Prothese ohne Phantomschmerz
Etwa 80 Prozent aller Patienten, die an Extremitäten amputiert wurden, leiden unter Phantomschmerzen. Nun soll eine künstliche Hand mit Myoelektroden, die an der Universität Jena entwickelt wurde, den Schmerz abbauen und verschwinden lassen.
Sebastian Simon mischt Karten. Eine Meisterleistung. Denn durch einen Arbeitsunfall verlor er die rechte Hand. Seit zehn Jahren trägt er eine Prothese, die er sehr gut beherrscht. Doch jetzt trainiert er mit einer künstlichen Hand, die von den Schmerzforschern der Universität Jena entwickelt wurde.
"Das Ziel ist eigentlich: Mehr mit der Prothese umgehen zu können und durch dieses Elektroden ansteuern, dann halt auch den Phantomschmerz mit zu bekämpfen, den zu lindern. Phantomschmerz ist für mich ein Kribbeln von dem Glied, das nicht mehr da ist."
Die Hände des Menschen und ihre mannigfachen Bewegungen sind im Gehirn sehr stark verankert. Wenn bei einer Amputation viele Neuronen arbeitslos werden, können Schmerzen entstehen. Thomas Weiß, Professor am Lehrstuhl für klinische Psychologie, über die Ursachen:
"Diese Neuronen wollen nicht arbeitslos bleiben. Sie haben die Möglichkeit, von benachbarten Strukturen Informationen aufzunehmen. Das gelingt mit der Zeit über Prozesse, die wir vom Lernen kennen. Eigentlich ein nahezu normaler Lernprozess. Aber unter pathologischen Bedingungen. Wenn jetzt aber die Neuronen durch benachbarte Strukturen erregt werden, auch solche Neuronen, die dann aktiv waren, wenn eben der Daumen oder der Finger geschmerzt hat - eine solche Aktivierung der Neuronen gelingt durch andere Strukturen -, dann haben wir das Phänomen Phantomschmerz. Weil das Neuron in dem Netzwerk arbeitet und sagt: Ich bin jetzt aktiv! Ich fühle Schmerz!"
Obwohl Sebastian Simon durch jahrelanges Training mit seiner Prothese eingespielt ist, gibt es ein Problem:
"Es kommt ab und zu vor, dass man sich überhaupt nicht mehr konzentrieren kann. Dass man einfach nur Schmerzen verspürt an einem Glied, das überhaupt nicht mehr da ist. Es ist doch wirklich belastend."
Das soll sich jetzt mit der neuen künstlichen Hand des Instituts für Psychologie ändern. Aus der Prothese kommen farbige Drähte, die auf dem Oberarm befestigt werden. Die Fachleute sprechen von Myoelektroden. Der Ergotherapeut Hendrik Möbius:
"Myo sagt schon der Name für Muskel. Und Elektroden für die Elektroden, für die Abnehmer. Über die Myoelektroden wird Muskelpotential in elektrische Signale umgewandelt. Daher besteht dann auch die Möglichkeit, dadurch die Prothese ansteuern zu können."
Wenn der Patient eine Prothese benutzt, hat er normalerweise keine Rückmeldung darüber, wie stark er zugreift. Spielt Sebastian Simon mit der neuen Hand Karten, dann fällt ein Lächeln in seinem Gesicht auf. Über die Muskelelektroden bekommt er eine Rückmeldung. Das Signal gelangt ins Gehirn. So sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen lässt sich die Prothese steuern, wodurch die Neuronen zum andern wieder Arbeit bekommen und der Phantomschmerz verringert oder sogar überwunden werden kann. Die Psychologin Sandra Preissler:
"Wir nutzen diese Rückmeldung auf den Oberarm, den amputierten Arm dazu, dass halt dieser Oberarm auch größer wieder, also wir hoffen, dass er dadurch größer wieder dargestellt wird und dass dadurch die Schmerzen reduziert, die die Menschen empfinden, weil das wieder mit sinnvollen Informationen aus der Nutzung der Prothesenhand versehen wird."
Bereits im Jahr 1999 hatte Thomas Weiß die Idee, im Kampf gegen den Phantomschmerz einen neuen Weg einzuschlagen. Die Anregung kam durch die klassische Sauerbruchprothese, bei der in die verbliebenen Muskel Stifte eingesetzt wurden, um den Phantomschmerz zu reduzieren:
"Die waren pfiffig, weil sie die Möglichkeit an den Patienten weitergegeben haben, Informationen vom Greifvorgang direkt über die Muskelafferenz, über die Muskelsensoren wahrzunehmen. Der Nachteil dieser Prothesen war, dass sie nicht in der Lage waren, die Kräfte zu erzeugen, die man mit den heutigen Prothesen erzeugen kann und die wahrscheinlich der Patient auch einfach erwartet. Deswegen brauchen wir diese neue Prothese denke ich, die beides kann: Sensorik zurück geben und die Kräfte erzeugen."
Vor einigen Jahren war die neue Hand noch mit einem großer Kasten verbunden. Mittlerweile ist nur noch ein Kästchen erforderlich, dass sich am Oberarm anbringen lässt. Die Entwicklung der Handprothese ohne Phantomschmerz ist in vollem Gange. Auch bei Sebastian Simon beginnt die Therapie gegen Phantomschmerz anzuschlagen:
"Ich führe schon seit mehreren Wochen ein Schmerztagebuch. Wenn ich da einfach mal zurückblättere, muss ich doch sagen, dass meine Phantomschmerzen doch schon durch diese Übungen ein klein wenig zurückgegangen sind."
"Das Ziel ist eigentlich: Mehr mit der Prothese umgehen zu können und durch dieses Elektroden ansteuern, dann halt auch den Phantomschmerz mit zu bekämpfen, den zu lindern. Phantomschmerz ist für mich ein Kribbeln von dem Glied, das nicht mehr da ist."
Die Hände des Menschen und ihre mannigfachen Bewegungen sind im Gehirn sehr stark verankert. Wenn bei einer Amputation viele Neuronen arbeitslos werden, können Schmerzen entstehen. Thomas Weiß, Professor am Lehrstuhl für klinische Psychologie, über die Ursachen:
"Diese Neuronen wollen nicht arbeitslos bleiben. Sie haben die Möglichkeit, von benachbarten Strukturen Informationen aufzunehmen. Das gelingt mit der Zeit über Prozesse, die wir vom Lernen kennen. Eigentlich ein nahezu normaler Lernprozess. Aber unter pathologischen Bedingungen. Wenn jetzt aber die Neuronen durch benachbarte Strukturen erregt werden, auch solche Neuronen, die dann aktiv waren, wenn eben der Daumen oder der Finger geschmerzt hat - eine solche Aktivierung der Neuronen gelingt durch andere Strukturen -, dann haben wir das Phänomen Phantomschmerz. Weil das Neuron in dem Netzwerk arbeitet und sagt: Ich bin jetzt aktiv! Ich fühle Schmerz!"
Obwohl Sebastian Simon durch jahrelanges Training mit seiner Prothese eingespielt ist, gibt es ein Problem:
"Es kommt ab und zu vor, dass man sich überhaupt nicht mehr konzentrieren kann. Dass man einfach nur Schmerzen verspürt an einem Glied, das überhaupt nicht mehr da ist. Es ist doch wirklich belastend."
Das soll sich jetzt mit der neuen künstlichen Hand des Instituts für Psychologie ändern. Aus der Prothese kommen farbige Drähte, die auf dem Oberarm befestigt werden. Die Fachleute sprechen von Myoelektroden. Der Ergotherapeut Hendrik Möbius:
"Myo sagt schon der Name für Muskel. Und Elektroden für die Elektroden, für die Abnehmer. Über die Myoelektroden wird Muskelpotential in elektrische Signale umgewandelt. Daher besteht dann auch die Möglichkeit, dadurch die Prothese ansteuern zu können."
Wenn der Patient eine Prothese benutzt, hat er normalerweise keine Rückmeldung darüber, wie stark er zugreift. Spielt Sebastian Simon mit der neuen Hand Karten, dann fällt ein Lächeln in seinem Gesicht auf. Über die Muskelelektroden bekommt er eine Rückmeldung. Das Signal gelangt ins Gehirn. So sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen lässt sich die Prothese steuern, wodurch die Neuronen zum andern wieder Arbeit bekommen und der Phantomschmerz verringert oder sogar überwunden werden kann. Die Psychologin Sandra Preissler:
"Wir nutzen diese Rückmeldung auf den Oberarm, den amputierten Arm dazu, dass halt dieser Oberarm auch größer wieder, also wir hoffen, dass er dadurch größer wieder dargestellt wird und dass dadurch die Schmerzen reduziert, die die Menschen empfinden, weil das wieder mit sinnvollen Informationen aus der Nutzung der Prothesenhand versehen wird."
Bereits im Jahr 1999 hatte Thomas Weiß die Idee, im Kampf gegen den Phantomschmerz einen neuen Weg einzuschlagen. Die Anregung kam durch die klassische Sauerbruchprothese, bei der in die verbliebenen Muskel Stifte eingesetzt wurden, um den Phantomschmerz zu reduzieren:
"Die waren pfiffig, weil sie die Möglichkeit an den Patienten weitergegeben haben, Informationen vom Greifvorgang direkt über die Muskelafferenz, über die Muskelsensoren wahrzunehmen. Der Nachteil dieser Prothesen war, dass sie nicht in der Lage waren, die Kräfte zu erzeugen, die man mit den heutigen Prothesen erzeugen kann und die wahrscheinlich der Patient auch einfach erwartet. Deswegen brauchen wir diese neue Prothese denke ich, die beides kann: Sensorik zurück geben und die Kräfte erzeugen."
Vor einigen Jahren war die neue Hand noch mit einem großer Kasten verbunden. Mittlerweile ist nur noch ein Kästchen erforderlich, dass sich am Oberarm anbringen lässt. Die Entwicklung der Handprothese ohne Phantomschmerz ist in vollem Gange. Auch bei Sebastian Simon beginnt die Therapie gegen Phantomschmerz anzuschlagen:
"Ich führe schon seit mehreren Wochen ein Schmerztagebuch. Wenn ich da einfach mal zurückblättere, muss ich doch sagen, dass meine Phantomschmerzen doch schon durch diese Übungen ein klein wenig zurückgegangen sind."