“Radio Requiem“ von Thom Luz in Basel

Hommage an die goldene Zeit des Radios

07:45 Minuten
Vier Männer in weißen Anzügen, davon drei mit Saiteninstrumenten, tänzeln in einer Reihe durch einen Konzertsaal
Musikalische Begleitung des "Radio Requiems": Daniele Pintaudi, Mathias Weibel, Mara Miribung und Emanuele Forni in Basel © Sandra Then
Christian Gampert im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 29.05.2019
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Bevor das alte Radiostudio auf dem Bruderholz in Basel abgerissen wird, hat dort Regisseur Thom Luz eine begehbare Rauminstallation inszeniert. Entstanden ist eine Reise in eine verschwindende Welt - unseren Kritiker Christian Gampert war beeindruckt.
Das Studio auf dem Bruderholz wurde 1940 eröffnet. Ein Kasten, der über der Stadt Basel in einem Villenviertel steht. Ende des Jahres wird der Komplex abgerissen, davor hat Regisseur Thom Luz mit "Radio Requiem" eine Hommage an die goldene Zeit des Radios inszeniert.
Die Zeit, als noch mit Tonbändern hantiert wurde. "Wir betreten nicht nur diese alte Gebäude, sondern werden quasi fremdenführermäßig in eine alte Welt eingeführt", beschreibt Kritiker Christian Gampert die Herangehensweise.

Klänge beschwören die Atmosphäre der Studios

In den 50er- oder 60er-Jahren sei das Radio ganz anders gewesen als heute, so Gampert. Kein Infotainment, keine flotte Musik. "Lutz versucht die Räume zu bespielen, sogar den Garten, die Studios zu bespielen - aber auch diese alte Zeit herauszuholen." Das Publikum soll in das "Geheimnis Radio" hineingezogen werden.
Um die Atmosphäre der Studios heraufzubeschwören, setzt die Inszenierung auf Klänge. "Es gibt alte Aufnahmen, Schnipsel, Geräusche vor allen Dingen. Hörspielexzerpte, die abgespielt werden." Durch diese Klangkulisse wird das Publikum in Kleingruppen geführt.

Skurill, geheimnisvoll und ein bißchen traurig

Besonders angetan war der Kritiker vom Geräuschestudio. Wie Wind oder Regen erzeugt wird, bekommt das Publikum vorgeführt. Und darf es auch selbst ausprobieren.
"Es ist eine eigene Welt, die Thom Luz schafft - es ist skurill, es ist geheimnisvoll und ein bißchen traurig. Überall tönt und wispert es. Und am Ende kann man sich vorstellen, was in diesem Studio über 50, 60Jahre passiert ist; welche Geschichten gelaufen sind. Und dass da auch eine Welt untergeht", sagt Christian Gampert.
(beb)
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