"Queer Eye Germany" startet

Lektionen in Self Care

06:17 Minuten
Die fünf Mitglieder des Teams von "Queer Eye Germany" stehen gut gelaunt beieinander.
Das Team der Netflix-Show "Queer Eye Germany" © Netflix
Stefan Mesch im Gespräch mit Timo Grampes · 09.03.2022
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Die Reality-Show "Queer Eye" läuft seit 2018 bei Netflix, nun gibt es auch eine deutsche Version mit fünf Folgen. Der Kulturjournalist Stefan Mesch hat ein "Wohlfühlformat mit problematischer Botschaft" gesehen.
Fünf queere Experten – für Beauty und Haare etwa – treffen eine queere Person, die sich im Alltag unwohl fühlt. In fünf Tagen werden Frisur und Mode umgekrempelt, das Zuhause wird renoviert. Aber auch ernste Themen wie das Selbstwertgefühl queerer Menschen spielen eine Rolle in der Reality-Show „Queer Eye“, die seit 2018 bei Netflix läuft.

Look und Tonfall des US-Vorbildes

Der Kulturjournalist Stefan Mesch erkennt in den ersten fünf Folgen der deutschen Fassung „Queer Eye Germany“ den Look, das Tempo und den Tonfall des US-Vorbildes wieder. Das sei deshalb beliebt, weil es fröhlich, mitreißend und zugewandt sei, so Mesch, „weil es so viele rührende Momente“ gebe und keine „gehässige Reality-Stimmung“. Eine Botschaft enthält die Sendung dennoch, meint Stefan Mesch: „Du darfst dich mögen, und wir alle sollen jetzt bitte mal queere Leute mehr mögen.“ Auch das deutsche Team sage zum Beispiel: „Wir bringen Farbe ins Leben, wie der Regenbogen.“  

Wertschätzend und schwungvoll

Nach Meinung Meschs ist die deutsche Fassung von „Queer Eye Germany“ insgesamt ein wertschätzendes, schwungvolles Wohlfühlformat, das „echt mitreißt“. Die Protagonisten überzeugen den Kritiker allerdings noch nicht restlos. Bisher seien es aus dem Amerikanischen herüberkopierte, starre und eher unpersönliche Figuren oder Rollen – „kindlich, happy, harmlos Jubelnde.“

Erst die Frisur, dann die Wut

Queerness hat nach Ansicht Meschs aber „viel mehr mit Widerstand zu tun, mit Nein-Sagen, Weggehen, Sich-Entziehen, mit Protest, mit Normen-Sprengen.“ Es gehe um „störende, radikale neue Ideen“. Eine Sendung, in der queere Leute immer ausstrahlen würden, „du, wir schaffen das, es geht bergauf“ treffe die Aussage, diejenigen, die es in der Gesellschaft nicht schaffen, hätten sich vielleicht nicht genug Mühe gegeben.
Mesch findet: „Die Lösung bei Queer Eye klingt zu oft wie: ‚Du kochst jetzt erstmal ordentlich und du pflegst dich. Und wenn diese Selfcare ordnungsgemäß abgearbeitet ist, dann darfst du wütend sein über Hass oder Queerfeindlichkeit.‘“
(tmk)

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