: Detlef Uibel, der Bundestrainer für die Bahnrad-Sprinter. 24 Goldmedaillen haben seine Sportler geholt. Doch die Doping-Vorfälle bei der Tour de France schädigen auch das Image seines Radsports.
Mit 24 Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen ist der Cottbuser, Detlef Uibel, unter den aktuellen Trainern die absolute Nummer eins in Deutschland. Wie kann es sein, dass er dennoch manchmal so frustriert wirkt?
"Da wir ja eine sogenannte Randsportart sind mit dem Bahnradsport und der Radsport ja in den letzten Jahren arg an Ruf gelitten hat, ist es sicherlich für uns sehr, sehr schwierig momentan die teilweise sehr guten Leistungen der Sportler auch in den Medien zu präsentieren. Von daher ist es eigentlich schon jetzt gerade für die Sportler frustrierend teilweise, dass man bei solchen Topleistungen, die sie erzielen, im Prinzip wenig Notiz in Deutschland nimmt."
Keine einzige Sekunde der höchst erfolgreichen Weltmeisterschaften lief in den letzten vier Jahren live im deutschen Fernsehen. Nur bei Olympischen Spielen dürfen Detlef Uibels Schützlinge noch in die große Öffentlichkeit - wie zuletzt 2012 mit dem Teamsprint-Olympiasieg von Kristina Vogel und Miriam Welte - einem der Top-Momente in der langen Dienstzeit des jetzt 57-jährigen Trainers.

Unfälle und Schicksalsschläges

"Also, das war emotional eigentlich für die Mädels genauso wie für mich kaum nachzuvollziehen. Dieses Hoch und Runter mit den Disqualifikationen der Gegner jeweils. Das war schon ein Wechselbad der Gefühle."
Vergessen wird Detlef Uibel auch zwei schwere Schicksalschläge nicht. Ende Oktober 1995 verunglückte er nach einem Wettkampf mit einem Kleinbus; unter anderem mit an Bord die zweimalige Junioren-Weltmeisterin Ina Heinemann. Detlef Uibel wurde dabei schwer verletzt, konnte aber wieder genesen. Ina Heinemann dagegen sitzt seitdem im Rollstuhl. Und fünf Jahre später wurde sein Trainerkollege Robert Lange im Trainingslager auf Mallorca bei einer Trainingseinheit frontal von einem Auto erfasst und starb einen Tag später im Krankenhaus von Palma de Mallorca an den schweren Verletzungen. Zwei Tragödien, die den Trainer Detlef Uibel geprägt haben.
"Ja, es gibt nun mal zwei Seiten der Medaille. Und das waren ganz böse Erlebnisse, die immer noch tief drin stecken - und für die es im Nachhinein nach wie vor zu wenig Verständnis beziehungsweise Erklärungen gibt. Von daher wird sich das auch nie aus dem Kopf löschen."
Detlef Uibel - so sagen alle - ist unbequem. Mit seinen Schützlingen verbindet ihn so eine Art Hassliebe. Die siebenmalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin Kristina Vogel zum Beispiel schätzt ihren Trainer sehr, auch wenn es nicht immer einfach mit ihm ist.

"Der weint mit dir"

"Er ist manchmal eine sehr, sehr schwierige Persönlichkeit. Aber das Gute ist: Das, was er macht, macht er konsequent. Das mag manchmal vielleicht nicht gut sein, aber er ist wenigstens konsequent. Obwohl er jetzt 25 Jahre lang Trainer ist, ist er noch unheimlich emotional. Also wenn du gewinnst oder verlierst, der weint mit dir mit."
Sicher auch demnächst in Rio. Bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren in London gab es für Detlef Uibel und sein Sprintteam drei Medaillen: Gold, Silber und Bronze. Und diesmal?
"Wir sind bei den Olympischen Spielen und da ist jeder Medaillengewinn erst einmal ein Erfolg. Auch wenn wir jetzt bei den Weltmeisterschaften in London dieses Jahr mit sechs Medaillen sehr erfolgreich abgeschnitten haben, würde ich nach wie vor daran festhalten, dass wir mit zwei oder drei Medaillen ein sehr gutes Ergebnis haben."

Bundestrainer bis zur Rente

25 Jahre geht Detlef Uibel schon auf Medaillenjagd. Nach Rio läuft sein Vertrag aus - und dann? Dann hofft er wieder auf Reformen im deutschen Sport und mahnt Veränderungen an.
"Ich denke, dass das System als solches mehr als reformiert werden müsste. Man sagt regelmäßig nach Olympischen Spielen: Jawohl, es müssen neue Reformen her, es muss das her, es muss das Fördersystem geändert werden. Aber ich denke persönlich, dass das nach wie vor nicht zielbringend ist. Man scheut sich ganz einfach davor, sich klar für den Spitzensport zu bekennen, dass man wirklich versucht, eine Elite zu entwickeln beziehungsweise auch zu fördern."
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