Nach dem Tod der Queen

Symbolfigur des Kolonialismus

08:54 Minuten
Die britische Queen Elizabeth II. senkt ihren Kopf.
MIt ihrem Tod stellen einige die Frage: Beginnt nun die Aufarbeitung britischer Kolonialgeschichte? © picture alliance / ap/ Ben Stansall
Natasha A. Kelly im Gespräch mit Ute Welty · 10.09.2022
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Die Wissenschaftlerin Natasha A. Kelly kritisiert die Medien für ihre Berichterstattung zum Tod von Queen Elizabeth II.: Zu selten werde erwähnt, wie bedeutend das britische Königshaus für die Geschichte des Kolonialismus ist.
Die Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin Natasha A. Kelly kritisiert die Berichterstattung über den Tod von Queen Elizabeth II. als "klassisch einseitig". Auf einer individuellen Ebene habe sie zwar Mitleid, sagt sie. Aber strukturell gesehen stehe Queen Elisabeth II. für jahrzehntelange Unterdrückung und Kolonialisierung, die in der Berichterstattung "leider nicht erwähnt wird".
Kelly kommt zu dem Schluss: "Sie ist eine Symbolfigur des Kolonialismus, der andauert und mit ihrem Tod nicht zu Ende geht." 

Anhaltender britischer Kolonialismus

Als Beispiel für einen anhaltenden britischen Kolonialismus nennt Kelly den Umgang mit den karibischen Einwanderer, die in der Nachkriegszeit nach England gekommen waren und das Land mitaufbauten. Viele waren in der Pflege tätig. 2018, seien sie dann aber als illegal abgestempelt und zum Teil des Landes verwiesen worden. 
"Natürlich", so Katasha A. Kelly, "profitiert die Königsfamilie von den 'Errungenschaften' des Kolonialismus. Bis hin zu den Juwelen ihrer Krone kam ja alles aus den ehemaligen Kolonien." 

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Die britische Imperialgeschichte ist zu wenig im Bewustsein verankert, findet Kelly: "Diese Dinge hätten ja auch zu Lebzeiten der Queen besprochen werden können. Das passierte ja nicht." Sie sieht darin ein Zeichen für das anhaltende Schweigen. Nun brauche es den Dialog, doch da "passiert leider zu wenig".

Die Aufarbeitung muss beginnen

Kelly sieht die einstigen Kolonialherren in der Verantwortung, ihre Geschichte aufzuarbeiten. Gleichzeitig fordert sie Unterdrückte auf, nicht leiser zu werden. "Der Widerstand ist genauso lang andauernd wie der Kolonialismus selbst."
Zwar erwartet Kelly nicht, dass die koloniale Geschichte und deren Machtverhältnisse nun aufgearbeitet werden. "Mit der neuen konservativen Premierministerin sieht es nicht so aus, als würde es in eine gute Richtung weitergehen."
Man müsse realistisch sein: "Um Kolonialismus abzuarbeiten, bräuchten wir durchaus 100 Jahre oder mehr. Heute können wir nur die Weichen dafür stellen."
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