Puccinis "Turandot" in Berlin

20.12.2008
Ein Märchen um eine schöne wie grausame Prinzessin – die letzte Oper Giacomo Puccinis, die er nicht mehr vollenden konnte. Die taffe Kaiserstochter verdreht den zahlreichen Freiern den Kopf und lässt diese dann auch gleich entfernen (wenn es den heißblütigen Rätselfreunden nicht gelingt, die drei Aufgaben zu lösen) und auf den Stadttoren aufpflanzen, als Trophäen – zur Abschreckung, auch zur Motivation. Prinz Calaf knackt die Rätsel und ist noch nicht am Ziel…
In der Berliner Staatsoper Unter den Linden wird die Berio-Fassung gegeben, und die ruft "mit ihrem Hang zum orientalischen Verwehen, mit ihren feinsinnig-klugen Anleihen bei Strawinsky und Strauss, bei Mahler und Schönberg ... nach einer Rehabilitierung Puccinis: als europäischer, rege am Kunst-Diskurs seiner Zeit Anteil nehmender Zeitgenosse. Der Italiener ist keineswegs, wie die Musikwelt meint, bloß ein begnadeter Kitschier und als solcher über die Maßen konkret. Puccini muss – und dafür ist Turandot das radikalste Beispiel, selbst wenn die musikalische Erfindungskraft bisweilen zu wünschen übrig lässt – an einer dezidiert antiwagnerischen Ästhetik gemessen werden. An einem Kunsterleben irgendwo zwischen Giacomo Meyerbeer und Kurt Weill, das auf Brüche setzt. Den Menschen, sagt Puccini und erschrickt selbst ein wenig darüber, ist jede halbwegs überschaubare Realität abhanden gekommen. Deshalb wählt er diesen Stoff, dieses Pseudo-China und das massenhafte Brimborium um ... eherne Gesetze und mörderische Liebesrätsel."
(Christine Lemke-Matwey in "Die Zeit", 02.10.2003 )



Live aus der Staatsoper Unter den Linden Berlin

Giacomo Puccini
"Turandot", Dramma lirico in drei Akten
Fragment des Finales vervollständigt von Luciano Berio
Libretto: Giuseppe Adami und Renato Simoni

Sylvie Valayre – Turandot
Peter-Jürgen Schmidt – Altoum
Andreas Bauer – Timur
Frank Porretta – Calaf
Adriane Queiroz – Liù
Alfredo Daza – Ping
Stephan Rügamer – Pang
Florian Hoffmann – Pong
Viktor Rud – Mandarin
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Leitung: Andris Nelsons

nach dem 1. Akt ca. 20:05 Nachrichten