Radfahren auf Mallorca

Endorphinrausch pur

05:55 Minuten
Radfahrer auf der Bergstraße am Cap de Formentor auf Mallorca
Radfahrer auf Mallorca erleben immer wieder Glücksmomente. © dpa / picture alliance / Marco Simoni
Von Reinhard Spiegelhauer · 26.03.2023
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Jedes Jahr zieht es hunderttausende Rennrad- und Triathlonsportler nach Mallorca. Was macht den besonderen Reiz aus? Was muss man beachten, wenn man reinschnuppern möchte?  Eine Service-Reportage von unserem Korrespondenten Reinhard Spiegelhauer.
Eleanor, Richard, Maria, Anke, Dirk und Anna strampeln und schwitzen - und sind sehr glücklich dabei. Raus aus dem grauen Regenwetter in Deutschland in die mediterrane Landschaft, je nach Fitness mit 25 bis 40 Sachen an Schafweiden vorbei, und natürlich auch mal den ein oder anderen Berg hoch - was kann es Schöneres geben?
 
Reporter: “Ich bin jetzt auf einem der Anstiege, das ist das Heiligtum von San Salvador, mit sieben Prozent.” 

Warum eine gewisse Fitness wichtig ist

Okay, das ist nicht ganz ohne - und auch in der Ebene ist Mallorca nicht wirklich flach. “Mallorca-flach” ist sogar ein stehender Begriff dafür, dass man zwar nicht in den Bergen unterwegs ist, aber trotzdem mit vielen kleinen Hügeln eine Menge Höhenmeter sammelt.

Man sollte schon eine gewisse Fitness mitbringen, rät Mario Schmidt-Wendling, lizenzierter Triathlontrainer, im Radkeller eines Hotels in Port de Alcúdia, im Nordosten der Insel:

Wer zu Hause kaum trainiert hat, und kommt dann mehr oder weniger mit null Kilometer hierher, und will dann in einer oder zwei Wochen viele Kilometer fahren - ob das dann immer so gesund ist, kann man durchaus kritisch hinterfragen.

Mario Schmidt-Wendling, Triathlontrainer

Was die Euphorie der ersten Tage machen kann

Mario hat vor 30 Jahren seinen ersten Triathlon gemacht, war Radprofi, leitet heute Trainingscamps - und sieht immer wieder, wie sich Menschen in der Euphorie der ersten Tage “abschießen”, wie es bei den Sportlern heißt.

So wie ich wahrscheinlich gerade, mit brennenden Muskeln, am Anstieg hoch nach San Salvador. Peter neben mir sieht allerdings ziemlich entspannt aus.

Reporter: “Hallo - macht das Spaß?”
Peter : „Ja“
 
Reporter: “Was macht denn daran Spaß? Urlaub geht doch: Strand, Sonne, Sangria.”

Peter: “Da kann man auch wieder essen und trinken.”

Die meisten Hotels haben Platz für Räder

Zurück zu Mario, in den Radkeller. Dass man sein Rad sicher unterbringen kann, ist inzwischen Standard in vielen Hotels:

“Ich habe es nicht gerechnet, aber ich denke mal bestimmt 300 Räder und jedes im Schnitt wahrscheinlich 4.000 Euro mindestens - kann man sich ausrechnen.”

Gar nicht so selten ist das aber ein Mietrad - denn das eigene im Flugzeug mitzubringen, ist aufwändig und nicht ganz billig: gute Tasche oder Koffer - 150 bis 500 Euro, Sportgepäck-Ticket ab 50 Euro pro Strecke.
Und immer das Risiko, dass etwas kaputtgeht. Außerdem: Wer mietet, kann auch mal was Edles ausprobieren.
 
Danilo Hondo:

“Wir haben ganz viele Kunden, die wirklich ganz klare Vorstellungen haben. Die ein Rad im High-End-Bereich wollen. Wir sprechen da von Rädern, die im offiziellen Verkauf um die 6.000 Euro und mehr kosten.”

Mieten ab 120 Euro pro Woche

Im Radcenter von Ex-Radprofi Danilo Hondo gibt´s das für rund 300 Euro pro Woche. Wenn es nicht unbedingt ein hochwertiger Carbonrenner sein muss, geht es auf der Insel problemlos ab etwa 120 Euro pro Woche. Natürlich gibt es auch E-Bikes, wenn man mit Unterstützung unterwegs sein möchte.
Überlegenswert: Eine Versicherung, falls das Rad umfällt oder man doch einen Sturz hat. Wenn das Rad geklaut wird, zahlt die aber nicht.

Danilo Hondo:

“Es gab in der Vergangenheit den einen oder anderen schlauen Kunden, der das Rad für einen Tag gemietet hat, hat es mit nach Hause genommen, hat dann angerufen und gesagt: ‘Sorry, mir wurde das Rad gestohlen, aber es war ja versichert.’“ 

Wer nicht gleich ins Trainingslager, aber auch nicht alleine fahren will, der kann sich nach geführten Ausfahrten umsehen. Die werden an manchen Hotels oder Verleihshops ab etwa 15 Euro angeboten.
Fürs Fahren in der Gruppe gibt es Regeln, zum Beispiel bestimmte Handzeichen - die sollte man kennen oder den Guide, der die Ausfahrt leitet, vorher danach fragen. Eine gute, geleitete Gruppe fährt so, wie es die Profis machen:

Ex-Profi Jan Eric Schwarzer:

“Zweierreihen und nach maximal acht Fahrern wird ein Loch gelassen, dass ein überholendes Auto Platz hat, um dazwischen zu fahren.”

Mallorca als Radlerparadies

Schwarzer ist Ex-Profi, auch er hat sich auf Mallorca niedergelassen, weil die Insel ein Radlerparadies ist. Und ja, in Zweierreihe nebeneinander zu fahren ist nicht nur ganz offiziell erlaubt, sondern auch sinnvoll. Die Mallorquiner selbst wissen das, und die allermeisten freuen darüber, dass die Sportlerinnen und Sportler die Vor- und auch die Nachsaison auf der Insel ganz schön ankurbeln.
Dementsprechend angenehm ist das Radfahren, sagt Richard, der zum ersten Mal mit dem Rennrad auf Mallorca unterwegs ist:

“Also ich finde schon, dass die Autos eigentlich sehr rücksichtsvoll sind. Das muss man schon loben.”

Bald beginnt die Hauptsaison

Zumindest bis Ostern, wenn die Hauptsaison so langsam eingeläutet wird. Mietwagenfahrer haben oft weniger Geduld als die Einheimischen und fahren gefährlich knapp an den Radlergruppen vorbei.
Aber bis dahin genießen, sagt Anna:

“Endorphinrausch pur!”

Endorphinrausch pur - erst recht wenn die Worte bei knapp 40 Sachen im Pfeifen der Speichen oder im Sirren des Freilaufs untergehen.

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