Putschversuch in Gabun

Europäische Unterstützung wäre "problematisch"

Ein Videostandbild zeigt drei Mitglieder der Republikanischen Garden in Gabun. Zwei von ihnen halten Gewehre in der Hand.
Das Videostandbild zeigt den sich selbst als Obiang Ondo Kelly, Kommandant der Republikanischen Garde, bezeichnenden Soldaten, der eine Erklärung vorliest, dass das Militär die Kontrolle über die Regierung übernommen hat. © dpa/Uncredited
Andreas Mehler im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
Gabuns autokratischer Präsident sollte vom Militär gestürzt werden. Nach nur einem Tag scheiterte der Putschversuch. Hätte Europa ihn unterstützen sollen? Nein, meint der Afrika-Experte Andreas Mehler. Ein Putsch sei kein guter Start für eine Demokratie.
Einst war das erdölreiche Gabun das Land mit dem höchsten Champagnerkonsum pro Kopf weltweit. Davon ist angesichts zurückgehender Ölreserven nicht mehr viel zu spüren, sagt Andreas Mehler, Direktor des Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI) und Professor für Entwicklungspolitik und Entwicklungstheorie an der Universität Freiburg.
"Wenn man sich das heute anschaut und durch die Straßen Librevilles geht – ich hatte gerade vor einem Monat die Gelegenheit – dann sieht man, dass es eben bergab geht, dass auch dieser Luxuskonsum, auf den sich die Elite eingestellt hat, zurückgeht und entsprechende Fachgeschäfte eben auch auf ihren Waren sitzenbleiben."

Muslimischer Präsident in einem christlichen Land

Seit Ali Bongo 2009 in Gabun an die Macht kam, herrsche im Land Krisenstimmung, sagt Mehler. Der Präsident, der seinen Vater im Amt beerbt habe, gelte als Nichtsnutz, der wenig Talente habe und sein Geld verplempere. "Er ist bestimmt nicht populär, er ist bestimmt nicht legitim, er ist im Übrigen wie sein Vater Muslim – in einem Land, das weit über 80 Prozent christlich geprägt ist", so der Afrika-Experte. "Auch dieser Faktor macht ihn unpopulär."
Ali Bongo, der Präsident der Republik von Gabun, bei der Ankunft zu einem Arbeitsessen mit den führenden Delegationsmitglieder des Nuklear-Gipfeltreffens im Weißen Haus in Washington, DC am 31.03.2016.
In Gabun herrscht die "Familiendiktatur" der Bongos. Derzeit an der Macht: Ali Bongo.© picture alliance / Pool via CNP / Ron Sachs
Obwohl Bongo seit seinem Amtsantritt Wahlen manipuliert habe und sehr wenige im Land seinem Regime eine Träne nachweinen würden – eine europäische Unterstützung des inzwischen gescheiterten Putschversuchs gegen Bongo hielte Mehler für problematisch: Ein Putsch sei wohl keine gute Startbedingung für eine Demokratie, betont er und verweist auf die mehr als 100 Putsche, die in Afrika seit dem Ende des Kolonialismus stattgefunden haben. "Und das waren eigentlich in der Regel keine Pro-Demokratie-Putsche."
Sicherheitskräfte patrouillieren nahe dem staatlichen Rundfunksender in Libreville, der Hauptstadt von Gabun. 
Sicherheitskräfte patrouillieren nahe dem staatlichen Rundfunksender© AFP / Steve JORDAN
Vor diesem Hintergrund sei es eine "große Errungenschaft", dass die Afrikanische Union (AU) vor wenigen Jahren beschlossen habe, dass ein nicht verfassungskonformer Regimewechsel in Afrika grundsätzlich zu verurteilen sei.
(uko)
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