Psychotherapie für den Feldherrn
In dieser Saison stellt die Deutsche Oper in Berlin den Komponisten Richard Strauss in den Mittelpunkt. In „Die ägyptische Helena“ hat Regisseur Marco Arturo Marelli die Handlung in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verlegt. Darin geht es um die Wiederannäherung von zwei Eheleuten, die von einer therapeutischen Krise in die andere gejagt werden.
Helena hat sich während des Krieges nicht nur mit Paris vergnügt, sondern gleich jede Menge knackige Soldaten in ihr Bett gelassen. Das macht der Regisseur Marco Arturo Marelli deutlich, noch bevor die Musik anfängt. Kein Wunder, dass der ohnehin durch den Krieg traumatisierte Gatte Menelas vor Eifersucht nicht mehr ein noch aus weiß und seine untreue Gattin nach Soldatenart umbringen will. Doch die kluge Aithra weiß Rat: sie verordnet dem Feldherrn eine Psychotherapie, in der er sich mit seinen Traumata, mit dem Krieg und der Untreue seiner Frau auseinandersetzen muss.
Dazu verlegt Marelli die Handlung in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, also die Entstehungszeit der mythenbefrachteten Oper. Auf einer Drehbühne ist dreimal der gleiche Raum mit Variationen aufgebaut. Zunächst als postkoloniales Hotelfoyer in einem arabischen Land mit holzgetäfelten Wänden, schweren Ledersesseln und Sofas und dem Blick auf eine Moschee. Nach der ersten Drehung des Raums fällt der Blick auf ein großes Ehebett, die restlichen Möbel schweben im Raum, die Moschee steht auf dem Kopf. Das dritte Segment schließlich gibt den Blick frei auf eine kriegsverwüstete Landschaft, in der Menelas noch einmal den Mord an Paris durchleben wird.
Der simple Trick mit der Psychotherapie funktioniert vor allem deshalb so gut, weil schon das Libretto stark psychologisierend aufgebaut ist. Der hochproblematische Text ächzt zwar vernehmlich unter der Bildungsschwere Hugo von Hofmannthals, aber Marelli traut der verästelten Handlung noch in den schwächsten Momenten. Außerdem wird Menelas nicht bloß platt auf die Couch gelegt, sondern Marelli hält das Bühnengeschehen klug in der Schwebe.
So gelingt Marelli das Kunststück, dass die arg konstruierte Wiederannäherung der beiden Gatten nach verschiedenen Eifersuchtsanfällen mit Maschinengewehr- und Messerattacken überraschenderweise doch recht anrührend ausfällt. Erst kurz vor Schluss wird deutlich, dass Menelas von der klugen Aithra in therapeutischer Absicht von einer Krise in die andere gejagt wurde. Gesungen wird diese Therapeutin von der sensationellen Laura Aikin, die verschwenderisch ihre wunderschönen Töne ausstreute.
Genau diese selbstlose Großzügigkeit fehlte Ricarda Merbeth in der Titelpartie. Ihre akkurate und genau kalkulierte Linienführung ließ nichts zu wünschen übrig als jene stimmlich-erotische Verführungskunst, die gerade die großen Straussrollen doch so dringend brauchen, um das Publikum wirklich hinzureißen. So recht sympathisch wird einem diese Helena den ganzen Abend hindurch nicht.
Im hohen Alter bekannte Richard Strauss, er habe nie gelernt, wie man für Tenöre schreibt, und dachte dabei wohl auch an die undankbare Partie des Menelas. Die eigentlich erforderliche Mischung aus Richard Tauber und Lauritz Melchior gibt es wohl nirgends, und dass Robert Chafin mit seiner klangvollen, lyrischen Stimme anständig durch die Partie kommt, ist schon eine große Leistung. Extrem schwach ist hingegen der Altair des Baritons Morten Frank Larsen. Das Orchester zeigt sich unter dem Dirigenten Andrew Litton hingegen in Hochform und sorgt mit den rauschhaften Klängen des späten Richard Strauss für Begeisterungsstürme.
Dazu verlegt Marelli die Handlung in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, also die Entstehungszeit der mythenbefrachteten Oper. Auf einer Drehbühne ist dreimal der gleiche Raum mit Variationen aufgebaut. Zunächst als postkoloniales Hotelfoyer in einem arabischen Land mit holzgetäfelten Wänden, schweren Ledersesseln und Sofas und dem Blick auf eine Moschee. Nach der ersten Drehung des Raums fällt der Blick auf ein großes Ehebett, die restlichen Möbel schweben im Raum, die Moschee steht auf dem Kopf. Das dritte Segment schließlich gibt den Blick frei auf eine kriegsverwüstete Landschaft, in der Menelas noch einmal den Mord an Paris durchleben wird.
Der simple Trick mit der Psychotherapie funktioniert vor allem deshalb so gut, weil schon das Libretto stark psychologisierend aufgebaut ist. Der hochproblematische Text ächzt zwar vernehmlich unter der Bildungsschwere Hugo von Hofmannthals, aber Marelli traut der verästelten Handlung noch in den schwächsten Momenten. Außerdem wird Menelas nicht bloß platt auf die Couch gelegt, sondern Marelli hält das Bühnengeschehen klug in der Schwebe.
So gelingt Marelli das Kunststück, dass die arg konstruierte Wiederannäherung der beiden Gatten nach verschiedenen Eifersuchtsanfällen mit Maschinengewehr- und Messerattacken überraschenderweise doch recht anrührend ausfällt. Erst kurz vor Schluss wird deutlich, dass Menelas von der klugen Aithra in therapeutischer Absicht von einer Krise in die andere gejagt wurde. Gesungen wird diese Therapeutin von der sensationellen Laura Aikin, die verschwenderisch ihre wunderschönen Töne ausstreute.
Genau diese selbstlose Großzügigkeit fehlte Ricarda Merbeth in der Titelpartie. Ihre akkurate und genau kalkulierte Linienführung ließ nichts zu wünschen übrig als jene stimmlich-erotische Verführungskunst, die gerade die großen Straussrollen doch so dringend brauchen, um das Publikum wirklich hinzureißen. So recht sympathisch wird einem diese Helena den ganzen Abend hindurch nicht.
Im hohen Alter bekannte Richard Strauss, er habe nie gelernt, wie man für Tenöre schreibt, und dachte dabei wohl auch an die undankbare Partie des Menelas. Die eigentlich erforderliche Mischung aus Richard Tauber und Lauritz Melchior gibt es wohl nirgends, und dass Robert Chafin mit seiner klangvollen, lyrischen Stimme anständig durch die Partie kommt, ist schon eine große Leistung. Extrem schwach ist hingegen der Altair des Baritons Morten Frank Larsen. Das Orchester zeigt sich unter dem Dirigenten Andrew Litton hingegen in Hochform und sorgt mit den rauschhaften Klängen des späten Richard Strauss für Begeisterungsstürme.