Quartett der Kritiker beim Musikfest Berlin

Lyrische Seelengeheimnisse

Das Emerson String Quartet
Das Emerson String Quartet gastierte im Anschluss an das Kritikerquartett beim Musikfest Berlin © Lisa Mazzucco/Musikfest Berlin
23.09.2015
Das Musikfest Berlin bringt im September die bedeutendsten Klangkörper in die Hauptstadt. Aber auch kleine Besetzungen kommen nicht zu kurz. Das "Quartett der Kritiker" stimmt am Beispiel von Alban Bergs "Lyrischer Suite" auf die Kammermusik der Wiener Schule ein.
Alljährlich werden zum Saisonauftakt in Berlin die orchestralen Kräfte gebündelt: Die Berliner Festspiele und die Berliner Philharmonie richten das Musikfest Berlin aus, das in dieser Form – als Nachfolgerin der Berliner Festwochen – nun zum 11. Mal stattfindet. Hier treffen die Klangkörper der Hauptstadt auf die führenden Orchester der internationalen Szene, wobei die sinfonischen Programme alljährlich von hochkarätigen Kammerkonzerten flankiert werden. Ein gern gesehener Gast beim Musikfest Berlin ist das Emerson String Quartet, das einen der diesjährigen dramaturgischen Schwerpunkte aufgriff: Zum sinfonischen Schönberg-Zyklus steuerten die amerikanischen Musiker je ein Quartett von Schönberg, Webern und Berg bei – jeweils unter dem etwas entlegen wirkenden, aber für die Wiener Moderne markanten Aspekt der Kopplung Streichquartett und Stimme. Hierfür konnte die kanadische Koloratursopranistin Barbara Hannigan, die überragende Diva der modernen Musik, gewonnen werden – für ein Programm, das exklusiv für Berlin erarbeitet wurde.
Vor dem Konzert diskutierte das "Quartett der Kritiker" über die "Lyrische Suite" von Alban Berg. Die vier Juroren des Preises der deutschen Schallplattenkritik widmeten sich der reichen Diskographie dieses zweiten Bergschen Streichquartetts – eine Diskographie, die in den 1930er Jahren im unmittelbaren Umfeld des Komponisten beginnt und zur soeben erschienenen Neueinspielung mit dem Emerson String Quartet führt. Nachdem Jahrzehnte nach Bergs Tod viele persönliche Briefe und Aufzeichnungen des Komponisten entdeckt worden waren, wandelte sich der Blick auf die "Lyrische Suite" radikal: War sie bislang als eines der ersten kammermusikalischen Zwölftonwerke analysiert worden, so konzentrierte sich das Interesse nun auf das tragische Seelendrama, das Berg Note für Note in dieses Werk hineingeheimniste. Die anschließende Aufführung sendet Deutschlandradio Kultur am 24. September.
Musikfest Berlin
Ausstellungsfoyer des Kammermusiksaals, Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 10. September 2015
Quartett der Kritiker - zu Gast im Deutschlandradio Kultur
Die "Lyrische Suite" von Alban Berg
Ludolf Baucke, freier Journalist
Susanne Benda, Stuttgarter Nachrichten
Eleonore Büning, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Christian Wildhagen, Neue Zürcher Zeitung
Moderation: Olaf Wilhelmer
In Zusammenarbeit mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik