Puccinis guter Freund: Franco Alfano

Zwischen großer Operndramatik und impressionistischer Zartheit

Der Komponist als junger Mann in einem Lehnstuhl sitzend.
Eine Fotografie des Komponisten Franco Alfano, der von 1876 bis 1954 lebte. © mago images / Leemage
Moderation: Stefan Lang; Gast: Klaus Simon |
Er war einer der Großen im Operngeschäft um 1900. Puccini war ein guter Freund, seine letzte Oper "Turandot" hat er vollendet. Alfanos Lieder erleben nun eine Neuentdeckung: Der Gesang voller italienischer Operndramatik, das Klavier glänzt impressionistisch.
Franco Alfano ist ausgeprochenen Puccini-Fans vom Namen her bekannt: "Das ist doch der, der 'Turandot' vollendet hat!" Giacomo Puccini konnte seine letzte Oper nicht zu Ende bringen, das Finale war nur in einigen Skizzen angelegt. Franco Alfano hat jenes Finale zu Ende komponiert, das heute weltweit zu hören ist.

Gefeierter Komponist seiner Zeit

Dass Franco Alfano selbst ein äußerst erfolgreicher Opernkomponist in Italien war, ist in Deutschland nicht gegenwärtig. Zu selten stehen heute seine Werke auf dem Spielplan, obwohl seine Bühnenstücke zu seinen Lebzeiten in ganz Europa und auch in Amerika, zum Beispiel in New York, gespielt wurden.

Anitquarisches Fundstück

Ein Zufall brachte den Pianisten Klaus Simon auf diesen Komponisten. "Es war in einem Musikalienhandel in Freiburg, der sehr gut sortiert ist. Da war ich ab und zu und bin 'rumgeschlichen'. Und da fand ich bei 'A' einen schönen dicken Band eines unbekannten Komponisten. Den nahm ich mir heraus, blätterte darin, und stellte fest: das sieht ja spannend aus."
Porträt des Komponisten mit markant-runder Brille
Der Pianist Klaus Simon freut sich über jeden neuen Franco-Alfano-Fan.© Klaus Simon / Anke Nevermann
Der Preis der Noten war nicht zu hoch, Simon investierte mit dem Gedanken: "Das kann man vielleicht mal brauchen." Zu Hause angekommen, legte er sich den Band gleich aufs Klavierpult, tastete sich durch die Werke "und war sofort Feuer und Flamme!".
Gleich stürzte er sich in die Recherche. "Ich war überrascht, wie wenig zu erfahren war. Das musste sich ändern." Und so entstanden die Aufnahmen, die heute präsentiert werden. Weitere Noten organisierte sich Klaus Simon über Verlage und Bibliotheken, die vereinzelte Ausgaben noch im Bestand hatten.
Franco Alfano wurde im gleichen Jahr wie Maurice Ravel geboren. Als Italiener war er allerdings musikalisch mit der Oper aufgewachsen. Und das merkt man seinen Liedern an, die diese italienische Gesangstradition atmen, wobei der Klavierpart von impressionistischen Zügen durchwirkt ist. Immerhin war Franco Alfano 1900 kurzzeitig für eine Ballettkomposition in Paris und kam mit der dortigen Musikszene in Kontakt.

Die Eigenart der Lieder

Für Simon ist Alfano ein spannender Stil-Hybrid, der am Anfang des 20. Jahrhunderts gewirkt hat. Die Lieder haben einen perlenden Fluss in der Klavierbegleitung, die Führung der Stimme verlangt aber nach einem dramatisch-kräftigen Ton.
Porträt der Sängerin, die direkt in mit ihren blauen Augen die Kamera schaut.
Alexandra Flood ließ sich in Australien als Koloratur-Sängerin ausbilden. © Alexandra Flood / Kristin Hoebermann
Den liefert die Sopranistin Alexandra Flood, mit der der Pianist diese Aufnahmen unbedingt umsetzen wollte. Ihr voluminöser Sopran schafft die schweren Partien völlig mühelos.
Franco Alfano:
Vocalise-étude pour voix élevées (1929)
Tre nuovi poemi (1939)
I. Ninna nanna die mezzanotte (Text: Cesare Meano 1899-1954)
II. Melodia (Text: Meano)
III. Preghiera alla Madonna (Text: Luigi Orsini 1873-1954)
E giunto il nostro ultimo autunno (1943) (Text: Miranda Bona Lebensdaten unbekannt)
-Due canti napoletani (1944):
1. Nennella
-Sette Liriche per canto e pianoforte (1947)
I: La notte e l'anima (Text: Rainer Marie Rilke, 1875-1926)
II: Non so (Text: Rabindranath Tagore, 1861-1941)
III: Se taci (Text: Tagore)
IV: Si addenso le nubi (Text: Tagore)
V: Scendesti dal tuo trono (Text: Tagore)
VI: Venne e mi sedette accanto (Text: Tagore)
VII: Non hai udito i suoi passi (Text: Tagore)

Alexandra Flood, Sopran
Klaus Simon, Klavier

Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2019. Aufnahmen vom Januar 2019 im Hans-Rosbaud-Studio des SWR/ Baden-Baden. Die Aufnahmen werden beim Berliner Label bastille musique erscheinen.
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