Prozess gegen Orhan Pamuk vertagt

16.12.2005
Im Prozess gegen den Schriftsteller Orhan Pamuk hat sich die Türkei etwas Luft verschafft. Das Verfahren in Istanbul gegen den 53-jährigen wegen "Beleidigung des Türkentums" wurde kurz nach Beginn auf Februar vertagt.
Nach Ansicht der Richter muss Pamuk nach altem Strafrecht zur Verantwortung gezogen werden. Der Autor habe sein Delikt vor Änderung des Gesetzes begangen, deshalb müsse sich nun Justizminister Cemil Citek mit dem Fall befassen.

Pamuk ist wegen eines Interviews von Anfang des Jahres angeklagt. Damals hatte er gesagt, in der Türkei seien bei Massakern während des Ersten Weltkriegs eine Million Armenier getötet worden. Das offizielle Ankara hat einen Völkermord stets bestritten.

Der türkische Schriftsteller wurde in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Vorgeschlagen für den Preis wurde Pamuk von der österreichischen Schriftstellerin Barbara Frischmuth.

Im Deutschlandradio Kultur sagte Frischmuth, da der Prozess gegen Pamuk nun aufgerollt worden sei, könne die Türkei auch den Völkermord an den Armeniern nicht weiter verdrängen. Jetzt müsse dazu gestritten werden.

Das Gespräch mit Barbara Frischmuth können Sie bis zu acht Wochen nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.