Publikum entscheidet über nackte "Manns-Bilder" in Bremer Ausstellung

    Gemälde von Felice Ficherelli aus dem 17. Jahrhundert: Der Heilige Sebastian wird von der Heiligen Irene geheilt. Achteckige Bilder wie dieses symbolisieren die Vollkommenheit
    Gemälde von Felice Ficherelli aus dem 17. Jahrhundert: Der Heilige Sebastian wird von der Heiligen Irene geheilt. Achteckige Bilder wie dieses symbolisieren die Vollkommenheit © © Haukohl Family Collection / Foto: Tom Lucas / MNHA Luxembourg
    Vor einer Ausstellung mit männlichen Akten auf Papier lässt die Kunsthalle Bremen im Internet darüber abstimmen, welche Werke gezeigt werden. Bei einer ersten Auswahl zwischen zwei Darstellungen des Hl. Sebastian entschied sich das Publikum mit Mehrheit für ein Blatt von Albrecht Dürer, wie die Kunsthalle mitteilte. Es sei eine "brillante Idee", meint Pawel Leszkowicz, Professor im Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt Universität in Berlin und Autor des Buches "Der nackte Mann. Männerakt in der polnischen Kunst nach 1945" (auf Polnisch). "Es ist eine Art demokratischen Kuratoriums", sagte der Kunsthistoriker auf Anfrage vom Deutschlandfunk Kultur: "Das bedeutet, die Kuratoren wollen so inklusiv werden, wie nur möglich und das Publikum in die Gestaltung der Ausstellung miteinbeziehen. Das wird die Ausstellung noch populärer machen und Teil der Kuratorenmacht dem Publikum abgeben. Es öffnet auch den männlichen Akt für die allgemeine Öffentlichkeit, der ja im 20. Jahrhundert mit Pornografie und Homosexualität assoziiert wurde". Ab dem 8. Februar und im März werden zwei männliche Akte von Paula Modersohn-Becker sowie zwei Werke von Hendrick Goltzius gegenübergestellt. Das Publikum kann sich durch die Kommentar-Funktion jeweils für eines der beiden Werke aussprechen. Die Bilder, die die meisten Stimmen bekommen, werden dann ab dem 6. Juli mit rund 80 weiteren nackten Männern in der Ausstellung präsentiert.