Quartett der Kritiker

Wenn Bach das wüsste: Eine Melodie seiner h-Moll-Suite für Flöte und Streicher wird heutzutage als Handy-Klingelton missbraucht. Doch nicht nur diese "Badinerie" ist in die Musikgeschichte eingegangen.
Vier Kritiker, ein Moderator, ein Werk: So lautet die Formel für das "Quartett der Kritiker – zu Gast im Deutschlandradio Kultur". Dieses Mal trafen sich vier Jurymitglieder des Preises der deutschen Schallplattenkritik in Detmold, um im Rahmen einer öffentlichen Diskussion über Johann Sebastian Bach zu sprechen – und darüber, wie dessen h-Moll-Suite auf dem Plattenmarkt vertreten ist.

Nun gehört dieses Werk sicherlich zu Bachs bekanntesten, an Aufnahmen herrscht kein Mangel. Wie aber verhält sich die Inspiration der sehr unterschiedlichen Interpreten zu den mutmaßlichen Intentionen Bachs? Was wissen wir überhaupt über dieses Werk?

Um es vorwegzunehmen: Wir wissen eigentlich relativ wenig. Es wird vermutet, dass Bach diese Suite um 1720 in Köthen schrieb, als er Hofkapellmeister bei Fürst Leopold von Anhalt-Köthen war. Vereinzelte Notenhandschriften zu diesem Werk sind erst aus Bachs späteren Jahren in Leipzig überliefert, wo er die h-Moll-Suite für seine Auftritte im Zimmermannschen "Caffee-Hause" offenbar neu eingerichtet hat. Dass eine solche Musik nicht für ein modernes Sinfonieorchester geschrieben wurde, wie man es etwa in der Aufnahme Otto Klemperers hören kann, ist klar.

Erstaunlicherweise unterscheiden sich aber auch die Aufnahmen der Alte-Musik-Experten teilweise stark voneinander, sogar in puncto Besetzung. Und nicht wenige dieser Aufnahmen reklamieren stillschweigend, Bachs Absichten besonders nahezukommen…

Das Podium fand in der Detmolder Musikhochschule im Rahmen des Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft statt. Anschließend gab der flämische Barockgeiger Sigiswald Kuijken ein Konzert mit seinem Ensemble La Petite Bande – Höhepunkt des auf historischen Instrumenten vorgetragenen Programms war natürlich die h-Moll-Suite von Johann Sebastian Bach.


88. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft
Hochschule für Musik Detmold, Brahms-Saal
Aufzeichnung vom 11.05.2013

Quartett der Kritiker – zu Gast im Deutschlandradio Kultur
Johann Sebastian Bach: Orchestersuite Nr. 2 h-Moll

Volker Hagedorn
Matthias Hengelbrock
Carsten Niemann
Christoph Vratz

Moderation: Olaf Wilhelmer

In Zusammenarbeit mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik