Pu der Bär wird 80

13.10.2006
Winnie the Pooh feiert am 14. Oktober seinen 80. Geburtstag. Oder wie er selbst sagen würde seinen "Burzeltag". Anlässlich dieses Jubiläums hat der Verlag Kein & Aber eine Geburtstagsedition des Hörbuches herausgebracht.
"Singt Ho! der Bär soll leben!
Singt Ho! der Bär soll leben!
Es ist mir egal, ob Schnee oder Regen,
Meine Nase riecht Honig auf allen Wegen!
Es macht mir nichts aus, ob es schneit oder taut,
Denn ich hab mir die Pfoten mit Honig besaut!
Singt Ho! der Bär soll leben!
Singt Hu! leben soll Pu!
Er braucht einen kleinen Mundvoll ab und zu!"

1926 schuf der britische Dichter und Satiriker A.A. Milne Pu den Bären. Er tat es für seinen Sohn Christopher Robin, der auch in dem Buch mitspielt. Wie seine Schriftsteller-Kollegen Tolkien und Lewis Carrol hatte auch Milne das Grauen des Ersten Weltkrieges in den Schützengräben Frankreichs erlebt. Und alle drei Autoren waren sich danach einig: Literatur zu schreiben, die zeigt, dass die Welt doch zu retten ist, dass sie so schön sein kann, - keine Frage.

"Fragen, Fragen, immer nur Fragen.
Es kann der Käfer den Specht nicht ertragen,
gib mir ein Rätsel auf; ich werde sagen:
Da musst Du jemand anders fragen."

Für Pu den Bären, den großen Philosophen, der allerdings im Buch als Bär mit geringem Verstand beschrieben wird, - pures britisches Understatement - ist die Welt einfach und schön, solange er sich den Bauch mit Honig vollschlagen kann. Schenken Sie ihm zum Geburtstag also bitte keine Buntstifte oder ähnliches, die hat er außerdem bei der letzten Party schon geschenkt bekommen.

"Es war ein spezieller Buntstiftkasten, es gab Stifte, auf denen B stand, und das hieß Bär, und es gab Stifte, auf denen HB stand, und das hieß hilfsbereiter Bär, und es gab Stifte, auf denen TB stand, und das hieß tapferer Bär. Es gab ein Messer, mit dem man alle Stifte anspitzen konnte, und einen Radiergummi, mit dem man alles ausradieren konnte, falls man falsch buchstabiert hatte, und ein Lineal, damit die Wörter etwas hatten, auf dem sie gehen konnten; und Zentimeter waren auf dem Lineal verzeichnet, falls man wissen wollte, wie viel Zentimeter alles lang war, und blaue Stifte und rote Stifte und grüne Stifte, um spezielle Sachen in blau und rot und grün sagen zu können, und all diese Sachen waren in ihren eigenen kleinen Taschen in einem speziellen Kasten, der klick machte, wenn man ihn zuklickte, und sie waren alle für Pu."

Jedes Kind hat mindestens einen besten Freund, seinen Teddybären. 1902 erblickte er das Licht der Welt, ein Jahr später saß er auf der Leipziger Messe neben seiner Schöpferin Margarete Steiff. Zufällig kaufte dort der Sekretär des amerikanischen Präsidenten Theodor Roosevelt einen der Steiff-Bären und brachte ihn dem Präsidenten mit, der ihn seiner Tochter zum Geburtstag schenkte. Die gab dem Steiff-Bären den Spitznamen ihres Vater, dessen Freunde hatten aus Theodor, Theodor, einfach Teddy gemacht. Der Steiff-Teddy avancierte zum Medien-Star. Nur Wochen später bekam Margarete Steiff Post, die USA orderten die ersten 3000 german teddy-bears.
Aber warum mögen nun eigentlich die Kinder gerade den Bären so gerne? Fragen, Fragen über Fragen!

"Fragen, Fragen, immer nur Fragen.
Ein Fisch kann nicht pfeifen, und ich kann nicht klagen,
gib mir ein Rätsel auf; ich werde sagen:
Da musst Du jemand anders fragen.

Fragen, Fragen, immer nur Fragen.
Unsichtbar wird der Honig im Magen.
Gib mir ein Rätsel auf; ich werde sagen:
Da musst Du jemand anders fragen."

Sie haben nie Pu der Bär gelesen? Sie kennen nicht seine Freunde? Ferkel, Eule, I-Ah, den Esel, den ungestümen Tiger und die anderen? Und was, Sie sind schon erwachsen? Dann allerdings ist es höchste Zeit!

Prächtig lädt die Geburtstagsedition des Kein & Aber-Verlages zum tief zufriedenen Schmunzeln ein, liebevoll illustriert die Hörbuch-Kassette und das Booklet, dazu gibt’s eine große Karte des Pu-Landes mit dem 100-Morgen-Wald, und das zu einem um 15 Euro gesenkten Jubel-Preis.

Ja, und kongenial vorgetragen von dem, den seine Freunde Pu oder auch den Bären nennen. Pu lebt, er heißt im richtigen Leben Harry Rowohlt. Sehen kann man ihn als Stadtstreicher in der Lindenstraße.
Und wie heißt’s im Buch? Pu, wir reichen dir in Liebe unsere Hände. Ende.

"So, Ferkel, dann wollen wir mal nach Hause gehen. Aber Pu, schrie Ferkel ganz aufgeregt, weißt du denn den Weg? Nein, sagte Pu, aber in meinem Schrank stehen zwölf Töpfe Honig, und die rufen mich schon seit Stunden; ich konnte sie vorher nicht richtig hören, weil Kaninchen immer geredet hat. Aber wenn sonst niemand etwas sagt, sondern nur die zwölf Töpfe, dann, glaube ich, Ferkel, werde ich wissen, woher die Rufe kommen. Komm mit!"

Rezensiert von Lutz Bunk

Alexander Alan Milne: Pu der Bär
Übersetzt und gelesen von Harry Rowohlt
Kein & Aber Verlag 2006
6 CDs, 19,90 Euro