Der tiefe Fall des Bill Cosby

Die Missbrauchsaffäre geht weiter: Der US-Komiker Bill Cosby muss jetzt in einem Fall Rede und Antwort stehen. Allerdings gelangen die Aussagen nicht an die Öffentlichkeit. Dafür äußerten sich 29 Frauen im Fernsehsender NBC, berichtet der Korrespondent Wolfgang Stuflesser.
"Im Moment wissen wir noch nicht einmal, ob er überhaupt ausgesagt hat", berichtete Los-Angeles-Korrespondent Wolfgang Stuflesser im Deutschlandradio Kultur über den Zivilprozess, bei dem der Richter erst im Anschluss entscheiden will, ob das Befragungsprotokoll unter Verschluss bleibt oder ganz- oder teilweise veröffentlicht wird. "Hintergrund könnte sein, dass der Einfluss der Medien nicht noch größer werden soll, als er sowieso schon ist," erklärte Stuflesser.
Der Fall ist im Unterschied zu anderen noch nicht verjährt
Bedeutend sei an der aktuellen Zivilklage, dass der Fall im Unterschied zu anderen nicht verjährt sei, da die Frau, die Cosby der Vergewaltigung beschuldigt, damals erst 15 Jahre alt und damit minderjährig gewesen sei. Sie wirft dem Komiker vor, sie 1974 in der Playboy-Mansion in Los Angeles zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben.
"Bill Cosby ist trotz der vielen Fälle, in denen er beschuldigt wird nicht nur nicht verurteilt worden, er wurde noch nicht einmal angeklagt. Und daher sagen jetzt natürlich auch viele andere Frauen, sie hoffen – wenn es denn zuträfe - dass es nicht wieder zu einem Vergleich kommt, bei dem beide Seiten dann wieder Stillschweigen vereinbaren."
Der Fernsehsender NBC hat Aussagen von 29 Frauen online gestellt
Der Fernsehsender NBC habe jetzt die Äußerungen von insgesamt 29 weiteren Frauen online gestellt, die erklären, dass Bill Cosby sie zum Sex gezwungen habe. Drei Frauen allerdings "drehen den Spieß im Grunde genommen um". Sie haben Cosby wegen Verleumdung verklagt, da dessen Anwälte sie als Lügnerinnen dargestellt hätten.
In der aktuellen Debatte werde auch eine Verschiebung in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich, im Gegensatz zu den 70-er-Jahren, "als dieses Victim-Blaming, dass Opfern sexueller Gewalt auch noch vorgeworfen wird, sie hätten das Verbrechen in Anführungszeichen auch noch provoziert," sagte Stuflesser.