Publizistin Miriam Meckel

„Immer in die eigenen Ängste reingehen“

33:47 Minuten
Miriam Meckel bei einer Diskussionsrunde
Unser Studiogast: die Publizistin Miriam Meckel. © dpa
Moderation: Susanne Führer · 04.03.2019
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Mit Anfang 30 wurde sie Regierungssprecherin in Nordrhein-Westfalen, heute ist sie Herausgeberin der „Wirtschaftswoche“ und Universitätsprofessorin. Und nebenbei schreibt Miriam Meckel noch Bücher. Voriges Jahr erschien: „Mein Kopf gehört mir“.
Zum ersten Mal erregte Miriam Meckel Aufsehen, als sie mit Anfang 30 Regierungssprecherin in Nordrhein-Westfalen wurde. Doch aus der Politik stieg sie wieder aus. 2014 wurde die Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin Miriam Meckel – als erste Frau – Chefredakteurin der "Wirtschaftswoche", inzwischen ist sie deren Herausgeberin.
Wie sie zu dem Selbstvertrauen kam, das sie für ihre steile Karriere brauchte, erzählte sie "Im Gespräch".

In die Ängste reingehen

"Das habe ich mir im Kampf gegen eine gewisse Schüchternheit, die in Sachen Selbstvertrauen bei uns zu Hause herrschte, angeeignet. In der Psychologie würde man sagen contra-phobisches Verhalten. Das hat bei mir hervorragend funktioniert, immer in die eigenen Ängste reingehen, um dann irgendwann gar nicht mehr zu merken, dass man sie hat."
Auch mit ihrem Privatleben stand sie im Fokus der Öffentlichkeit: Als Frau der Journalistin Anne Will und als sie einen Burnout erlitt und darüber ein Buch schrieb. Heute ist sie geradezu dankbar dafür, in ihrem Glauben erschüttert worden zu sein, dass ihr alles gelingt.

Nach dem Zusammenbruch

"Ich glaube, wenn ich das vergleiche, dann mag ich mich als Mensch nach dem Zusammenbruch eigentlich lieber als vorher. Weil Menschen, die das Gefühl haben für sich selber, sie schaffen immer alles, sind eigentlich ziemlich schrecklich."
Neben ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit als Professorin für Unternehmenskommunikation in St. Gallen schreibt Meckel auch populär-wissenschaftliche Bücher, zuletzt erschien: "Mein Kopf gehört mir. Eine Reise durch die schöne neue Welt des Brainhacking".

Vor Selbstversuchen nicht zurückgeschreckt

Drei Jahre hat sie an ihrem jüngsten Buch gearbeitet und ist vor Selbstversuchen nicht zurückgeschreckt. So jagte sie sich nicht nur Strom ins Gehirn, sondern verbrachte auch 24 Stunden in einem stockdunklen Keller mit einem faszinierenden Ergebnis.
"Ich habe Bilder gesehen, ich habe Lichtinstallationen gesehen, ich habe Bildschirme auf einer Wand gesehen, die nicht da waren. Hinter diesen Bildschirmen liefen Menschen, die nicht da waren. Ich habe beleuchtete Aufzüge rauf und runter fahren sehen. Also es war alles wie ein veritabler LSD-Trip ohne LSD. Das liegt daran, dass das Gehirn unter der Bedingung des Reiz-Entzuges, die Inputs selber kreiert, die wir normalerweise in der Welt von außen bekommen – und das ist wirklich wie ein Roadtrip der Seele."
Um sich von all ihren Aktivitäten und auch ein bisschen von sich selbst zu erholen, fahre sie am liebsten in die Wüste.
"In der Wüste gibt es eine ganz bestimmte Stille und Einsamkeit. Positive Einsamkeit, die ich unglaublich genießen kann."

Sie hören eine Wiederholung vom 17. April 2018.